Unter­neh­mer­früh­stück der Mit­tel­stands­uni­on Erlan­gen-Höch­stadt in Oberlindach

Professor Klaus Josef Lutz bei der Mittelstandsunion. Foto: Leo Hildel
Professor Klaus Josef Lutz bei der Mittelstandsunion. Foto: Leo Hildel

„Der Wahn­sinn hat Methode“

Deut­li­che und war­nen­de Wor­te fand Pro­fes­sor Klaus Josef Lutz, Prä­si­dent der IHK Mün­chen und Ober­bay­ern, und bis vor kur­zem noch Vor­stands­vor­sit­zen­der der Bay­Wa AG, zur Ener­gie- und Wirt­schafts­po­li­tik in Deutsch­land und Euro­pa und warn­te vor den Kon­se­quen­zen. Er war zu Gast beim Unter­neh­mer­früh­stück der Mit­tel­stands­uni­on Erlan­gen-Höch­stadt im Acan­tus-Hotel, Wei­sen­dorf / Ober­lindach. Der MU-Kreis­vor­sit­zen­de Peter Brehm und MdL Wal­ter Nus­s­el hat­ten die­sen „Hoch­ka­rä­ter“ eingeladen.

Und das erwies sich als Voll­tref­fer. Denn bereits vor zwei Jah­ren – also noch vor Coro­na und Krieg – hat­te Lutz, u.a. der Sanie­rer des Süd­deut­schen Ver­lags, vor stei­gen­der Infla­ti­on vor allem bei Ener­gie und Lebens­mit­teln – im letz­ten Monat stie­gen sie um 22 Pro­zent – gewarnt. Die IHK hat­te sich auch gegen eine Abschal­tung der AKW aus­ge­spro­chen und einen Indu­strie­strom­preis für Deutsch­land und Euro­pa ver­langt. Auf die­sen Zug scheint Wirt­schafts­mi­ni­ster Habeck end­lich auf­ge­sprun­gen zu sein.

Rund 100 Unter­neh­me­rIn­nen aus dem Land­kreis beka­men im Bei­sein von Innen­mi­ni­ster Joa­chim Herr­mann zu hören, dass es der­zeit zwar kei­ne Ener­gie­man­gel­la­ge, jedoch ein deut­li­ches Ener­gie­pro­blem gebe. Stei­gen­de Kosten, der Aus­stieg aus der Atom­ener­gie ohne geeig­ne­te Brücken­tech­no­lo­gien und eine ideo­lo­gisch getrie­be­ne Tech­no­lo­gie­of­fen­heit in der Bun­des­po­li­tik wür­den die Wett­be­werbs­fä­hig­keit Deutsch­lands im inter­na­tio­na­len Ver­gleich gefährden.

Ohne die Indu­strie­strom­preis­brem­se, wie schon vor zwei Jah­ren gefor­dert, so Lutz, wür­de sich der schlei­chen­de Pro­zess der De-Indu­stria­li­sie­rung Deutsch­lands wei­ter fort­set­zen. Dies wer­de durch das vom Bun­des­ka­bi­nett beschlos­se­ne Ener­gie­ef­fi­zi­enz­ge­setz wei­ter ver­schärft, soll­te die­ses im Bun­des­tag nicht gestoppt wer­den. Die von der Bun­des­re­gie­rung viel­fach pro­pa­gier­te „Fle­xi­bi­li­sie­rung“ bedeu­te nichts ande­res als die Fle­xi­bi­li­sie­rung der Abschal­tung bei Energieengpässen.

Ein wei­te­rer Schwer­punkt lag auf der feh­len­den Beach­tung der Abhän­gig­keit Deutsch­lands von Res­sour­cen aus dem Aus­land, ins­be­son­de­re aus Chi­na. Deutsch­land kön­ne nur „aus dem Kopf“ her­aus über­le­ben, indem es Res­sour­cen von außer­halb sinn­voll ver­wer­te und neue Tech­no­lo­gien ent­wicke­le. In der Chip-Indu­strie und bei der Pho­to­vol­ta­ik habe man bereits die Vor­rei­ter­rol­le ver­lo­ren; dies dro­he nun auch in der Auto­mo­bil­bran­che. Das gefähr­de nicht nur Tau­sen­de von Arbeits­plät­zen, son­dern auch den Wohl­stand des Landes.

Indi­vi­du­el­le und unter­neh­me­ri­sche Frei­heit sowie Demo­kra­tie sei­en die Wer­te und Vor­aus­set­zung für eine sozia­le und nach­hal­ti­ge Markt­wirt­schaft im Sin­ne Lud­wig Erhards. Eine ideo­lo­gie­ge­trie­be­ne fehl­ge­steu­er­te Plan­wirt­schaft durch einen Poli­ti­k­ap­pa­rat ohne öko­no­mi­sche Exper­ti­se ent­zie­he der Gesell­schaft die Grundlagen.

Lutz war­te­te noch mit eini­gen def­ti­gen For­mu­lie­run­gen auf: wirt­schafts­po­li­tisch auf dem Weg in die DDR 2.0; Baer­bock wird in den Medi­en für etwas gefei­ert, wo man frü­her als Chef­di­plo­mat gefeu­ert wor­den wäre. Sie ver­kennt die Abhän­gig­keit Deutsch­lands von Chi­na, denn von neun Roh­stof­fen, die die Indu­strie braucht, kom­men sie­ben von dort; vie­le Mini­ster und Staats­se­krä­re haben kei­ne Ahnung, nicht nur in Ber­lin, son­dern auch in Brüs­sel; Rat­schlag an Lind­ner: die Koali­ti­on ver­las­sen und Neu­wah­len riskieren.

Leo Hil­del