Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg weiht „Wil­ly-Aron-Saal“ ein

Symbolbild Justiz

Ein­wei­hung des „Wil­ly-Aron-Saals“ in den Schu­lungs­räu­men für Rechts­re­fe­ren­da­rin­nen und Rechts­re­fe­ren­da­re zum 90. Todes­tag von Wil­ly Aron

Anläss­lich des 90. Todes­tags des im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dach­au an den Fol­gen schwe­rer kör­per­li­cher Miss­hand­lun­gen ver­stor­be­nen Wil­ly Aron erin­ner­te das Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg im Rah­men einer Gedenk­ver­an­stal­tung an den Bam­ber­ger Gerichtsreferendar.

Gruppenbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkveranstaltung mit dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Lothar Schmitt und der Vorsitzenden der Willy- Aron Gesellschaft Mechthildis Bocksch. Fotografin: J. Härtlein

Grup­pen­bild der Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer der Gedenk­ver­an­stal­tung mit dem Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Lothar Schmitt und der Vor­sit­zen­den der Wil­ly- Aron Gesell­schaft Mecht­hil­dis Bocksch. Foto­gra­fin: J. Härtlein

„Die Erin­ne­rung an Wil­ly Aron, der sich als jun­ger, beim Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg beschäf­tig­ter Gerichts­re­fe­ren­dar gegen die men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie des Natio­nal­so­zia­lis­mus stell­te, ist dem gesam­ten Ober­lan­des­ge­richt als sei­ner ehe­ma­li­gen Dienst­be­hör­de ein beson­de­res Anlie­gen“, so der Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts Lothar Schmitt bei sei­ner Begrü­ßungs­an­spra­che. Wil­ly Aron habe sich trotz sei­nes jugend­li­chen Alters früh­zei­tig gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus gestellt und wur­de bereits im Mai 1933 von den Macht­ha­bern ermor­det. Auch in der aktu­el­len Zeit sei­en Demo­kra­tie und Rechts­staat welt­weit nicht selbst­ver­ständ­lich und müs­sen gegen Anfein­dun­gen ver­tei­digt wer­den. Wil­ly Aron sei auf­grund sei­nes Enga­ge­ments und sei­nes beherz­ten Ein­tre­tens für Demo­kra­tie und Rechts­staat zugleich Vor­bild und Mah­nen­der. „Dem Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg ist es ein beson­de­res Bedürf­nis, durch die Benen­nung des größ­ten Schu­lungs­raums den Rechts­re­fe­ren­da­rin­nen und Rechts­re­fe­ren­da­ren die Per­son von Wil­ly Aron und sei­ne Lebens­lei­stung nahe zu brin­gen sowie zur Bewah­rung von Men­schen­wür­de und Rechts­staat­lich­keit auf­zu­for­dern“, erläu­ter­te Prä­si­dent Schmitt die Benen­nung des größ­ten Schu­lungs­raums nach Wil­ly Aron.

Die Vor­sit­zen­de der Wil­ly-Aron-Gesell­schaft Bam­berg Mecht­hil­dis Bocksch gra­tu­lier­te und dank­te dem Ober­lan­des­ge­richt für die Benen­nung des Schu­lungs­saals nach Wil­ly Aron. „Durch die Benen­nung des Wil­ly-Aron-Saals wird ein neu­es Kapi­tel in der Erin­ne­rungs­ge­schich­te in Bam­berg auf­ge­schla­gen“, so Mecht­hil­dis Bocksch. In der heu­ti­gen Zeit sei ein auf­rich­ti­ges und in die Tie­fe gehen­des Erin­nern zwin­gend not­wen­dig. Der Natio­nal­so­zia­lis­mus woll­te mensch­li­che Bin­dun­gen zer­stö­ren. Der Lehr­saal sei als Ort des gemein­sa­men Dia­logs nach Wil­ly Aron benannt wor­den zur Gestal­tung eines Lebens in Demo­kra­tie und Rechtsstaat.

Den Fest­vor­trag hielt Archiv­ober­rat a. D. Dr. Rein­hard Weber, der sich als Autor des bekann­ten Werks „Das Schick­sal der jüdi­schen Rechts­an­wäl­te in Bay­ern nach 1933“ einen Namen gemacht hat. Dr. Weber schil­der­te zunächst die Schul­lauf­bahn von Wil­ly Aron und den Zustand der dama­li­gen Gym­na­si­en, die von einer patri­ar­cha­li­schen System­si­che­rung geprägt waren. Die Gesell­schaft sei zudem nach dem Ersten Welt­krieg von einem stark stei­gen­den Anti­se­mi­tis­mus gekenn­zeich­net gewe­sen. Wil­ly Aron, der in Erlan­gen, Mün­chen und Würz­burg Rechts­wis­sen­schaf­ten stu­dier­te, sei auf­grund sei­nes poli­ti­schen Enga­ge­ments früh­zei­tig „ganz oben auf der schwar­zen Liste der Natio­nal­so­zia­li­sten“ gestan­den. Daher sei er am 01.04.1933 aus dem Refe­ren­dar­dienst­ver­hält­nis ent­las­sen und im Mai 1933 getö­tet worden.

Die Vorsitzende der Willy-Aron Gesellschaft Mechthildis Bocksch, der Präsident des Oberlandesgerichts Lothar Schmitt, die Vizepräsidentin der Rechtsanwaltskammer Bamberg Elisabeth Geheeb (teilweise verdeckt), Dekan Hans Martin Lechner, Rabbinerin Dr. Antje Yael Deusel und Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold bei der Enthüllung des Türschilds „Willy-Aron-Saal“. Fotografin: J. Härtlein

Die Vor­sit­zen­de der Wil­ly-Aron Gesell­schaft Mecht­hil­dis Bocksch, der Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts Lothar Schmitt, die Vize­prä­si­den­tin der Rechts­an­walts­kam­mer Bam­berg Eli­sa­beth Geheeb (teil­wei­se ver­deckt), Dekan Hans Mar­tin Lech­ner, Rab­bi­ne­rin Dr. Ant­je Yael Deu­sel und Bezirks­hei­mat­pfle­ger Prof. Dr. Gün­ter Dip­pold bei der Ent­hül­lung des Tür­schilds „Wil­ly-Aron-Saal“. Foto­gra­fin: J. Härtlein

Im Rah­men der Gedenk­ver­an­stal­tung ent­hüll­te der Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts Lothar Schmitt gemein­sam mit Mecht­hil­dis Bocksch, Dr. Rein­hard Weber, dem Bezirks­hei­mat­pfle­ger von Ober­fran­ken Prof. Dr. Gün­ter Dip­pold, Rab­bi­ne­rin Dr. Ant­je Yael Deu­sel und der Vize­prä­si­den­tin der Rechts­an­walts­kam­mer Eli­sa­beth Geheeb das Tür­schild des „Wil­ly-Aron-Saals“.

Beson­ders erfreut zeig­te sich der Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts über die Anwe­sen­heit zahl­rei­cher Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Kir­chen, der Justiz­be­hör­den, der Anwalt­schaft sowie von über 30 Rechts­re­fe­ren­da­rin­nen und Rechts­re­fe­ren­da­ren bei der Gedenk­ver­an­stal­tung. Mit ihrer Teil­nah­me an dem Geden­ken an Wil­ly Aron hät­ten alle Gäste ein blei­ben­des Zei­chen gesetzt.