Todes­fal­le Gel­ber Sack: Igel ver­ir­ren sich im Müll

Igel. Foto: Pixabay/Alexas

Baye­ri­sche Sta­chel­rit­ter erwa­chen jetzt aus dem Win­ter­schlaf – Gesich­te­te Igel dem LBV online melden

Es regt sich etwas im Laub­hau­fen: Die Igel erwa­chen aus ihrem Win­ter­schlaf. Daher lädt der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV (Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz) bereits zum 9. Mal alle Naturfreund*innen ein, ihre Igel-Beob­ach­tun­gen online zu mel­den. Durch das Bür­ger­for­scher-Pro­jekt „Igel in Bay­ern“ möch­te der LBV mehr über den hei­mi­schen Gar­ten­be­woh­ner und sei­ne Gewohn­hei­ten erfah­ren. „Jähr­lich erhal­ten wir über 10.000 Beob­ach­tun­gen bay­ern­weit. Vie­le stam­men aus dem städ­ti­schen Sied­lungs­ge­biet, wo sich der Igel in Gär­ten und Parks wohl­fühlt. Doch dort ist er auch ver­mehrt Gefah­ren aus­ge­setzt. Auf der Suche nach Fut­ter kön­nen Igel in gel­be Säcke krie­chen, aus denen sie oft nicht mehr her­aus­fin­den“, sagt die LBV-Igel­ex­per­tin Dr. Ange­li­ka Nel­son. Obwohl der Igel anpas­sungs­fä­hig und ein wah­rer Über­le­bens­künst­ler ist, steht er mitt­ler­wei­le auf der Vor­warn­li­ste bedroh­ter Säu­ge­tie­re in Bay­ern. Der LBV möch­te des­halb her­aus­fin­den, wo die Gefah­ren­quel­len lie­gen und ob es Unter­schie­de zwi­schen dem länd­li­chen und städ­ti­schen Bereich gibt. „Nur eine lang­jäh­ri­ge Daten­samm­lung kann uns zei­gen, wie Igel mit all den Ver­än­de­run­gen in unse­rer moder­nen Land­schaft zurecht­kom­men“, so die LBV-Bio­lo­gin. Mit­ma­chen ist ganz ein­fach: jeden leben­di­gen oder toten Igel mel­den unter www​.igel​-in​-bay​ern​.de.

Nach einem fast sechs­mo­na­ti­gen Win­ter­schlaf erwa­chen die Igel im Früh­ling mit gro­ßem Hun­ger. „Über den Win­ter hat der Sta­chel­rit­ter täg­lich etwa 1 bis 2 Gramm ver­lo­ren. Das sind ins­ge­samt 20 bis 40 Pro­zent sei­nes Kör­per­ge­wichts“, weiß die LBV-Bio­lo­gin Ange­li­ka Nel­son. Für die nahen­de Paa­rungs­zeit muss sich der Igel rasch wie­der Reser­ven anfres­sen. Insek­ten, vor allem Käfer und deren Lar­ven, sind die Leib­spei­se des Igels, jedoch um die­se Jah­res­zeit noch rar. Des­halb frisst er auch oft Schnecken und Regenwürmer.

Gera­de im Stadt­ge­biet machen sich Igel ger­ne auch über den Haus­müll her. Vor allem der Gel­be Sack duf­tet ver­lockend. Auf der Suche nach Resten in Dosen oder Alu­mi­ni­um-Schäl­chen, wie zum Bei­spiel Kat­zen­fut­ter, zer­rei­ßen Igel die Folie oder krie­chen in offe­ne Müll­säcke. Doch das wird schnell zur Gefahr: Die sta­che­li­gen Gar­ten­be­woh­ner kön­nen in Behäl­tern klem­men blei­ben und sich ver­let­zen. Fin­den sie dann kei­nen Aus­weg aus der Tüte, wer­den sie in den Säcken von der Müll­ab­fuhr abtrans­por­tiert. „Um die Igel zu schüt­zen, hängt man die Müll­säcke mit etwas Abstand zum Boden am Zaun auf oder stellt sie am besten erst am frü­hen Mor­gen vor die Tür, wenn die nacht­ak­ti­ven Tie­re nicht mehr unter­wegs sind“, rät Ange­li­ka Nelson.

Art­ge­rech­te Nah­rung fin­det der Igel idea­ler­wei­se im natur­nah gestal­te­ten Gar­ten. „Wer nur ein paar Qua­drat­me­ter sei­nes Gar­tens der Natur über­lässt – ohne zu mähen oder Pesti­zi­de ein­zu­set­zen – tut nicht nur dem Igel etwas Gutes, son­dern auch Insek­ten, Vögeln und letzt­end­lich sich selbst. Denn Natur­be­ob­ach­tun­gen haben nach­weis­lich posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die phy­si­sche und psy­chi­sche Gesund­heit des Men­schen“, so die LBV-Igel­ex­per­tin. In die­sen wil­den Ecken fin­det der Igel Nah­rung und Unter­schlupf. Igel­weib­chen kön­nen ein Nest für ihre Jun­gen bau­en und im Herbst zie­hen sich die klei­nen Säu­ger im Äste- und Laub­hau­fen zum Win­ter­schlaf zurück.

Um den Nah­rungs­be­darf einer gan­zen Igel­fa­mi­lie zu decken, reicht ein ein­zi­ger natur­na­her Gar­ten aber nicht aus. „Klei­ne Durch­gän­ge in Zäu­nen ermög­li­chen dem Igel den Zugang in Nach­bars Gar­ten. Es braucht außer­dem mehr grü­ne Flä­chen in Städ­ten und Gemein­den. Nur so kann der Igel ein aus­rei­chend gro­ßes Are­al durch­strei­fen, in dem er sowohl eine Part­ne­rin als auch Nah­rung fin­det“, sagt Ange­li­ka Nelson.

LBV-Igel­te­le­fon: Kom­pe­ten­te Bera­tung zu Fra­gen rund um den Igel

Infor­ma­tio­nen und Tipps zum Schutz von Igeln und der Gestal­tung eines igel­freund­li­chen Gar­tens bie­tet der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band kosten­los am LBV-Igel­te­le­fon an. Sie erhal­ten eine kom­pe­ten­te Bera­tung zu Fra­gen rund um den Igel. Sie errei­chen das LBV-Igel­te­le­fon Mon­tag bis Frei­tag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775–5001.


Über den LBV

1909 gegrün­det ist der LBV – Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz in Bay­ern e. V. – der älte­ste Natur­schutz­ver­band in Bay­ern und zählt aktu­ell über 115.000 Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer. Der LBV setzt sich durch fach­lich fun­dier­te Natur- und Arten­schutz­pro­jek­te sowie Umwelt­bil­dungs­maß­nah­men für den Erhalt einer viel­fäl­ti­gen Natur und Vogel­welt im Frei­staat ein. Mehr Infos: www​.lbv​.de/​u​e​b​e​r​-​uns.