Gedächt­nis­baum für Ster­nen­kin­der im Men­gers­dor­fer Urnenwald

Der Men­gers­dor­fer Urnen­wald-Betrei­ber, Wolf von Auf­seß, lud am Don­ners­tag­abend zu einer Ein­wei­hungs­ver­an­stal­tung für einen beson­de­ren Baum. Die zehn­jäh­ri­ge Eiche wur­de an einem der schön­sten Orte des Wal­des gepflanzt. Sie soll als Grab­stät­te für ver­stor­be­ne Kin­der unter drei Jah­ren dienen.

„Jede Trau­er braucht ihren Ort“, sag­te die Bay­reu­ther Pfar­re­rin und Kran­ken­haus-Seel­sor­ge­rin Man­ja Brall wäh­rend ihrer Anspra­che im Urnen­wald bei Men­gers­dorf (Gemein­de­teil von Mistel­gau). Sie beton­te, dass es ein tie­fer Ein­schnitt für Eltern sei, wenn ein Kind stirbt, bevor es über­haupt gebo­ren wur­de. Zur Trau­er gesell­ten sich häu­fig auch Schuld- und Scham­ge­füh­le mit der Fra­ge: „Hät­te die­ser Tod ver­hin­dert wer­den kön­nen?“ Zahl­rei­che Frau­en zögen vor, zu ver­schwei­gen, dass sie eine Fehl­ge­burt hatten.

Seit dem Jahr 2021 gibt es zusätz­lich zur Selbst­hil­fe­grup­pe „Ver­wai­ste Eltern Bay­reuth und Regi­on“ an jedem drit­ten Sonn­tag im Monat das Tref­fen der Selbst­hil­fe­grup­pe für Fami­li­en von Ster­nen­kin­dern. So nennt man Kin­der die vor, wäh­rend oder kurz nach der Geburt gestor­ben sind. In der Regel küm­mert sich das Kli­ni­kum um die Bestat­tung von Kin­dern unter 500 Gramm. Sie wer­den halb­jähr­lich in einem Gemein­schafts­grab am Fried­hof bei­gesetzt. Seit dem Jahr 2013 kön­nen Eltern ihre Ster­nen­kin­der beim Stan­des­amt regi­strie­ren lassen.

„Man kann jedes Kind bestat­ten, egal wie klein es ist“, sag­te der ehe­ma­li­ge Bay­reu­ther Gynä­ko­lo­ge Ulrich Meger­le bei der Ein­wei­hungs­ver­an­stal­tung. Er erklär­te, war­um ein ange­mes­se­ner Abschied für die Eltern heu­te wich­ti­ger sei als je zuvor. In den ver­gan­gen Jahr­zehn­ten hät­ten Fort­schrit­te in der Medi­zin ermög­licht, dass Men­schen viel frü­her eine Bezie­hung zu ihrem Kind auf­bau­en kön­nen. Bereits ab der sech­sten Woche kön­nen die Eltern ihr Kind mit­tels Ultra­schall sehen. „Doch auch die Medi­zin hat ihre Gren­zen. Man­che Din­ge blei­ben schick­sals­haft und unbe­ein­fluss­bar“, so Meger­le. Für die Eltern sei wich­tig, ihre Trau­er zu ver­ar­bei­ten. Ein Rück­zugs­ort hel­fe dabei sehr.

Der Begräb­nis­ort um die Eiche im Urnen­wald bei Men­gers­dorf bie­tet Platz für zwölf Ster­nen­kin­der. Einer davon ist bereits belegt.