Exkur­si­on durch den Forch­hei­mer Stadtwald

OB Kirschstein (2.v.l.) begrüßt die Exkursionsteilnehmer. © Thomas Weichert
OB Kirschstein (2.v.l.) begrüßt die Exkursionsteilnehmer. © Thomas Weichert

Gutes Wet­ter und gute Lau­ne herrsch­ten bei der tra­di­tio­nel­len Exkur­si­on durch den Forch­hei­mer Stadt­wald auf der soge­nann­ten Bur­ker Ebe­ne die all­jähr­lich kurz vor der Eröff­nung der Kel­ler­wald­sai­son statt­fin­det. Die Bur­ker Ebe­ne. Das rie­si­ge Wald­ge­biet mit sei­nen 13 Kreuz­weg­sta­tio­nen das ober­halb des Forch­hei­mer Stadt­teils Burk liegt und am obe­ren Wald­park­platz der Stra­ße „Am Wein­garts­steig“ beginnt ist nicht nur die grü­ne Lun­ge Forch­heims son­dern auch ein Nah­erhol­gungs­ge­biet mit zahl­rei­chen Wan­der­we­gen. Die gro­ße fra­ge wäh­rend der Exkur­si­on, an der Stadt­rä­te und Mit­ar­bei­ter der Stadt teil­nah­men war: „Wie geht es dem Wald.“

Der gelern­te 29-jäh­ri­ge Forst­wirt Leon­hardt Hüm­mer aus Vier­eth-Trun­stadt bei Bam­berg ist seit 17. Okto­ber letz­ten Jah­res der neue Amts­lei­ter der Stadt­för­ste­rei, im Volks­mund auch „Stadt­för­ster“ genannt. Hüm­mer ist Nach­fol­ger von Ste­fan Distler den er zunächst kran­keits­be­dingt ver­tre­ten hat­te und der nun im Ruhe­stand ist. Seit August 2019 ist Hüm­mer, der sein hal­bes Leben schon im Wald ver­bracht hat und der auch selbst Wald­be­sit­zer ist, schon in Dien­sten der Stadt, damals noch als Vor­ar­bei­ter. Es ist sei­ne erste Exkur­si­on im Stadt­wald, die er mit Unter­stüt­zung von Betriebs­lei­ter Hans­ge­org Preidt vor­be­rei­tet hat. Die Forst­ex­per­ten ste­hen den Exkur­si­ons­teil­neh­mern dann auch Rede und Antwort.

Bei der ersten Stadt­i­on sieht es trost­los aus. Hier muss­ten 150 Fest­me­ter Schad­holz aus dem Wald her­aus­ge­nom­men wer­de. Die Fich­ten konn­ten sich wegen der Trocken­heit nicht mehr natür­lich gegen den „Buch­drucker“ weh­ren. So heißt der gefrä­ßi­ge Bor­ken­kä­fer der in gro­ßer Zahl den Fich­ten den Gar­aus mach­te. „Wenn 100 Bor­ken­kä­fer eine gro­ße Fich­te befal­len, dann ist sie in kur­zer Zeit tot“, erklärt Hüm­mer. Die För­ster müs­sen dann umge­hend han­deln und alle befal­le­nen Fich­ten aus dem Wald brin­gen um eine wei­te­re Aus­brei­tung des Schäd­lings mög­lichst zu verhindern.

Fich­ten, die vor 80 Jah­ren als schnell wach­sen­de Mono­kul­tu­ren gepflanzt wur­den, sind heu­te wegen des Kli­ma­wan­dels kei­ne zeit­ge­mä­ßen Bäu­me mehr in unse­ren Wäl­dern. Denn Fich­ten sind Flach­wurz­ler. Wenn es län­ger nicht reg­net bekommt der Baum kein Was­ser mehr und ist dann anfäl­lig für den Bor­ken­kä­fer. Des­halb wer­den jetzt kli­ma­re­si­sten­te­re Baum­ar­ten gepflanzt. Das Gebiet wo einst die schad­haf­ten Fich­ten stan­den wur­de ein­ge­zäunt damit man dort klei­ne Atlasze­dern pflan­zen konn­te. Eine Baum­art die auch mit län­ger anhal­ten­der Trocken­heit gut zurecht kommt und den­noch rela­tiv schnell wächst. „Gott­sei­dank“, sagt Hüm­mer, hat es in letz­ter Zeit aber sehr viel gereg­net, wes­halb sich die klei­nen Pflänz­chen präch­tig ent­wickelt haben. Die Forch­hei­mer Spe­di­ti­on Pohl hat vie­le neue Bäu­me gespen­det. Im Herbst letz­ten Jah­res hat hier auch Ober­bür­ger­mei­ster (OB) Uwe Kirsch­stein (SPD) einen Baum gepflanzt. „Der schrä­ge da hin­ten, das ist mei­ner“, sagt der OB und schiebt schmun­zelnd nach, dass er eben noch in der Leh­re sei.

Für die För­ster ist ein neue Misch­wald erstre­bens­wert. Sie setz­ten auch auf die natür­li­che Baum­ver­meh­rung, nicht nur auf Neu­pflan­zun­gen. Der Zaun muss wegen den Wild­ver­biss der Jung­pflan­zen sein, darf aber höch­stens fünf bis acht Jah­re ste­hen blei­ben. Bei der näch­sten Sta­ti­on, bei der Kaf­fee und Kuchen gibt, ist ein Har­ve­ster gera­de mit der „Bau­mern­te“ beschäf­tigt. Hier müs­sen zu eng ste­hen­de Bäu­me aus dem Wald ent­nom­men wer­den, damit ande­re bes­ser wach­sen kön­nen. „Denn die Kro­ne eines Bau­mes ist wie der Motor eines Autos“, sagt Hüm­mer. Es ist nur ein klei­ner Har­ve­ster mit 210 PS, um kei­nen Scha­den im Wald anzu­rich­ten. So ein Har­ve­ster ersetzt sie­ben Forst­wir­te und kostet neu 800 000 Euro. Geern­tet wird hier Brenn­holz das es ab der Wald­stra­ße für 40 Euro den Ster gibt. Alle Gie­bel­stücke sind zwar noch nicht ver­kauft, man stär­ke und unter­stüt­ze damit aber die Regi­on. Auf Sand­stand­or­ten ließ Hüm­mer auch die Baum­ha­sel pflan­zen. Die­se Baum­art bie­tet Früch­te für Eich­hörn­chen und Vögel. „Das ist mir ganz wich­tig“, sagt der Stadt­för­ster, der in 35 Jah­ren den gesam­ten 630 Hekt­ar gro­ßen Stadt­wald in einen Misch­wald umge­baut haben will. Dann hat er noch zwei Jah­re bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung. „Ich hof­fe das ich die näch­sten 37 Jah­re hier ver­brin­gen kann“, sagt Hüm­mer im Gespräch mit dem Wie­sent­bo­ten. Und wei­ter: „Mir per­sön­lich gefällt es hier sehr gut, weil ich hier auch die wald­bau­li­chen Mög­lich­kei­ten und die Rücken­deckung von der Poli­tik und mei­nem Chef habe.“ Sein ober­ster Chef ist natür­lich der OB, sein unmit­tel­ba­rer Chef ist aber ach dabei. Her­bert Fuchs, Refe­rats­lei­ter des Bau‑, Grün- und Bäder­be­triebs dem auch die Stadt­för­ste­rei unter­steht. Laut OB Kirsch­stein setzt man mit dem Holz­ver­kauf aus dem Stadt­wald etwa 200 000 Euro im Jahr um. Ein gewinn­brin­gen­der Betrieb ist das nicht. Wenn am ende eine schwar­ze Null raus­kommt, sei man aber zufrieden.

Eli­sa Ritt­mei­er ist die Kli­ma­schutz­be­auf­rag­te der Stadt. Sie infor­miert das der Pla­nungs­be­auf­trag­te des Pla­nungs­ver­bands Ober­fran­ken West der­zeit prüft ob im Stadt­wald ein Wind­park ent­ste­hen kann. Auf der so genann­ten „Unte­ren Mark“, die sich auch in die Gemein­de­ge­bie­te von Hal­lern­dorf, Herolds­bach und Hau­sen erstreckt stün­de grund­sätz­lich ein 400 Hekt­ar gro­ßes Gebiet zur Ver­fü­gung auf dem man vier bis fünf Wind­kraft­an­la­gen bau­en könn­te. Bis­her ist das noch kein Vor­rang­ge­biet son­dern ein Prüf­ge­biet das von der Stadt­ver­wal­tung unter­sucht wur­de. Wie Kirsch­stein erklärt, habe man sich mit den Nach­bar­ge­mein­den bereits zusam­men­ge­tan. Wind­rä­der kön­nen heu­te auch mit­ten im Wald errich­tet wer­den, da die Roter­blät­ter über die Baum­wip­fel hin­aus­ra­gen. Für das Fun­da­ment eines Wind­rads wer­den auch nur etwa 100 Qua­drat­me­ter benö­tigt. CSU-Stadt­rat Hol­ger Leh­nard zeig­te sich jedoch ver­wun­dert. „Ich dach­te die­ses Gebiet ist als beson­ders wert­voll und sehr schüt­zens­wert ein­ge­stuft“, so Lehnard.

An der näch­sten Sta­ti­on steht ein etwa 65-jäh­ri­ger Laub­baum­be­stand aus Buche, Rot­ei­che und Eiche. Der Berg­ahorn ver­jüngt sich hier von ganz allei­ne. Gro­ße Bäu­me müs­sen hier ent­nom­men wer­den, damit jun­ge nach­kom­men kön­nen. Das machen Selbst­wer­ber die dann 28 Euro für den Ster Hart­holz bezah­len müs­sen. Laut Hüm­mer ist hier der Brenn­holz­be­stand lang­fri­stig gesi­chert. In 20 Jah­ren kom­men 165 Raummeter raus. An der näch­sten Sta­ti­on ste­hen rie­si­ge uralte Eichen und ein Jagd­hoch­sitz. Alle Hoch­sit­ze im Stadt­wald sind kar­tiert. Hier erklärt Hüm­mer die neue Jagd­stra­te­gie der Stadt. Nach­dem der Pacht­ver­trag mit dem Jagd­päch­ter kürz­lich aus­ge­lau­fen ist hat man sich für so genann­te Bege­hungs­schei­ne ent­schie­den die für inter­es­sier­te Jäger jedes Jahr neu aus­ge­stellt wer­den. Aktu­ell sind es fünf Pirsch­be­zirks­in­ha­ber die im Stadt­wald jagen. Sie müs­sen jähr­lich drei Stück Reh­wild erle­gen. Jeweils eine Reh­kuh, einen Reh­bock und ein Kitz. So sieht es das Jagd­ge­setz vor. Wild­schwei­ne, die es im Stadt­wald auch gibt, fal­len nicht unter die­se Regelung.

Vor­letz­te Sta­ti­on ist ein ehe­ma­li­ger und inzwi­schen zuge­wach­se­ner Stein­bruch. Die­ser soll rena­tu­riert wer­den um die Bio­di­ver­si­tät zu för­dern. Nach­dem die Bäu­me gefällt sind soll ein neu­er Aus­zu­bil­den­der, der im Herbst kommt, mit den Auf­räu­mungs­ar­bei­ten begin­nen. „Der Wald muss hier zur Stei­ge­rung der Arten­viel­falt wei­chen“, sagt Hüm­mer. Denn so ein alter Stein­bruch ist ein idea­ler Lebens­raum für den Feu­er­sa­la­man­der, den Apollofal­ter, Wild­bie­nen­ar­ten oder den gro­ßen Abend­seg­ler, eine Fledermausart.

Zur letz­ten Stadt­i­on ging es dann ans ande­re Ende der Stadt, auf den Kel­ler­wald. Hier ist die Kel­ler­wald­si­che­rung vor dem Anna­fest in vol­lem Gan­ge. Alle zir­ka 3200 Bäu­me sind bereits num­me­riert und wer­den von einer Fir­ma vor dem Anna­fest noch ihre Sicher­heit hin kon­trol­liert. Dann wer­den die Maß­nah­men bestimmt die durch­ge­führt wer­den müs­sen. Vom Baum­schnitt über even­tu­el­le Kro­nen­si­che­run­gen bis hin zu im sel­ten­stem Fall einer Fäl­lung des Baumes.