TSV Trö­ster Brei­ten­güß­bach und das Wun­der von Ansbach

symbolbild basketball

Irre Auf­hol­jagd bringt Meisterschaft

Der TSV Trö­ster Brei­ten­güß­bach gewinnt nach einem zwi­schen­zeit­li­chen 19 Punk­te-Rück­stand Mit­te des drit­ten Vier­tels Spiel zwei in Ans­bach mit 98:95 nach Ver­län­ge­rung und fei­ert damit die Mei­ster­schaft in der 1. Regio­nal­li­ga Südost.

Dank zwei vol­len Bus­sen und etli­chen Pri­vat­fah­rern fan­den knapp 130 Güß­ba­cher Fans den Weg in die Ans­ba­cher Wein­berg­hal­le. Die­se sorg­ten dort für eine bom­ba­sti­sche Stim­mung. Ein ent­schei­den­der Fak­tor, wie sich im Lau­fe der Begeg­nung noch her­aus­stel­len soll­te. Der Start in die Par­tie ver­lief rela­tiv aus­ge­gli­chen. Bei­de Mann­schaf­ten star­te­ten ner­vös und ver­hal­ten, wes­we­gen es nach vier Minu­ten 6:6‑Unentschieden stand. Anschlie­ßend fand Ans­bach durch gutes Team­play immer wie­der den frei­en Mann am Brett oder an der Drei­er­li­nie. Die Wür­fe tra­fen sie durch Simon Fene­berg, Nzeo­cha und Imbe­ri sicher, sodass sie sich dadurch eine 10:17-Führung erspiel­ten. Der TSV Trö­ster hat­te zu die­sem Zeit­punkt noch kei­nen Rhyth­mus und tat sich gegen die aggres­si­ve Ver­tei­di­gung der Mit­tel­fran­ken extrem schwer. Ledig­lich Wal­de am Brett und eini­ge erfolg­rei­che Frei­wür­fe sorg­ten dafür, dass man nach dem ersten Vier­tel nur mit 18:24 zurück­lag. Aller­dings lie­ßen die Män­ner von Head­coach Mark Völkl in den ersten zehn Spiel­mi­nu­ten schon sie­ben Frei­wür­fe lie­gen, was sehr unge­wöhn­lich für sei­ne Mann­schaft war.

Zu Beginn des zwei­ten Spiel­ab­schnit­tes stand die TSV-Abwehr dann deut­lich bes­ser. Ans­bach erziel­te in den ersten drei Spiel­mi­nu­ten die­ses Vier­tels ledig­lich zwei Zäh­ler, wes­we­gen Brei­ten­güß­bach nach vier Wal­de-Punk­ten aus der Mit­tel­di­stanz und einem Drei­er von Feu­er­pfeil auf 25:26 her­an­kam. Doch nach einer Aus­zeit von Heim­trai­ner Mar­tin Ides stand die Abwehr der Mit­tel­fran­ken wie­der deut­lich kom­pak­ter und offen­siv fan­den sie häu­fi­ger Lösun­gen. Drei Güß­ba­cher Tur­no­ver hin­ter­ein­an­der bescher­ten den Haus­her­ren einen 8:0‑Run, sodass sie sich durch die Zäh­ler von New­man und Nzeo­cha auf 25:34 abset­zen konn­ten (16.). Es folg­te nun eine Aus­zeit von Güß­bach Coach Mark Völkl, der vor allem an die Kon­zen­tra­ti­on sei­nes Teams an bei­den Enden des Spiel­fel­des appel­lier­te. Die­se zeig­te Wir­kung, da Engel, Wag­ner und Dip­pold die Ober­fran­ken in der Fol­ge­zeit wie­der bis auf 39:43 her­an­brach­ten. Die letz­ten Punk­te der ersten Halb­zeit erziel­te Ans­bachs Ame­ri­ka­ner New­man per Buz­zer­bea­ter von der Drei­er­li­nie, 39:46.

In der Halb­zeit­an­spra­che von Coach Völkl wur­de vor allem die Defen­si­ve ange­spro­chen, die in der ersten Halb­zeit nicht gut war. Man gestat­te­te den Ans­ba­chern oft­mals leich­te Punk­te oder gab zu vie­le zwei­te Chan­cen ab, die sie eis­kalt nutz­ten. Dies müs­se in Halb­zeit zwei deut­lich bes­ser wer­den. Aller­dings mach­ten die Gast­ge­ber im drit­ten Vier­tel erst ein­mal genau so wei­ter, wie vor der Halb­zeit­si­re­ne. Sie lie­ßen den Ball gut lau­fen, fan­den ent­we­der das Mis­match oder die frei­en Mit­spie­ler am Brett bzw. an der Drei­er­li­nie. Imbe­ri, Chri­sti­an Fene­berg und New­man schraub­ten die Füh­rung der Mit­tel­fran­ken erst auf 43:57 und bis zur 27. Spiel­mi­nu­te gar auf 46:65. Das Spiel schien eigent­lich schon ent­schie­den zu sein, da Brei­ten­güß­bach in die­ser Pha­se über­haupt nicht klar­kam, sich etli­che Fehl­wür­fe bzw. Ball­ver­lu­ste lei­ste­te und Ans­bach sich in einen offen­si­ven Rausch spiel­te. Zu allem Über­fluss brach sich Cen­ter Hen­ning Nies­lon in einer unglück­li­chen Situa­ti­on noch den Arm und konn­te nicht mehr wei­ter­spie­len. Alles sprach für Ans­bach und der Glau­be an die Mei­ster­schaft bei der Mann­schaft und den mit­ge­rei­sten TSV-Fans schwand spür­bar. Coach Völkl nahm nun eine Aus­zeit und sein Team kam mit einer „Jetzt erst recht“-Einstellung zurück aufs Spiel­feld. Mit der Umstel­lung auf Zonen­ver­tei­di­gung und dem Drei­er von Cen­ter Lucas Wag­ner als Initi­al­zün­dung zum 49:65 soll­te sich die Begeg­nung aller­dings wen­den. Ans­bach traf zwar bis zum Vier­tel­en­de noch zwei wil­de Drei­er, aber man merk­te, dass sie sich schon deut­lich schwe­rer taten zu sco­ren. Auf der ande­ren Sei­te kam Brei­ten­güß­bach durch Bau­er und Dip­pold zu leich­ten Zäh­lern, sodass der Rück­stand nach 30 Minu­ten auf 53:68 schrumpfte.

Im Schluss­ab­schnitt gaben die mit­ge­rei­sten Güß­ba­cher Fans noch ein­mal alles und trie­ben ihre Mann­schaft nach vor­ne. Wal­de punk­te­te erst am Brett, anschlie­ßend traf Feu­er­pfeil zwei Drei­er aus jeder Ecke und ein wei­te­rer Distanz­wurf von Engel sorg­te in der 34. Spiel­mi­nu­te wie­der für ein offe­nes Spiel, an das ein paar Minu­ten zuvor nie­mand mehr so recht glau­ben woll­te, 64:70. Feu­er­pfeil war extrem heiß in die­ser Pha­se und leg­te kur­ze Zeit spä­ter noch­mal einen Drei­er nach und ver­kürz­te auf 67:72. Doch Ans­bach kon­ter­te den Güß­ba­cher Run und erspiel­te sich bis zur 38. Spiel­mi­nu­te eine 72:79-Führung im Hexen­kes­sel Wein­berg­hal­le. Die Gelb­schwar­zen gaben aller­dings nicht auf und Dip­pold ver­senk­te einen wei­te­ren Distanz­wurf im Korb der Haus­her­ren. Damit lag die Trö­ster-Trup­pe vor der Schluss­mi­nu­te nur mit 75:81 zurück. Die Fans des TSV tob­ten, als Schmidt den sieb­ten Drei­er sei­ner Mann­schaft in die­sem Vier­tel im Korb der Mit­tel­fran­ken ver­senk­te und wenig spä­ter Engel beim Drei­er gefoult wur­de. Kapi­tän Alex Engel ver­wan­del­te die fäl­li­gen drei Frei­wür­fe eis­kalt zum 81:81 knapp zehn Sekun­den vor dem Ende. Ans­bachs letz­ter Wurf­ver­such ver­fehl­te sein Ziel, sodass es tat­säch­lich noch in die Ver­län­ge­rung ging. Das Wun­der von Ans­bach nahm Kon­tu­ren an und Güß­bachs Spie­ler und Trai­ner fei­er­ten das Errei­chen der Ver­län­ge­rung schon fast wie einen Sieg. Auch der Anhang auf der Tri­bü­ne konn­te es kaum glauben.

In der Ver­län­ge­rung woll­ten die Gelb­schwar­zen zei­gen, war­um sie in die­ser Sai­son noch kein Spiel ver­lo­ren haben. Sie erspiel­ten sich durch Klaus und Feu­er­pfeil eine 87:84-Führung, die erste seit dem 2:0 in der ersten Spiel­mi­nu­te. Kur­piela glich die Begeg­nung mit einem And-One in der 43. Minu­te erneut aus, 87:87. Aller­dings ließ sich die Trö­ster-Trup­pe nicht von ihrer Mis­si­on abbrin­gen. Wal­de am Brett und Engel von der Drei­er­li­nie sorg­ten 90 Sekun­den vor dem Ende für eine 92:87-Führung. Anschlie­ßend began­nen Ans­bachs Ver­su­che das Spiel durch tak­ti­sche Fouls wie­der zu dre­hen bzw. aus­zu­glei­chen. Doch Rou­ti­nier Dani­el Schmidt ver­wan­del­te die Frei­wür­fe sicher zum 96:92 30 Sekun­den vor Schluss. Ans­bach kam durch einen wil­den Drei­er mit Brett von New­man noch­mal auf 96:95 her­an. Anschlie­ßend wur­de Feu­er­pfeil gefoult, der sei­ne Frei­wür­fe eben­falls sicher im Korb der Haus­her­ren unter­brach­te, 98:95. Drei Sekun­den vor dem Ende war es klar, dass Ans­bach nur noch mit einem lan­gen Ein­wurf etwas errei­chen könn­te. Dies ver­tei­dig­te der TSV Trö­ster gut, sodass sie zu kei­nem kon­trol­lier­ten Wurf mehr kamen. Am Ende stand also ein nicht mehr für mög­lich gehal­te­ner 98:95-Auswärtssieg auf der Anzei­ge­ta­fel und die Freu­de bei Spie­lern, Trai­nern, Ver­ant­wort­li­chen und Fans kann­te kei­ne Gren­zen mehr. Die Emo­tio­nen bei allen Betei­lig­ten zeig­ten ein­drucks­voll, was das Wun­der von Ans­bach und die­se Mei­ster­schaft allen bedeu­te­te. Durch den 20. Sieg im 20. Spiel blieb der TSV Trö­ster Brei­ten­güß­bach die kom­plet­te Sai­son über unge­schla­gen und wur­de ver­dient Mei­ster der 1. Regio­nal­li­ga Süd­ost. An die­ser Stel­le möch­ten wir uns auch bei den Ans­ba­chern für das fai­re Mit­ein­an­der auf und abseits des Spiel­fel­des bedan­ken. Die Final­se­rie war Wer­bung für den frän­ki­schen Basketball!

In Brei­ten­güß­bach wur­de die Mann­schaft dann um 1:30 Uhr mit einem Feu­er­werk vor knapp 100 Fans in der TSV-Ver­eins­gast­stät­te Lin­e­up emp­fan­gen, wo anschlie­ßend bis 6:30 Uhr die Mei­ster­schaft gebüh­rend gefei­ert wur­de. Zum 50-jäh­ri­gen Bestehen der Abtei­lung und zum 100-jäh­ri­gen Bestehen des Ver­eins ist die Mei­ster­schaft in der Regio­nal­li­ga Süd­ost natür­lich noch das i‑Tüpfelchen. Mana­ger Rei­ner Hoff­mann war nach dem Spiel über­wäl­tigt: „Glück­wunsch an unser Team, das nie auf­ge­ge­ben und allen Wid­rig­kei­ten getrotzt hat. Nach einem 19 Punk­te-Rück­stand aus­wärts noch­mal so zurück­zu­kom­men, zeigt den Cha­rak­ter die­ser Mann­schaft. An die­ses Spiel und das Wun­der von Ans­bach wer­den wir uns noch lan­ge zurück­er­in­nern. Dan­ke an alle Fans, die uns heu­te so zahl­reich und laut­stark unter­stützt haben. Ohne euch wäre das nicht mög­lich gewe­sen. Jetzt wer­den wir die­sen Erfolg erst ein­mal gebüh­rend feiern!“

Brei­ten­güß­bach: Engel (22/4 Drei­er), Feu­er­pfeil (22/4), Wal­de (12), Dip­pold (11/1), Schmidt (11/2), Wag­ner (11/1), Klaus (6), Bau­er (3), Assel, Hub­at­schek, Nieslon