Amts­ge­rich­te Bam­berg, Forch­heim und Haß­furt set­zen E‑Akte in Zivil­sa­chen ein

Symbolbild Justiz

Justiz­mi­ni­ster Eisen­reich: „Die Amts­ge­rich­te Bam­berg, Forch­heim und Haß­furt füh­ren die E‑Akte im Regel­be­trieb in Zivil­sa­chen ein. Die Justiz treibt die Digi­tal­of­fen­si­ve voran.“

Die Regel­ein­füh­rung der E‑Akte an den Land­ge­rich­ten in Zivil­sa­chen erster Instanz und an den Ober­lan­des­ge­rich­ten in Zivil­sa­chen ist abge­schlos­sen. Alle baye­ri­schen Land­ge­rich­te und Ober­lan­des­ge­rich­te set­zen die E‑Akte in Zivil­sa­chen ein.

Bis heu­te wur­den ca. 206.000 Ver­fah­ren rein elek­tro­nisch geführt. Der baye­ri­sche Justiz­mi­ni­ster Eisen­reich: „Wir müs­sen bis Ende 2025 127 Stand­or­te mit etwa 15.000 Arbeits­plät­zen mit der elek­tro­ni­schen Akte aus­stat­ten. Wir wol­len und wer­den das frü­her schaffen.“

Bei den Amts­ge­rich­ten wur­de die elek­tro­ni­sche Akten­füh­rung in Zivil- und Fami­li­en­sa­chen zunächst bei den Amts­ge­rich­ten Strau­bing, Dach­au und Regens­burg pilo­tiert. Auf­grund der guten Erfah­run­gen im Rah­men der Pilo­tie­rung hat zwi­schen­zeit­lich auch die Regel­ein­füh­rung bei den Amts­ge­rich­ten in die­sen Berei­chen begon­nen: Am 15. Mai 2023 stel­len die Amts­ge­rich­te Bam­berg, Forch­heim und Haß­furt auf die elek­tro­ni­sche Akte in Zivil­sa­chen um.

Bay­erns Justiz­mi­ni­ster Georg Eisen­reich: „Die Welt wird immer digi­ta­ler. Die Justiz treibt die Digi­tal­of­fen­si­ve vor­an. Die Amts­ge­rich­te Bam­berg, Forch­heim und Haß­furt füh­ren die E‑Akte im Regel­be­trieb in Zivil­sa­chen ein. Das ver­kürzt Ver­fah­ren und erspart Wartezeiten.“

In den näch­sten Mona­ten wer­den wei­te­re Amts­ge­rich­te die elek­tro­ni­sche Akte in Zivil- und Fami­li­en­sa­chen im Regel­be­trieb ein­füh­ren. Im Zuge des­sen erfolgt suk­zes­si­ve auch die Umstel­lung der Land­ge­rich­te auf eine elek­tro­ni­sche Akten­füh­rung in zweit­in­stanz­li­chen Zivil­sa­chen, so dass durch­gän­gig elek­tro­nisch gear­bei­tet wer­den kann.

Zudem wird die elek­tro­ni­sche Akte der­zeit an fünf Amts­ge­rich­ten in beson­de­ren Rechts­ge­bie­ten erprobt: Beim Amts­ge­richt Kel­heim in Grund­buch­sa­chen, beim Amts­ge­richt Erlan­gen in Betreu­ungs- und Grund­buch­sa­chen, beim Amts­ge­richt Regens­burg in Immo­bi­li­ar­voll­streckungs­sa­chen, beim Amts­ge­richt Ingol­stadt in Insol­venz­sa­chen und beim Amts­ge­richt Fürth in Nach­lass­sa­chen. Im Lau­fe die­ses Jah­res wird in Betreuungs‑, Grund­buch- und Immo­bi­li­ar­voll­streckungs­sa­chen der Regel­be­trieb begin­nen und wei­te­re Amts­ge­rich­te wer­den auch in die­sen Fach­be­rei­chen mit der elek­tro­ni­schen Akte ausgestattet.

Der elek­tro­ni­sche Rechts­ver­kehr ist bereits bei allen Gerich­ten im Frei­staat ein­ge­führt. Im Jahr 2022 wur­den über 11 Mil­lio­nen Nach­rich­ten elek­tro­nisch mit Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten ausgetauscht.

Der Frei­staat Bay­ern setzt neben der E‑Akte auch auf Video­tech­nik. Mini­ster Eisen­reich: „Tau­sen­de Zivil­pro­zes­se wer­den an Bay­erns Gerich­ten inzwi­schen digi­tal als Video­kon­fe­renz geführt. Unser Ziel war es, die Gerich­te flä­chen­deckend mit mobi­len Video­kon­fe­renz­an­la­gen aus­zu­stat­ten. Im Juli 2021 haben wir unser Ziel erreicht: Seit Juli 2021 haben alle 99 baye­ri­schen Gerich­te Zugang zu einer Anla­ge. Ins­ge­samt wur­den hier­für 151 Video­kon­fe­renz­an­la­gen beschafft. Zum Aus­bau der Video­ver­hand­lun­gen setzt die Justiz neben der Aus­stat­tung der Gerich­te mit Video­kon­fe­renz­an­la­gen auch auf ein Video-Kon­fe­renz-Tool. Nach einer erfolg­rei­chen Pilot­pha­se wur­de der Ein­satz bay­ern­weit frei­ge­ge­ben. Allein im Jahr 2022 gab es 12.056 Video­ver­hand­lun­gen und ‑anhö­run­gen im Frei­staat. Ob sich ein Ver­fah­ren für eine Video­ver­hand­lung anbie­tet, ent­schei­det der jewei­li­ge Richter/​die jewei­li­ge Richterin.“

Auf dem Weg zu einem moder­nen Zivil­pro­zess sieht der baye­ri­sche Justiz­mi­ni­ster aber noch erheb­li­chen rechts­po­li­ti­schen Hand­lungs­be­darf. Vor­schlä­ge zur Moder­ni­sie­rung des Zivil­pro­zes­ses lie­gen vor. Er for­dert das Bun­des­ju­stiz­mi­ni­ste­ri­um zu grund­le­gen­dem Han­deln auf. Eisen­reich: „Die Zivil­pro­zess­ord­nung ist für die Papier­ak­te gemacht, nicht für die elek­tro­ni­sche Akte. Eine Moder­ni­sie­rung des Zivil­pro­zes­ses ist daher not­wen­dig. Der Bund muss jetzt tätig wer­den. Wir brau­chen eine breit geführ­te Dis­kus­si­on, die alle Akteu­re ein­be­zieht: Gerich­te, Rechts­an­wäl­te, Wis­sen­schaft­ler, Wirt­schaft, Ver­brau­cher­ver­bän­de.“ Und auch grenz­über­schrei­tend will Bay­ern das Ver­han­deln erleich­tern. Auf baye­ri­sche Initia­ti­ve hat die Justiz­mi­ni­ster­kon­fe­renz im Früh­jahr 2021 das Bun­des­ju­stiz­mi­ni­ste­ri­um auf­ge­for­dert, sich für eine umfas­sen­de Rechts­grund­la­ge auf euro­päi­scher Ebe­ne ein­zu­set­zen. Eisen­reich: „Der Reform­pro­zess ist drin­gend not­wen­dig. Die Justiz will die Chan­cen der Digi­ta­li­sie­rung nut­zen. Jetzt sind Ber­lin und Brüs­sel gefordert.“

Eisen­reich bedank­te sich abschlie­ßend bei Tho­mas Olber­mann, dem bis­he­ri­gen Direk­tor des Amts­ge­richts Bam­berg, Dr. Georg Mey­er, dem Direk­tor des Amts­ge­richts Forch­heim, und Dr. Chri­stoph Gil­lot, dem Direk­tor des Amts­ge­richts Haß­furt: „Für Ihr gro­ßes Enga­ge­ment bei der Digi­ta­li­sie­rung der Justiz in Bam­berg, Forch­heim und Haß­furt darf ich mich bei Ihnen und Ihren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern herz­lich bedanken.“