Bür­ger­ent­scheid ohne Fak­ten in Walsdorf

Nach wie vor feh­len Ant­wor­ten auf die vie­len Fra­gen, die sich zum geplan­ten Gewer­be­ge­biet ober­halb des nörd­li­chen Orts­rands von Wals­dorf stel­len. Auf die­se ernüch­tern­de Bilanz kamen die Besu­cher und Besu­che­rin­nen der 4. Bür­ger-Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung, zu der die Bür­ger­initia­ti­ve „Lebens­wer­tes Wals­dorf 2.0. Hier kauf ich noch gern“ in die Herzogscheune
gela­den hatte.

„Wie sol­len wir beim Bür­ger­ent­scheid am 21.5.23 ver­ant­wor­tungs­be­wusst zu dem Gewer­be­ge­biet abstim­men? Uns feh­len wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen“, for­mu­lier­te die Bür­ger­initia­ti­ve ihre Beden­ken. Deut­lich stell­te sich her­aus, dass vie­le wich­ti­ge Fra­gen auch jetzt, zwei Wochen vor der Abstim­mung, nicht beant­wor­tet wer­den kön­nen. Nach wel­chen Kri­te­ri­en sol­len die Gewer­be­grund­stücke ver­ge­ben wer­den? Wel­che Kosten kämen durch die Erschlie­ßung des Gelän­des auf die Gemein­de und damit auf uns Wals­dor­fer zu? – die Zuhö­rer und Zuhö­re­rin­nen brach­ten sich mit zahl­rei­chen Rede­bei­trä­gen ein und es erga­ben sich ein leb­haf­te Dis­kus­sio­nen. Kon­kre­te Daten und Fak­ten aller­dings, so die Bür­ger­initia­ti­ve, kön­ne auch sie zu die­sen wesent­li­chen Punk­ten nicht bei­steu­ern. Trotz ihrer ste­ti­gen Bemü­hun­gen blieb zum Bedau­ern der BI,die Gemein­de die Ant­wor­ten schuldig.

Was hilft es mir, wenn die „Befür­wor­ter des Gemein­de­ra­tes“ in ihrer Bro­schü­re schrei­ben: Für Fra­gen ste­hen wir jeder­zeit sehr ger­ne zur Ver­fü­gung. Sie haben lei­der ver­ges­sen dazu­zu­schrei­ben: „Fra­gen Sie nur, wir wer­den nicht ant­wor­ten“, monier­te einer der Zuhö­rer unter Applaus.

„Von Sei­ten der umlie­gen­den Land­wir­te gibt es erheb­li­che Beden­ken zur Umwid­mung der Wie­sen­flä­chen“, führ­te 3. Bür­ger­mei­ster Micha­el Ull­rich, der eben­so wie Gemein­de­rat Chri­sti­an Eckert der Ein­la­dung der BI zum Besuch der Ver­an­stal­tung gefolgt war, aus. Nicht umsonst sind die dor­ti­gen Wie­sen häu­fig durch­nässt und wei­sen selbst in trocke­nen Hoch­som­mern noch sat­tes Grün auf. Wie erläu­tert wur­de, ist die­se land­wirt­schaft­li­che Flä­che letzt­lich ein wert­vol­ler Was­ser­spei­cher für das umlie­gen­de Are­al. Wird das Gelän­de ver­sie­gelt, wird die gespei­cher­te Feuch­tig­keit für die dor­ti­gen Wie­sen und Äckern feh­len. „Sie wer­den aus­trock­nen“, fass­te Ull­rich die Ein­schät­zung zusammen.

„Unab­hän­gig davon, ob Net­to in Tros­dorf bleibt oder nicht, wird sich dort noch ein wei­te­rer Dis­coun­ter im ehe­ma­li­gen Phil­ipps-Son­der­po­sten­markt ansie­deln. „Das ist schon beschlos­se­ne Sache“, steu­er­te ein wei­te­rer Zuhö­rer bei. Er bezog sich in die­ser Hin­sicht auf die Kauf­kraft­ana­ly­se für Wals­dorf. „Wenn bereits jetzt das Umsatz­vo­lu­men für zwei Lebens­mit­tel­ein­zel­händ­lern in Wals­dorf nicht aus­reicht, wird es mit noch mehr Läden im Umkreis mit der ört­li­chen Kauf­kraft mit Sicher­heit noch­mals schlech­ter aus­fal­len“, gab er zu beden­ken. „Wir blei­ben dran“, ver­spra­chen zusam­men­fas­send die Ver­tre­ter der Bür­ger­initia­ti­ve. Unab­hän­gig vom Aus­gang der Abstim­mung über den Bür­ger­ent­scheid sei es letzt­lich ihr Anlie­gen, für mehr Trans­pa­renz bei den Ent­schei­dun­gen im Gemein­de­rat bei­zu­tra­gen. Des­halb, so das Fazit der BI, wer­de man auch wei­ter­hin sowohl beim Land­rat wie auch bei der Kom­mu­na­len Rechts­auf­sicht vor­stel­lig blei­ben, um die Vor­gän­ge bei der Bür­ger­ver­samm­lung der Gemein­de recht­lich bewer­ten zu las­sen. Es sei schließ­lich nach wie vor nicht nach­voll­zieh­bar, wie der 1.Bürgermeister Wolff in eige­ner Regie die Bür­ger­ver­samm­lung ein­fach been­den kön­ne, ohne den letz­ten Punkt der Tages­ord­nung zu behan­deln. Bekannt­lich ging es dabei um „Anfra­gen, Anträ­ge und Emp­feh­lun­gen“, wel­che die Bür­ger bei die­ser Gele­gen­heit hät­ten ein­brin­gen können.

Mit Bedau­ern bewer­te­te die Bür­ger­initia­ti­ve außer­dem, dass die Gemein­de die von Land­rat Kalb emp­foh­le­ne, gemein­sa­me Ver­an­stal­tung abge­lehnt hat­te. „Mehr, als kon­kre­te Vor­schlä­ge zur Durch­füh­rung zu unter­brei­ten, könn­ten wir nicht. Eine ech­te Infor­ma­ti­on für die Bür­ger ist offen­sicht­lich nicht gewünscht“, fasst die BI zusammen.