Bern­hard Bau­ern­schmitt ist der neue Göß­wein­stei­ner Nachtwächter

Göß­wein­stein hat nach dem Tod von Man­fred Heckel mit Bern­hard Bau­ern­schmitt wie­der einen Nacht­wäch­ter. Dies gab Bür­ger­mei­ster Hann­görg Zim­mer­mann (FW) wäh­rend der Sit­zung des Tou­ris­mus- und Klut­ur­aus­schus­ses im Haus des Gastes bekannt. Gleich­zei­tig wür­de Man­fred Heckel post­hum für sei­ne jahr­zehn­te­lan­ge Treue und sei­ne illu­ste­re Gestal­tung der Nacht­wäch­ter­füh­run­gen gedankt der jähr­lich rund 500 Urlaubs­gä­ste durch den Ort führ­te und ihnen die Geschich­te von Göß­wein­stein erklärte.

Bernhard Bauernschmitt ist der neue Gößweinsteiner Nachtwächter. Foto: Thomas Weichert

Bern­hard Bau­ern­schmitt ist der neue Göß­wein­stei­ner Nacht­wäch­ter. Foto: Tho­mas Weichert

Der 67-jäh­ri­ge pen­sio­nier­te Poli­zei­haupt­kom­mis­sar Bern­hard Bau­ern­schmitt, den alle nur „Ber­nie“ nen­nen, ist eine eben­so impo­san­te Erschei­nung wie sein Vor­gän­ger der Kunst­schmie­de­mei­ster von Beruf war. Nur sein wei­ßer Bart ist etwas kür­zer. Mit dem Gedan­ken, ein­mal der Nach­fol­ger von Man­fred Heckel als Göß­wein­stei­ner Nacht­wäch­ter und somit tou­ri­sti­scher Gäste­füh­rer zu wer­den, hat Bau­ern­schmitt schon län­ger gespielt. Auch die bei­den Män­ner, die befreun­det waren, waren sich schon lan­ge einig das Bern­hard Bau­ern­schmitt ein­mal der neue Nacht­wäch­ter wer­den soll. Es war bereits im Jahr 2011, erin­nert sich Bau­ern­schmitt, als Heckel wäh­rend der Jubi­lä­ums­fei­er der Faschings­ge­sell­schaft Nar­ren­kü­bel Schwarz Weiß Göß­wein­stein gesagt hat­te: „Ber­nie, du wirst ein­mal mein Nachfolger.“

Ende letz­ten Jah­res hat­te Heckel dann ange­kün­digt, das er mit 80 Jah­ren als Göß­wein­stei­ner Nacht­wäch­ter nach 30 Jah­ren auf­hört. Noch im März die­ses Jah­res hat­te Bau­ern­schmitt mit Heckel tele­fo­niert und die bei­den Män­ner ver­ein­bar­ten das Ber­nie heu­er bei ein paar Nacht­wäch­ter­füh­run­gen mit­geht und so ange­lernt wer­den soll. „Schon da war klar dass ich das mache, nicht neben Man­fred, son­dern nach ihm“, sagt Bau­ern­schmitt. Sobald Ber­nie von dem Aus­flug der Poli­zei­ge­werk­schaft aus Sizi­li­en zurück­kommt woll­ten sich die bei­den Män­ner tref­fen und über alles reden. Dazu kam es durch den plötz­li­chen Tod von Man­fred Heckel aber nicht mehr. „Nun wur­de ich in das kal­te Was­ser gewor­fen und es sind rie­si­ge Fuß­stap­fen in die ich tre­te“, so Bau­ern­schmitt. „Ich sehe nun aber auch eine Chan­ce dass ich los­ge­löst mein eige­nes Ding machen kann.“ Eine Kopie sei­nes Vor­gän­gers will er nicht werden.

Nun hat­te Bau­ern­schmitt noch kein ent­spre­chen­des Out­fit was einen mit­tel­al­ter­li­chen Nach­wäch­ter eben aus­macht. In einem Mit­tel­al­ter- und spe­zi­el­lem Rit­ter­la­den kauf­te er sich einen Umhang, ein histo­ri­sches Hemd, eine Hel­le­bar­de, einen rie­si­gen Hut und eine höl­zer­ne Later­ne deren Fen­ster mit einer Roh­tier­haut, im spe­zi­el­len Fall von einem Ren­tier, bespannt ist. Denn im Mit­tel­al­ter hat­ten die Later­nen der Nacht­wäch­ter noch kei­ne Glas­fen­ster. „Es soll ja alles authen­tisch sein“, lacht Bau­ern­schmitt. Und natür­lich mit­tel­al­ter­li­che Stie­fel und ein Signal­horn das einen tie­fen lau­ten Ton aus­stößt. 500 Euro hat Bau­ern­schmitt – der sein Leben lang auch begei­ster­ter Musi­kant und Allein­un­ter­hal­ter war – in sei­ne Aus­rü­stung selbst inve­stiert. Das Musik­ma­chen hat er inzwi­schen deut­lich zurück­ge­fah­ren. Er spielt und singt nur noch zu beson­de­ren Gele­gen­hei­ten in den Senio­ren­hei­men in Pot­ten­stein, Bet­zen­stein und Grä­fen­berg. Sich um die Senio­ren zu küm­mern habe er von sei­ner Mut­ter Hil­de geerbt als er im Wai­schen­fel­der Orts­teil Sau­gen­dorf auf­ge­wach­sen war.

Sei­ne ande­ren gro­ßen Lei­den­schaf­ten neben dem Musi­zie­ren sind die Teu­fels­höh­le und der Fasching. Im August wer­den es vier Jah­re seit Bau­ern­schmitt begei­ster­ter Höh­len­füh­rer ist. „Die Teu­fels­höh­le ist heu­te mein Leben und es tut mir kör­per­lich aus­ge­spro­chen gut die Gäste durch die Höh­le zu füh­ren“, so Bau­ern­schmitt, der selbst auch Kon­zep­te für sei­ne Höh­len­füh­run­gen geschrie­ben hat. Bei der Faschings­ge­sell­schaft Göß­wein­stein stand er 20 Jah­re lang in ver­schie­den­sten Rol­len selbst auf der Büh­ne, ist Sena­tor und war jeweils sechs Jah­re lang Schrift­füh­rer und dann erster Vor­sit­zen­der und ist nun Kas­sier. Ber­nie hat­te auch das Nar­ren­kü­bel­lied selbst getex­tet, das er heu­te bei Prunk­sit­zun­gen noch singt. Anson­sten hat er sich aber vom akti­ven Ver­eins­le­ben auf der Büh­ne zurückgezogen.

So wie er Kon­zep­te für sei­ne Höh­len­füh­run­gen selbst ent­wickelt hat, schrieb er nun auch sein Kon­zept für die Nacht­wäch­ter­füh­run­gen selbst. Im Mit­tel­punkt sei­ner Vor­trä­ge wäh­rend der ein­ein­halb­stün­di­gen Füh­run­gen wird die Göß­wein­stei­ner Orts­ge­schich­te ste­hen und ein High­light wird dabei Burg Göß­wein­stein sein. Die Burg hat­te sein Vor­gän­ger zuletzt nicht mehr in sei­ne Rund­gän­ge ein­be­zo­gen. Auf der Burg wird die Burg­ge­schich­te erklärt, die Sage vom Rit­ter Goß­win und mit per­fek­tem Blick auf Göß­wein­stein auch der Schmalz­kü­bel­brand. Bei Abstieg von der Burg wird Bau­ern­schmitt dann das Lied der Fran­ken von Vik­tor von Schef­fel sin­gen, dem in Göß­wein­stein das gleich­na­mi­ge Gast­haus und gegen­über das Schef­fel-Denk­mal gewid­met ist.

In der „Schwar­zen Ecke“ wird den Gästen dann die Aus­stat­tung und die Auf­ga­ben des Nacht­wäch­ters frü­her Zei­ten erklärt und als Abschluss vor der Basi­li­ka deren Bau­ge­schich­te, die Ent­ste­hung der Klo­ster­kir­che und die Anfän­ge und Ent­wick­lung der Wall­fahrt. Für die Füh­run­gen in der Basi­li­ka ist dann Georg Schäff­ner zustän­dig, wor­auf Bau­ern­schmitt die Gäste auch hin­weist. Wie auch auf wei­te­re Attrak­tio­nen die sie in Göß­wein­stein erle­ben kön­nen. Den ein oder ande­ren Witz, und das ein oder ande­re Lied wird es bei den Füh­run­gen natür­lich auch geben. Wie auch die tra­di­tio­nel­len Nacht­wäch­ter­sprü­che. Um sein Kon­zept zusam­men­zu­stel­len hat er sich aus­führ­lich mit der Göß­wein­stei­ner Geschich­te aus­ein­an­der­ge­setzt. Orts­chro­ni­ken stu­diert und im Inter­net gegoogelt.

Sein Ter­min­ka­len­der für die Nacht­wäch­ter­rund­gän­ge in die­sem Jahr ist bereits voll. Sechs Euro kostet eine Füh­rung, mit Kur­kar­te fünf. Das läuft alles wie bis­her über das Tou­ris­mus­bü­ro, wo man sich auch anmel­den soll­te. Für spon­ta­ne Teil­neh­mer hat Bau­ern­schmitt natür­lich Kar­ten dabei. Am Sams­tag fan­den bereits die ersten bei­den Nacht­wäch­ter­rund­gän­ge statt. „Etwas auf­ge­regt bin ich beim ersten Mail schon“, bekennt Ber­nie zuvor im Gespräch mit unse­rer Zeitung.