ABC-Dienst im Land­kreis Erlan­gen-Höch­stadt fei­ert 25-jäh­ri­ges Bestehen

25Jahre_ABC-Dienst_ERH
Die Geehrten für langjähriges und besonderes Engagement im ABC-Dienst. (Foto Kreisbrandmeister (KBM) Sebastian Weber)

Land­rat Alex­an­der Tritt­hart ist beein­druckt vom ehren­amt­li­chen Enga­ge­ment der Feu­er­weh­ren. Nicht nur all­täg­li­che Ein­satz­be­reit­schaft, son­dern auch und gera­de dann, wenn es durch beson­de­re Gefah­ren kri­tisch wird, gibt es Spe­zi­al­kräf­te, die zur Stel­le sind. 25 Jah­re ABC-Dienst im Land­kreis Erlan­gen-Höch­stadt, dar­auf ist der Land­rat stolz und begrüß­te die zahl­rei­chen Gäste, die zu einer fest­li­chen Jubi­lä­ums­fei­er am Mitt­woch, den 26. April 2023 ins Land­rats­amt ein­ge­la­den wur­den. Neben den Mit­glie­dern des ABC-Dien­stes waren Grün­dungs­mit­glie­der aus ver­schie­de­nen Orga­ni­sa­tio­nen, Unter­stüt­zer, Ver­tre­ter der Bun­des­wehr und des Kreis­ver­bin­dungs­kom­man­dos, des Tech­ni­schen Hilfs­werks, des Ret­tungs­dien­stes, der Poli­zei und Ver­ant­wort­li­che aus wei­te­ren betei­lig­ten Weh­ren, anwe­send. Land­rat Tritt­hart bemüh­te sich, bei sei­nen Gruß­wor­ten nie­man­den zu vergessen.
Stell­ver­tre­ten­der Kreis­brand­rat und Kreis­brand­in­spek­tor Ste­fan Brun­ner kam im Anschluss zu Wort und sprach sei­ne Aner­ken­nung als auch die Glück­wün­sche für die­se beson­de­re Ein­heit aus. Er erwähn­te die Not­wen­dig­keit sol­cher Spe­zi­al­kräf­te bei immer öfter vor­kom­men­den Gefah­ren­la­gen unter­schied­lich­ster Art. Neben der Gra­tu­la­ti­on zum 25-jäh­ri­gen Bestehen, äußer­te er im Namen der Kreis­brand­in­spek­ti­on, dass sich der ABC-Dienst im Land­kreis Erlan­gen-Höch­stadt nicht ver­stecken muss. Er wün­sche sich ruhig mehr Prä­senz, um das Bewusst­sein für die Kom­pe­tenz in Sachen Gefah­ren­ab­wehr im ABC-Ein­satz zu stär­ken. Er wünsch­te wei­ter­hin viel Erfolg und Moti­va­ti­on und über­gab das Wort an den Gastgeber.

Kreis­brand­in­spek­tor Nor­bert Rauch trat ans Red­ner­pult. Er freu­te sich sicht­lich über das zahl­rei­che Erschei­nen der gela­de­nen Gäste, die er alle­samt recht herz­lich will­kom­men hieß. Von der Ent­ste­hung an steht Nor­bert Rauch in der Posi­ti­on als Oberst­leut­nant der Reser­ve und als beson­de­re Füh­rungs­kraft inner­halb der Kreis­brand­in­spek­ti­on an maß­geb­li­cher Stel­le des ABC-Schut­zes im Land­kreis. Er erzähl­te kurz, wie alles begann. Die enge Zusam­men­ar­beit mit „Schwe­ster­ein­hei­ten“, wie er sie nann­te, bei­spiels­wei­se von der Feu­er­wehr Fürth-Stadt, der Feu­er­wehr Erlan­gen-Kos­bach als auch der Arbeits­ge­mein­schaft Reser­vi­sten der Bun­des­wehr mach­te den ABC-Dienst zu dem, was er heu­te ist. Im Jah­re 2004 gab es eine erste gemein­sa­me Übung der umlie­gen­den ABC-Dien­ste, wel­che in Fürth stattfand.

Frü­her gab es ABC-Züge als tak­ti­sche Ein­hei­ten des Zivil- und Kata­stro­phen­schut­zes. Sie ent­stan­den in Zei­ten des Kal­ten Krie­ges wegen befürch­te­ter ato­ma­rer, bio­lo­gi­scher, oder che­mi­scher Gefah­ren. Dies waren Kata­stro­phen­schutz­fach­dien­ste von Bund und Län­dern, wobei die Kom­mu­nen das nöti­ge Per­so­nal bereit­stell­ten. Ab den 70er Jah­ren galt es vor­ran­gig zivi­le Gefah­ren in die­sem Bereich abzu­decken, wobei dies seit­her fast aus­schließ­lich von Feu­er­weh­ren abge­deckt wird. Der Land­kreis Erlan­gen-Höch­stadt über­nahm im Jahr 1996 einen ABC-Zug von der Stadt Nürn­berg und beauf­trag­te die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr Her­zo­gen­au­rach als Stand­ort mit der Ein­glie­de­rung des ABC-Dien­stes in das Gefahr­stoff­kon­zept der Feu­er­wehr im Land­kreis. Aus dem Ursprung des Kata­stro­phen­schut­zes im Ver­tei­di­gungs­fall der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ver­la­ger­te sich der Schwer­punkt des mög­li­chen Ein­satz­spek­trums vor allem in Rich­tung Feu­er­wehr­ein­sät­ze mit gefähr­li­chen Stof­fen auch unter­halb der Kata­stro­phen­schwel­le. Maß­geb­lich ins Leben geru­fen hat den ABC-Dienst im Land­kreis Oberst­leut­nant der Reser­ve und heu­ti­ger Kreis­brand­in­spek­tor Nor­bert Rauch. Mit allen Unter­stüt­zern zähl­te man gera­de in Zei­ten der Ent­ste­hung auf ehe­ma­li­ge Bun­des­wehr­sol­da­ten, die mit ihrer Aus­bil­dung im Schwer­punkt ABC-Schutz aus der Pra­xis her­aus Kom­pe­ten­zen mit­brach­ten. Ein erstes Fahr­zeug und das nöti­ge Mate­ri­al konn­te man damals vom Bund über­neh­men, wobei die spe­zi­el­le Aus­rü­stung, vor­ran­gig zur Mes­sung von Gefahr­stof­fen und zur Dekon­ta­mi­na­ti­on von Per­so­nen, neben einem hohen Aus­bil­dungs­be­darf auch einen finan­zi­el­len Auf­wand bedeu­te­te. Unter­ge­bracht wur­de dies zu der Zeit vor­erst in einer ehe­ma­li­gen Werk­statt in Her­zo­gen­au­rach, bis durch eine Erwei­te­rung des Feu­er­wehr­hau­ses neu­er Platz zur Ver­fü­gung stand. Neben der all­ge­mei­nen Auf­ga­be des Land­krei­ses zum Schutz der Bevöl­ke­rung bei Groß­scha­dens­la­gen oder gar Kata­stro­phen gibt es seit 2005 auch einen För­der­ver­ein Inter­es­sen­ge­mein­schaft für Kata­stro­phen­schutz, Selbst­schutz und Not­fall­vor­sor­ge­pla­nung, kurz: IKSN e.V., wel­cher ABC-Dien­ste in Mit­tel­fran­ken durch zivil-mili­tä­ri­sche Zusam­men­ar­beit und die Ver­bin­dung zur Bun­des­wehr unterstützt.
Seit­her lei­sten ehren­amt­li­che Feu­er­wehr­män­ner und ‑Frau­en aus den Feu­er­weh­ren des Land­krei­ses die­se spe­zi­el­le Auf­ga­be und bil­den heu­te mit meh­re­ren soge­nann­ten Dis­po-Grup­pen, den ABC-Fach­be­ra­tern und dem ABC-Zug mit ins­ge­samt über 50 Ein­satz­kräf­ten den ABC-Dienst. Nach der Aus­son­de­rung des bis dato 30 Jah­re alten Dekon­ta­mi­na­ti­ons-Mehr­zweck-Fahr­zeugs (DMF), beschaff­te der Land­kreis über­gangs­wei­se einen gebrauch­ten Gerä­te­wa­gen-Gefahr­gut (GW‑G) von der Feu­er­wehr Erlan­gen, der in Eigen­re­gie mit zahl­rei­chen Frei­zeit­stun­den von den Mit­glie­dern selbst um- und aus­ge­baut wur­de. Es ent­stand ein Gerä­te­wa­gen-ABC, in dem eini­ges an Mate­ri­al ver­la­stet und im Ein­satz­fall an die Unfall­stel­le gebracht wer­den konnte.

Im Juni 2015 konn­te end­lich vom Bund ein Fahr­zeug in Emp­fang genom­men wer­den, als Bestand­teil der zwi­schen Bund und Län­dern abge­stimm­ten, stan­dar­di­sier­ten Aus­stat­tung für den ergän­zen­den Kata­stro­phen­schutz der Län­der. Der LKW ist bela­den mit Mate­ri­al zur Dekon­ta­mi­na­ti­on von Per­so­nen, kann jedoch ander­wei­tig je nach Ein­satz­la­ge bela­den wer­den. Zwi­schen­zeit­lich wur­de auch ein neu­er Gerä­te­wa­gen-ABC beschafft, wel­cher unter ande­rem mit einem Roll­con­tai­ner-Kon­zept sämt­li­ches Mate­ri­al wie Mess­mit­tel und Gerät­schaf­ten trans­por­tiert. Bei­de Fahr­zeu­ge kön­nen mit je sechs Ein­satz­kräf­ten besetzt wer­den. Ergänzt wird der Zug durch Mann­schafts­trans­port­fahr­zeu­ge aus dem jewei­li­gen Stand­ort der Einsatzkräfte.

Neben der umfang­rei­chen und ste­ti­gen Aus- und Wei­ter­bil­dung stan­den seit­her auch Ein­sät­ze an. Zur Unter­stüt­zung im Kata­stro­phen­schutz und als Teil des Hil­fe­lei­stungs­kon­tin­gents Bay­ern wur­de man im Janu­ar 2000 erst­mals im Aus­land nach schwe­ren Unwet­ter­er­eig­nis­sen im fran­zö­si­schen Limou­sin ein­ge­setzt. Als Teil von über 200 Ein­satz­kräf­ten aus Mit­tel­fran­ken flog man für meh­re­re Tage ins benach­bar­te Kata­stro­phen­ge­biet. Alle zwei Jah­re wird eine 2‑Ta­ges-Übung abge­hal­ten, wo mit der Abar­bei­tung ange­nom­me­ner Groß­scha­dens­la­gen nahe­zu die gesam­te Aus­rü­stung beübt wird. Über die umfang­rei­chen Tätig­kei­ten sowie die Aus­stat­tung des ABC-Zuges kann man sich neben der Inter­net­sei­te des Kreis­feu­er­wehr­ver­bands Erlan­gen-Höch­stadt (kfv​-erh​.de) auch bei der Prä­sen­ta­ti­on zum Tag der offe­nen Tür am 25. Juni ab 13 Uhr in Heß­dorf ein Bild machen. Neben Feu­er­wehr live wird sich auch der inzwi­schen seit zwei Jah­ren nun dort sta­tio­nier­te ABC-Zug für inter­es­sier­te Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aus­stel­len und informieren.

Im Rah­men der Jubi­lä­ums­ver­an­stal­tung am ver­gan­ge­nen Mitt­woch stan­den noch Dank­sa­gun­gen und Ehrun­gen an. Eini­ge seit der Grün­dung oder lang­jäh­rig dazu­ge­hö­ri­ge Feu­er­wehr­dienst­lei­sten­de wur­den auf­ge­ru­fen und tra­ten her­vor. Sie erhiel­ten durch den Land­rat eine Ehren­ur­kun­de des Land­krei­ses für beson­de­ren Ein­satz im ABC-Dienst. Nor­bert Rauch über­reich­te zudem jedem Geehr­ten ein klei­nes Prä­sent. Unter den zu Ehren­den waren neben den bei­den Zug­füh­rern Kar­sten Sän­ger und KBM Erich Bier­mann, wel­che bei­de von Anfang an dabei sind, auch Ste­pha­nie Mai­er, Horst und Tim Hel­ler, Die­ter Kolb und KBM Clau­dia Schulz (FF Her­zo­gen­au­rach), Mat­thi­as Doman (THW Bai­er­s­dorf), Ste­fan Win­kel­mann (FF Nie­dern­dorf), Tho­mas und Flo­ri­an Heis­ler als auch Mar­tin Frohr­ing (FF Ober­rei­chen­bach), Harald Hess (ASB Erlan­gen-Höch­stadt) und Seni­or-Unter­stüt­zer und Hel­fer Bern­hard Bier­mann (Heß­dorf).
Nicht zu ver­ges­sen die Ver­ant­wort­li­chen des Sach­ge­bie­tes Öffent­li­che Sicher­heit des Land­rats­am­tes, die über die Jah­re auch immer einen engen Kon­takt pfle­gen. Gemein­sam hat man bis­her viel erreicht und die Zusam­men­ar­beit sei stets sehr geschätzt, so Rauch. Der Lei­te­rin des Sach­ge­biets 30 im Brand- und Kata­stro­phen­schutz Bian­ca Lie­ma und der Sach­be­ar­bei­te­rin Nur­sah Mou­min über­reich­te er mit dan­ken­den Wor­ten einen Blumenstrauß.

Nach all den Reden ließ sich Zug­füh­rer Kar­sten Sän­ger nicht neh­men, abschlie­ßend auch den eigent­li­chen Initia­tor KBI Nor­bert Rauch selbst lobend zu erwäh­nen. Ihm schenk­te man vol­len Respekt für sei­nen Ein­satz, die her­vor­ra­gen­de Füh­rung dank sei­ner her­aus­ra­gen­den Kom­pe­tenz und für die Sorg­sam­keit inner­halb der Feu­er­wehr und des ABC-Dien­stes. Ohne Ihn gäbe es den ABC-Dienst in die­ser Form mög­li­cher­wei­se gar nicht, hieß es. Als Dank und Aner­ken­nung über­reich­te man ihm einen Gut­schein für einen Auf­ent­halt im Baye­ri­schen Feu­er­wehr­erho­lungs­heim in Baye­risch Gmain.

Nun waren alle Anwe­sen­den ein­ge­la­den, sich bei Häpp­chen und Geträn­ken per­sön­lich aus­zu­tau­schen. Die Histo­rie der letz­ten 25 Jah­re konn­te man auf einer gro­ßen Info­ta­fel neben­bei in Ruhe ansehen.