LBV: „Umwelt­schäd­li­che För­de­rung von Seil­bah­nen und Beschnei­ungs­an­la­gen muss sofort abge­schafft werden“

„Ski­sub­ven­tio­nen ade“

Nach­dem zum 1. Mai auch die letz­ten Ski­lif­te in Bay­ern schlie­ßen, blickt der Frei­staat aus Sicht des baye­ri­schen Natur­schutz­ver­bands LBV (Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz) zum Ende der Ski­sai­son auf eine trau­ri­ge Bilanz. Erneut muss­ten baye­ri­sche Ski­an­la­gen wegen man­geln­dem Schnee­fall häu­fig auf eine extrem ener­gie­in­ten­si­ve Beschnei­ung durch Schnee­ka­no­nen zurück­grei­fen. Vie­le baye­ri­sche Ski­ge­bie­te inve­stie­ren den­noch wei­ter in Aus­bau und Moder­ni­sie­rung ihrer Lift­an­la­gen. Mög­lich macht das die Seil­bahn­för­der­richt­li­nie der Staats­re­gie­rung, die Ski­ge­bie­te mit hohen Sum­men sub­ven­tio­niert. „Abseits des öko­no­mi­schen Desa­sters ist bei den Ski­sub­ven­tio­nen kein öffent­li­ches Inter­es­se erkenn­bar. Mit der För­de­rung von Ski­an­la­gen wer­den statt­des­sen öffent­li­che Gel­der der Steu­er­zah­ler kli­ma­schäd­lich ein­ge­setzt. Daher gehö­ren die­se umwelt­schäd­li­chen För­de­run­gen sofort abge­schafft“, so Dr. Nor­bert Schäf­fer, Vor­sit­zen­der des LBV. Mit der damit eben­falls ver­bun­de­nen Inten­si­vie­rung und dem wei­te­ren Aus­bau der Ski­ge­bie­te schwin­det außer­dem der ohne­hin schon stark begrenz­te Lebens­raum gefähr­de­ter Alpen­ar­ten. „Die aktu­el­le För­de­rung der baye­ri­schen Ski­an­la­gen geht auf Kosten gefähr­de­ter Arten. Es fehlt ein regio­na­les Kon­zept, das den Arten­schutz in den Ski­ge­bie­ten ein­be­zieht“, sagt Schäf­fer weiter.

Den Schnee­man­gel in den baye­ri­schen Ski­ge­bie­ten als Fol­ge der Kli­ma­kri­se mit noch mehr Schnee­ka­no­nen und erhöh­tem Ener­gie­auf­wand zu bekämp­fen, ist ins­be­son­de­re in der gegen­wär­ti­gen Ener­gie­kri­se aus Sicht des LBV nicht nach­hal­tig und kann somit kei­ne dau­er­haf­te Zukunfts­per­spek­ti­ve sein. Kon­zi­piert war die Beschnei­ung der Pisten in den Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren als „Grund­la­ge am Anfang der Sai­son“, die dann bei kräf­ti­gem Schnee­fall die Piste dau­er­haft sichert. Jedoch wur­de erst 2023 die Richt­li­nie zur För­de­rung von Ski­an­la­gen gegen eine Peti­ti­on bay­ern­wei­ter Natur­schutz- und Umwelt­ver­bän­de für drei wei­te­re Jah­re ver­län­gert. „Wer die Beschnei­ung för­dert, för­dert dar­über hin­aus auch noch damit ver­bun­den Ein­grif­fe in die Land­schaft wie Lei­tungs­bau und Schnei­tei­che und sub­ven­tio­niert den Neu­bau von Lift- und Berg­sta­tio­nen und eine damit ver­bun­de­ne Kapa­zi­täts­stei­ge­rung. Mit der wei­ter­wach­sen­den Infra­struk­tur wird der Lebens­raum sel­ten gewor­de­ner Arten ver­baut“, so Schäffer.

Wer die aktu­el­le För­de­rung erhal­ten will, muss auf­grund der Neu­fas­sung der Richt­li­nie jetzt auch in sein Som­mer­an­ge­bot inve­stie­ren. „Das wird ganz­jäh­rig zu einem stär­ke­ren Zulauf an den Berg­sta­tio­nen füh­ren und die Stö­run­gen der bedroh­ten Alpen­ar­ten wer­den wei­ter stei­gen“, so der LBV-Vor­sit­zen­de. Auch die Art und Wei­se der För­der­ver­ga­be kri­ti­siert der LBV, da För­der­gel­der von allen abge­ru­fen wer­den kön­nen, ohne dass dabei ein Kon­zept vor­liegt. „Eine För­der­ver­ga­be dürf­te ohne ein weit­rei­chen­des Besu­cher­len­kungs­kon­zept, das den Schutz bedroh­ter Arten, wie Birk‑, Auer- und Schnee­huhn sicher­stellt, über­haupt nicht statt­fin­den“, so Schäf­fer weiter.

Die Alpen sind das her­aus­ra­gen­de Natur­ju­wel Bay­erns. Ihr Schutz ist von bun­des­wei­ter Bedeu­tung. „Wir kön­nen nicht noch wei­te­re drei Jah­ren war­ten, bis wir erneut eine Dis­kus­si­on um die Ver­län­ge­rung der Seil­bahn­richt­li­nie füh­ren, denn sie gehört umge­hend abge­schafft. Der Aus­bau der baye­ri­schen Ski­ge­bie­te ist abge­schlos­sen. Wir soll­ten uns eigent­lich nur noch mit dem Rück­bau beschäf­ti­gen“, resü­miert Schäf­fer. Hier­zu macht die EU gera­de einen Vor­stoß, bei dem es um die Wie­der­her­stel­lung von Natur geht.

#Zukunfts­per­spek­ti­ven

Wie steht es um die Zukunft der Natur in Bay­ern? Wie kön­nen wir den bei­den gro­ßen Kri­sen Kli­ma­wan­del und Arten­ster­ben wir­kungs­voll begeg­nen? Der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV mit sei­ner gro­ßen wis­sen­schaft­li­chen Fach­ex­per­ti­se weiß, wie wir kri­sen­re­si­sten­ter wer­den. Es gibt Per­spek­ti­ven, denn Natur­schutz ist Kri­sen­vor­sor­ge. Das Ziel: wer unse­re gefor­der­ten Maß­nah­men umsetzt, ver­bes­sert damit die Per­spek­ti­ven unse­rer Kin­der und deren Kin­der für eine lebens­wer­te­re Zukunft. Wenn wir den Flä­chen­fraß stop­pen, die erneu­er­ba­ren Ener­gien natur­ver­träg­lich aus­bau­en, Bäche rena­tu­rie­ren und die umwelt­schäd­li­che För­de­rung von Ski­an­la­gen abschaf­fen, geben wir Bay­erns Natur wie­der ech­te Zukunftsperspektiven.