Gedenkveranstaltung zum 90. Geburtstag von Engelbert Wagner in Hausen

Spendenübergabe durch Bettina Wagner an Bürgermeister Bernd Ruppert im Rahmen der Gedenkveranstaltung von Engelbert Wagner
Spendenübergabe durch Bettina Wagner an Bürgermeister Bernd Ruppert im Rahmen der Gedenkveranstaltung von Engelbert Wagner; Bild: privat

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

anlässlich des 90. Geburtstag von Engelbert Wagner fand am 08.05.2023 eine Gedenkveranstaltung in der Goglscheune statt. Da uns dieses leider bei seinem Tod am 25.04.2021 während der Corona-Zeit verwehrt blieb.

Gedenkveranstaltung zum 90. Geburtstag von Engelbert Wagner; Bild: privat

Gedenkveranstaltung zum 90. Geburtstag von Engelbert Wagner; Bild: privat

An den Gästen sah man schon, mit wem er es während seines Schaffens unter anderem zu tun hatte. Viele Weggefährten können zwar aus den unterschiedlichsten Gründen gar nicht anwesend sein. Stellvertretend konnte ich von Professor Dr. Günter Dippold, dem Kultur- und Heimatpfleger vom Bezirk Oberfranken schöne Grüße ausrichten. Er war auf einer Tagung in Berlin und war in Gedanken bei uns sein.

Neben seiner Frau Irene Wagner und der Tochter Frau Professor Dr. Bettina Wagner, sowie alle Verwandten konnte ich

Herrn Dr. Marco Bambach, dem Vorstand des Blindeninstituts, Anton Eckert, ehemaliger Mitarbeiter für Kultur am Landratsamt Forchheim, Sabina Heidecke von der Hypo-Vereinsbank, unseren jetzigen Heimatpfleger Gerhard Batz, unsere Seniorenbeauftragte Gerda Wagner, die Gemeinderäte und den ehemaligen Bürgermeister begrüßen.

Hier der Auszug aus der Rede von Bürgermeister Bernd Ruppert:


„Wo sind die Menschen?“ fragte höflich der kleine Prinz. Die Blume hatte eines Tages eine Karawane vorüberziehen sehen. „Die Menschen? Es gibt, glaube ich, sechs oder sieben. Ich habe sie vor Jahren gesehen. Aber man weiß nie, wo sie zu finden sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen die Wurzeln, das ist sehr übel für sie.“

Was Sie hörten, ist eine Passage aus dem „Kleinen Prinzen“. Ob dieses Buch oder sogar die Passage von Engelbert Wagner gelesen wurde, weiß ich nicht, aber sie hat mehr mit dem heutigen Tag zu tun, als es auf den ersten Blick scheint – und sie hilft, einiges von dem, was das Leben und Wirken von Engelbert Wagner angeht, zu beleuchten. Wie übrigens der „Kleine Prinz“ nur scheinbar ein Buch für Kinder ist, sondern in Wirklichkeit eines für jene Erwachsenen, die schon die Höhen und Tiefen des Lebens gesehen haben.

Es fehlen den Menschen die Wurzeln: Wie manche der Pflanzen, Tiere und Menschen, denen der kleine Prinz begegnet, hat die Blume nur einen beschränkten, aber manchmal vielsagenden Blick auf die Welt. Die Blume also weiß von Menschen nur, dass es wenige gibt und sie anscheinend nie irgendwo wirklich zu Hause sind.

Eine Ehrenbürgerwürde zu verleihen, bedeutet aber nun, ganz im Gegenteil dazu, von einem Menschen festzustellen, dass er auf ganz besondere Weise an einen Ort, zu einer Gemeinde gehört. Allein schon Bürger zu sein heißt im Vollsinn des Wortes: Ich gehöre hierher, ich habe hier Wurzeln geschlagen. Hier bin ich anzutreffen. Und: Hier bin ich auch anzusprechen, hier bin ich bereit, mich einzubringen, mich zu engagieren für die gemeinsame Sache, für die Bürgerschaft.

Sein Wirken für unsere Gemeinde war von unschätzbarem Wert, obwohl er viel Zeit außerhalb von Hausen verbrachte. So war es die logische Konsequenz, dass Engelbert Wagner 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. In Hausen bekam er im Jahr 2003 den Ehrenring verliehen.

Die Ehrenbürgerwürde wurde ihm im Juli 2010 zuteil. Zwei Zitate von den Laudatoren will ich hier kurz zitieren: „Ein Kulturarbeiter vom Scheitel bis zur Sohle“, sagte Anton Eckert, Kulturreferent des Landkreises und „Ein Dorf lernt aus seiner Geschichte“ von Franz Renker, früherer Bürgermeister.

 

Sehr geehrte Familie Wagner, sehr geehrte Angehörige, liebe Gäste,

mit Engelbert Wagner ist am 25.04.2021 unser letzter noch lebender Ehrenbürger, der bisher zwölf Ehrenbürger, gestorben. Er wurde am 08.05.1933 in Hausen geboren und verstarb kurz vor seinem 88. Geburtstag.

Beim Schreiben meiner Rede habe ich mich immer wieder an die Gespräche mit den extrem vielen Informationen und dem großen Wissen im Haus seines Bruders erinnert. Ich bin froh, dass wir uns bis kurz vor seinem Tod immer wieder zu einzelnen Punkten austauschen konnten. Zum Schluss habe ich mir noch „seinen Segen“ zur Verlegung der Marterl auf dem Friedhof eingeholt. Er fand die Idee, diese in das Zentrum zu stellen, gut. Damit wird die Tage begonnen. Die Fundamente dafür stehen schon.

Er war von 1969 an über 40 Jahre lang ehrenamtlicher Heimatpfleger. Am Anfang hatten die meisten noch gar nicht gewusst, was er überhaupt macht. Da hatte ihn einer angesprochen und gesagt: „Du bist doch Heimatpfleger, siehst du nicht, wie dreckig es hier ist?“ Diese Zeiten haben sich dann aber schnell geändert. Er war als Heimatpfleger gar nicht mehr weg zu denken.

Auf seine Anregung hin entstand eine “Heimatkundliche Ausstellung” mit Ausstellungsstücken aus der Ortsgeschichte.

Engelbert Wagner hat mit hohem Sachverstand und Können gesammelt, geforscht, konserviert und publiziert. Vor allem hat er die Sprache der Bevölkerung gesprochen und dadurch das Vertrauen gewonnen. Ohne seine Vorträge in denen er für unser Hausen geworben hat und seine Forschungen über das Trachtenwesen oder die sakrale Volkskunst hätten wir sonst niemals die Strahlkraft auch über Oberfranken hinaus erreicht.

Bücher über die Geschichte Hausens und Wimmelbachs, sowie zahlreiche weitere Bücher hat er geschrieben. Der Umbau und die Einrichtung des Heimatmuseums im Greifenhaus war und ist sein Werk. Ein Museum, dessen Vielfalt an Themen und Exponaten für eine Gemeinde unserer Größe sicherlich bemerkenswert ist. Die aus seiner privaten Sammeltätigkeit entstandene Zusammenstellung handgeschriebener Gebetbücher im Museum gilt inzwischen als die größte ausgestellte Sammlung dieser Art in Deutschland. Die Bücher daraus stammen sogar von Kanadiern mit Häusner Abstammung. Sehr viele Exponate, die man im Museum bewundern kann, gehen auf seine Sammeltätigkeit zurück. Teilwiese wurden diese erworben oder als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Das Dorfmuseum wurde 1993 nach dem Umbau eines historischen Bauernhauses eingeweiht und wird im Oktober dieses Jahres 30 Jahre alt.

Bei der Dorferneuerung hat er im großen Maße sein Wissen und seinen Sachverstand mit eingebracht. Auch unserem Heimat- und Trachtenverein konnte er immer gute Ratschläge hinsichtlich der Gestaltung unserer schönen Tracht oder auch bei der Durchführung von Veranstaltungen geben.

Das ihm sein Dorf am Herzen lag, sah man auch an der 1000-Jahr-Feier im Jahr 2007. Hier zog Engelbert Wagner im Hintergrund die Fäden und war bei sehr vielen Veranstaltungen der Erfolgsgarant.

Wir sind froh und stolz darauf, einen Heimatpfleger wie ihn in unseren Reihen gehabt zu haben.

Als Vertreter der Gemeinde Hausen verneige ich mich in Dank und Anerkennung und mit größtem Respekt vor unserem Ehrenbürger, Engelbert Wagner. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

 

Nach meiner Rede bedankte sich die Tochter Bettina Wagner noch für diese Veranstaltung und erinnerte an verschiedene Tätigkeiten ihres Vaters. Als Dank überreichte sie noch eine sehr großzügige Spende über 5.000 €. Wir werden diese Spende für die Heimatpflege einsetzen.

Anschließend fand noch ein kleiner Empfang im Erdgeschoss der Goglscheune statt.