Stei­ger­wald: Dicke Bäu­me – wich­tig für Kli­ma­schutz und Biodiversität

Einschlag im Steigerwald bei Unterschleichach-Foto Ulla Reck
Einschlag im Steigerwald bei Unterschleichach-Foto Ulla Reck

Inter­na­tio­na­le Stu­die in Natur­wäl­dern: das dick­ste ein Pro­zent aller Bäu­me macht 50 Pro­zent der ober­ir­di­schen leben­den Bio­mas­se aus. In baye­ri­schen Wäl­dern wer­den Bäu­me in der Regel jung gefällt, bevor sie rich­tig dick wer­den. Staats­re­gie­rung muss dicke Bäu­me ver­stärkt erhal­ten und mehr Wäl­der schüt­zen, beson­ders durch die Aus­wei­sung des Stei­ger­walds als Nationalpark.

Zum Tag des Bau­mes for­der­te der BUND Natur­schutz in Bay­ern von der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung mehr dicke und alte Bäu­me zu schüt­zen, ins­be­son­de­re im frän­ki­schen Stei­ger­wald. „Wir appel­lie­ren an die Staats­re­gie­rung das gera­de beschlos­se­ne Akti­ons­pro­gramm Natür­li­cher Kli­ma­schutz der Bun­des­re­gie­rung zu unter­stüt­zen, in dem die Funk­ti­on der Wäl­der als natür­li­cher Koh­len­stoff­spei­cher gestärkt wer­den soll“, so Richard Mer­gner, Lan­des­vor­sit­zen­der des BN. „Alte Bäu­me spie­len dabei eine wich­ti­ge Rol­le, weil sie viel Koh­len­stoff in ihrer Bio­mas­se spei­chern und uner­setz­lich für den Schutz der Bio­di­ver­si­tät und ande­re Öko­sy­stem­lei­stun­gen sind.“

Der BN for­dert, dass sich der Frei­staat Bay­ern die­ser Ver­pflich­tung stellt und auf eige­nen Flä­chen im Staats­wald stär­ker umsetzt. Als vor­ran­gi­ges Ziel gilt es dabei, einen Natio­nal­park Stei­ger­wald auf den Weg zu brin­gen, um die Staats­wäl­der dort als wert­vol­len natür­li­chen Koh­len­stoff­spei­cher zu schüt­zen und aus­zu­bau­en. Dies dient auch der Umset­zung der euro­päi­schen Bio­di­ver­si­täts­stra­te­gie. Dane­ben for­dert der BN im Wirt­schafts­wald mehr Bäu­me alt wer­den zu lassen.

Welt­wei­te Stu­di­en zei­gen, dass dicke Bäu­me für die Spei­che­rung von Koh­len­di­oxid aus der Atmo­sphä­re beson­ders wich­tig sind. Beson­ders bemer­kens­wert ist eine Stu­die von 2018, die 48 Wald­par­zel­len unter­such­te, die zum Smit­h­so­ni­an Forst­Geo-Netz­werk gehö­ren (Quel­le: https://​online​li​bra​ry​.wiley​.com/​d​o​i​/​e​p​d​f​/​1​0​.​1​1​1​1​/​g​e​b​.​1​2​747; sie­he auch: https://​natur​wald​-aka​de​mie​.org/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​/​s​t​u​d​i​e​n​/​d​i​c​k​e​-​b​a​e​u​m​e​-​s​i​n​d​-​f​u​er- den-kli­ma­schutz-beson­ders-wich­ti­g/). Dabei wur­de fest­ge­stellt, dass in den erforsch­ten Pri­mär- und älte­ren Sekun­där­wäl­dern das eine Pro­zent der Bäu­me mit den größ­ten Durch­mes­sern die Hälf­te der leben­den ober­ir­di­schen Baum­bio­mas­se ent­hält und damit auch den ent­spre­chen­den Koh­len­stoff­vor­rat. Eine der unter­such­ten Flä­chen liegt im mit­tel­eu­ro­päi­schen Sophien-Urwald (Žofíns­ký pra­les) in der Tsche­chi­schen Repu­blik. Dort mach­ten das ein Pro­zent der dick­sten Bäu­me 56 Pro­zent der Baum­bio­mas­se aus.

„In den baye­ri­schen Wirt­schafts­wäl­dern wer­den die aller­mei­sten Bäu­me gefällt, lan­ge bevor sie dick und alt wer­den. Das ist einer der Grün­de, war­um wir im Stei­ger­wald den ersten Natio­nal­park für Buchen­misch­wäl­der in Bay­ern for­dern“, so Ralf Strauß­ber­ger, BN-Wald­re­fe­rent. „Denn auch im Stei­ger­wald beob­ach­ten wir seit vie­len Jah­ren, dass die aller­mei­sten Buchen im Staats­wald eben nicht geschützt wer­den, son­dern zum größ­ten Teil Zug um Zug ent­nom­men.“ So gibt es aktu­ell nur ganz weni­ge Bäu­me über einen Meter Durchmesser.

Von Natur aus kön­nen die Buchen einen Durch­mes­ser von über 150 Zen­ti­me­ter errei­chen (gemes­sen in 1,3 Meter Höhe) und über 300 Jah­re alt wer­den. Damit kön­nen sie im Natur­wald oder in einem Natio­nal­park Stei­ger­wald rund dop­pelt so alt und dick wer­den wie im Wirt­schafts­wald. Gera­de alte Buchen sind ent­schei­dend für die Arten­viel­falt, weil erst ab einem höhe­ren Alter von über 180 bis 200 Jah­ren wich­ti­ge Lebens­räu­me für Vögel, Fle­der­mäu­se, Insek­ten oder Pil­ze entstehen.