„Super­markt der Zukunft“: Ein Brett­spiel für die krea­ti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit neu­ar­ti­gen Lebensmitteln

Die Kenn­zeich­nung neu­ar­ti­ger Lebens­mit­tel („Novel Foods“) mit dem Ziel, nach­hal­ti­ge Kon­sum­entschei­dun­gen zu för­dern, ist aktu­ell ein viel­dis­ku­tier­tes The­ma in Wis­sen­schaft, Indu­strie und Poli­tik. Die Simon-Nüs­sel-Stif­tung för­dert dazu seit kur­zem ein unge­wöhn­li­ches For­schungs­pro­jekt am Lehr­stuhl für Lebens­mit­tel­recht der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Das Ziel ist die Ent­wick­lung eines Brett­spiels „Super­markt der Zukunft“. Die Spieler*Innen ler­nen dabei inno­va­ti­ve Lebens­mit­tel­pro­duk­te ken­nen und erfah­ren, wie sie fun­dier­te Kon­sum­entschei­dun­gen tref­fen kön­nen und soll­ten. Wis­sen­schaft und Poli­tik kön­nen durch das Spiel neue Erkent­nis­se zur Pra­xis von Lebens­mit­tel­kenn­zeich­nun­gen gewinnen.

Das Brett­spiel, das in den näch­sten Mona­ten unter der Lei­tung von Prof. Dr. Kai Purn­ha­gen ent­wickelt wird, soll den Teilnehmer*innen die Mög­lich­keit bie­ten, als Konsument*innen ihren eige­nen Super­markt zu gestal­ten. Indem sie bewuss­te Ent­schei­dun­gen über Lebens­mit­tel tref­fen, die künf­tig mit hoher Wahr­schein­lich­keit einen Teil ihrer täg­li­chen Ernäh­rung dar­stel­len, kön­nen sie sich auf greif­ba­re Art und Wei­se mit „Novel Foods“ und deren gesetz­li­cher Regu­lie­rung aus­ein­an­der­set­zen. Zwei Teams spie­len dabei gegen­ein­an­der, spe­zi­el­les Fach­wis­sen über die Inhal­te und die Pro­duk­ti­on von Lebens­mit­teln wer­den nicht vor­aus­ge­setzt. Es genü­gen die durch­schnitt­li­chen Kennt­nis­se erwach­se­ner Konsument*innen. In der der­zei­ti­gen Kon­zep­ti­on des „Super­markts der Zukunft“ gibt es kein Team, das aus dem Spiel als Sie­ger her­vor­geht – es geht allein um den Erkenntnisgewinn.

Das Spiel wird so kon­zi­piert sein, dass es zugleich die For­schung auf dem Gebiet der Lebens­mit­tel­wis­sen­schaft und ‑tech­no­lo­gie unter­stützt: Im Rah­men empi­ri­scher Stu­di­en sol­len Wissenschaftler*innen die Mög­lich­keit erhal­ten, die Spieler*innen dabei zu beob­ach­ten, wie sie ihre Ent­schei­dun­gen tref­fen und wie sie dabei nicht zuletzt auch von Lebens­mit­tel­kenn­zeich­nun­gen beein­flusst wer­den. Die syste­ma­ti­sche Erhe­bung von Daten, die die­se Ent­schei­dungs­pro­zes­se betref­fen, wer­den aber nicht nur für die For­schung auf­schluss­reich sein. Sie sol­len zugleich poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger anre­gen, die Sicht der Verbraucher*innen und deren Prä­fe­ren­zen ver­stärkt in künf­ti­ge gesetz­li­che Regu­lie­run­gen ein­zu­be­zie­hen. Vor dem Hin­ter­grund die­ser wei­ter­rei­chen­den Zie­le will das Kulm­ba­cher Team am Lehr­stuhl für Lebens­mit­tel­recht mit Expert*innen aus ande­ren Berei­chen, bei­spiels­wei­se der Psy­cho­lo­gie des Ver­brau­cher­ver­hal­tens, zusam­men­ar­bei­ten. Auf dem noch jun­gen For­schungs­ge­biet des „Design Thin­king“ ist eine Koope­ra­ti­on mit dem Has­so-Platt­ner-Insti­tut in Pots­dam geplant.

„Wir freu­en uns sehr über die finan­zi­el­le För­de­rung unse­res inno­va­ti­ven Vor­ha­bens. Das Brett­spiel ‚Super­markt der Zukunft‘ hat das Poten­zi­al, unse­re Ein­stel­lun­gen zu Lebens­mit­teln und ihren Kenn­zeich­nun­gen nach­hal­tig zu ver­än­dern. Es wird dabei hel­fen, eige­ne Vor­stel­lun­gen von inno­va­ti­ven Lebens­mit­teln zu reflek­tie­ren und der kom­ple­xen Fra­ge nach­zu­ge­hen, wie unser Super­markt der Zukunft aus­se­hen soll“, sagt Pro­jekt­lei­ter Prof. Dr. Kai Purn­ha­gen. „Wir wol­len dar­über hin­aus errei­chen, dass unser Brett­spiel als ein Instru­ment kri­ti­schen Den­kens wahr­ge­nom­men und dafür genutzt wird, auch auf poli­ti­scher Ebe­ne Debat­ten über neu­ar­ti­ge Lebens­mit­tel anzu­sto­ßen und Ent­schei­dun­gen hin­sicht­lich ihrer Regu­lie­rung zu unter­stüt­zen“, fügt Alex­an­dra Molitoris­o­vá hin­zu, die als wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin am Lehr­stuhl für Lebens­mit­tel­recht das Pro­jekt betreut.

Das Brett­spiel „Super­markt der Zukunft“ soll – sobald sei­ne Ent­wick­lung abge­schlos­sen ist – auch in wei­te­re For­schungs­vor­ha­ben des Lehr­stuhls für Lebens­mit­tel­recht, ins­be­son­de­re auf Gebie­ten des inno­va­ti­ven Lebens­mit­tel­rechts und der alter­na­ti­ven Pro­te­ine, ein­be­zo­gen wer­den. Zudem kann es für wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en aus ande­ren Dis­zi­pli­nen am Stand­ort Kulm­bach genutzt wer­den. Auf Anfra­ge wird es auch ande­ren Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und öffent­li­chen Stel­len zur Ver­fü­gung gestellt.