Geburts­tags­kon­zert des Igens­dor­fer Posaunenchors

Hap­py bir­th­day, oh won­derful Posau­nen­chor Igens­dorf! So oder ähn­lich hät­te der trans­at­lan­ti­sche Zieh­va­ter des Igens­dor­fer Posau­nen­chors von St. Georg sicher­lich getönt, wenn er das 70-jäh­ri­ge Jubi­lä­um erlebt hät­te. „En Wirts-Schank sei Brou­der“, der nach Ame­ri­ka emi­grier­te Onkel Hans, hat 1953 sei­ner Hei­mat­ge­mein­de für die Bewah­rung sei­nes Älte­sten im Korea­krieg eine Schen­kung ange­kün­digt. Pfar­rer Goes und der Ver­trau­ens­mann Georg Eichen­mül­ler von der Müh­le wuss­ten sofort, was man mit die­sen gene­rö­sen 500 DM anfan­gen wird: die Grün­dung eines Posau­nen­chors zu Ehren Got­tes und zur Freu­de der Gemein­de­glie­der. Weil nun besag­ter Onkel Hans nicht „pay­pa­len“ konn­te, ver­schiff­te er nicht nur sei­ne von Flug­angst geplag­te ame­ri­ka­ni­sche Frau, genannt Tan­te Cla­ra, und den jüng­sten Sohn Jer­ry, son­dern auch noch einen statt­li­chen Stra­ßen­kreu­zer nach Bre­mer­ha­ven und hielt Frohn­hof für meh­re­re Wochen in Schach. Wir dür­fen uns Frohn­hof und die umlie­gen­den sie­ben Dör­fer acht Jah­re nach dem Krieg womög­lich etwas welt­fremd und viel­leicht auch musi­ka­lisch etwas unter­kom­plex vor­stel­len. Die Wucht des neu­ge­grün­de­ten Posau­nen­chors blieb auf jeden Fall so durch­schla­gend, dass man auch sie­ben Jahr­zehn­te spä­ter – beim Jubi­lä­ums­kon­zert in der bis zum letz­ten Platz gefüll­ten St. Georgs­kir­che sagen kann: It sounds like heaven!

Pfar­rer Hewelt hob in der Begrü­ßung die musi­ka­li­sche Ver­bin­dung von Him­mel und Erde durch die Posau­nen her­vor und ließ neben den bei­den Chor­lei­tern, Rai­ner Fried­rich und Jonas Melch­ner, einen ganz außer­ge­wöhn­li­chen Posau­ni­sten von der ver­sam­mel­ten Gemein­de hoch­le­ben: Alt­bür­ger­mei­ster Erwin Zeiß war tat­säch­lich schon Grün­dungs­mit­glied und spielt seit 1953 treu und wöchent­lich im Bass. Das Anfangs­stück „Lobet den Her­ren“ wird er schon hun­der­te Male für Kon­fir­ma­tio­nen, Tau­fen, Hoch­zei­ten und Dank­fei­ern zele­briert haben, aber die Arran­ge­ments des Abends waren doch neu und wun­der­bar gefügt. Ja, allei­ne der Anblick des Igens­dor­fer Chors strahl­te Har­mo­nie aus. Da gibt es ganz ohne Frau­en­quo­te ein aus­ge­gli­che­nes Geschlech­ter­ver­hält­nis, zwei mit­rei­ßend moti­vie­ren­de Chor­lei­ter, gelun­ge­ne soli­sti­sche Par­tien bei Schost­a­ko­witsch und Ver­di, kei­ne Vor­rei­ter­stel­le des Sopran gegen den Bass, ein aus­ge­wo­ge­nes Pro­gramm zwi­schen Got­tes­lob und Pop­kul­tur und v.a. ein sicht­bar gutes Ver­hält­nis der Jung­blä­ser in der For­ma­ti­on „Next Gen Brass“ zum alt­be­währ­ten Gesamt­chor. Well made, boys and girls from the Posau­nen­chor, wür­de der Wirts-Hans dazu sagen und sich über die dra­ma­tur­gisch klug arran­gier­ten Ele­men­te des Kon­zerts himm­lisch freuen.

Zum fabu­lö­sen Chor kamen Ramo­na Fried­richs erfül­len­der Sopran und Micha­el Wolf­rums klang­vol­ler Bari­ton, deren Lie­der zwi­schen César Frank, Mozart und Andrew Llloyd Web­ber spi­ri­tu­el­le Bögen schlu­gen und mit Klang und Inten­si­tät das Kir­chen­schiff flu­te­ten. Beglei­tet wur­de das Gesangs­duo vom Orgel­vir­tuo­sen Chri­stoph Schmidt, wäh­rend die Blä­ser durch den Schlag­zeu­ger Eike Tie­bes unter­stützt wur­den. Die begei­stert klat­schen­de Gemein­de im Kir­chen­schiff und auf den Empo­ren des Jubi­lä­ums­kon­zerts dank­te ihrem Chor die vie­len, vie­len Pro­ben, die musi­ka­li­sche Neu­gier­de und Spiel­freu­de mit lang­an­hal­ten­dem, toben­dem Applaus und freut sich schon auf den Jubi­lä­ums-Got­tes­dienst am 18. Mai um 9.30 Uhr, der bei gutem Wet­ter, wie alle Jah­re zu Chri­sti Him­mel­fahrt, im Kirsch­gar­ten der Fami­lie Held zwi­schen Stöck­ach und Unter­lindel­bach statt­fin­det. Bei Regen fin­det die­ser in der St. Georgs-Kir­che statt. Wenn der Wirts-Hans schon Insta­gram gehabt hät­te, hät­te er nach die­sem Abend sicher was gepo­stet. Viel­leicht: make trumpets gre­at again?