Lich­ten­fel­ser Aus­stel­lung „13 Füh­rer­schei­ne“ reist nach Yad Vashem

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Lisa Sal­ko wird in der Holo­caust-Gedenk­stät­te in Jeru­sa­lem das Pro­jekt der Lich­ten­fel­ser Gym­na­sia­sten vorstellen

„Was das Pro­jekt ‚13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le‘ bewegt, ist groß­ar­tig. Dass nun Lisa Sal­ko im Juli in der Inter­na­tio­na­len Holo­caust Gedenk­stät­te Yad Vas­hem in Jeru­sa­lem dar­über spre­chen und die Aus­stel­lung sowie der Doku­men­tar­film dar­über dort zu sehen sein wer­den, ist eine her­aus­ra­gen­de Wür­di­gung“, stellt Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner heraus.

Der Besuch in Lichtenfels anlässlich zur Eröffnung der Ausstellung „13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Schicksale“ hat ihr Leben verändert, sagt Lisa Salko (links). Das Bild zeigt sie mit ihren Schwestern Debbie November-Ryder und Linda Tutin beim Festakt im November 2018 im Gespräch mit Landrat Christian Meißner. Foto: Landratsamt Lichtenfels / Heidi Bauer

Der Besuch in Lich­ten­fels anläss­lich zur Eröff­nung der Aus­stel­lung „13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le“ hat ihr Leben ver­än­dert, sagt Lisa Sal­ko (links). Das Bild zeigt sie mit ihren Schwe­stern Debbie Novem­ber-Ryder und Lin­da Tutin beim Fest­akt im Novem­ber 2018 im Gespräch mit Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner. Foto: Land­rats­amt Lich­ten­fels / Hei­di Bauer

Lisa Sal­ko ist die Enke­lin von Sig­mund Marx, der einer der drei­zehn jüdi­schen Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger war, denen vom Bezirks­amt Lich­ten­fels die Füh­rer­schei­ne ent­zo­gen wur­den – teils bei deren Emi­gra­ti­on, teils im Zusam­men­hang mit den Novem­ber­po­gro­men 1938. Die­se Füh­rer­schei­ne wie­der­um waren – ver­packt in einen brau­nen Umschlag – per Zufall bei Auf­räum­ar­bei­ten im Rah­men der Digi­ta­li­sie­rung im Land­rats­amt Lich­ten­fels gefun­den wor­den und auf dem Schreib­tisch von Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner gelandet.

„Mei­ne Idee war es, dass man die­se Füh­rer­schei­ne nicht ein­fach dem Staats­ar­chiv zurück­gibt, son­dern dass wir jun­ge Leu­te, Abitu­ri­en­ten, bit­ten, im Rah­men eines P‑Seminars zu unter­su­chen: Wer waren denn eigent­lich die­se Men­schen und wel­che Schick­sa­le hat­ten sie?“, erläu­tert Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner. Sein Gedan­ke: „Wir müs­sen uns unse­rer Ver­gan­gen­heit stel­len und die Lokal­ge­schich­te aufarbeiten.“

Die Lei­tung des Semi­nars hat­te Stu­di­en­di­rek­tor Man­fred Brösam­le-Lam­brecht unter des­sen Feder­füh­rung sich die Abitu­ri­en­tin­nen und Abitu­ri­en­ten auf Spu­ren­su­che bega­ben. Dar­aus ent­stand eine ein­zig­ar­ti­ge Aus­stel­lung, die die­se 13 Leben und ihre zum Teil äußerst tra­gi­schen Wege dokumentiert.

„Die jun­gen Leu­te haben es geschafft, 80 Jah­re spä­ter den Namen der Füh­rer­schein­in­ha­ber jeweils ein Gesicht zurück­ge­ge­ben“, so Land­rat Meiß­ner. Die Semi­nar­teil­neh­mer fan­den Nach­fah­ren auf ver­schie­de­nen Kon­ti­nen­ten und hol­ten die­se nach Lich­ten­fels. „Die­se außer­ge­wöhn­li­che Spu­ren­su­che hat den Weg für eine Aus­söh­nung berei­tet und dafür, um Ver­zei­hung für das Gesche­he­ne zu bit­ten. Dass aus den Begeg­nun­gen enge Freund­schaf­ten ent­stan­den sind, ist ein­fach wun­der­voll, dass der Weg der Aus­stel­lung nun nach Yad Vas­hem führt, ist von her­aus­ra­gen­der Bedeu­tung und eine groß­ar­ti­ge Wür­di­gung! Mein aus­drück­li­cher Dank dafür gilt Lisa Sal­ko, deren uner­müd­li­chem Enga­ge­ment das zu ver­dan­ken ist“, betont Land­rat Meißner.

Der Besuch in Lich­ten­fels anläss­lich der Eröff­nung der Aus­stel­lung 2018 hat Lisas Sal­kos Leben ver­än­dert, sagt sie. Sie wuss­te vor­her kaum etwas von der Ver­gan­gen­heit ihres Groß­va­ters und ihrer Ahnen, da ihr Groß­va­ter wie vie­le die­ser Gene­ra­ti­on nicht über die Ver­gan­gen­heit spra­chen. Seit 2018 enga­giert sie sich uner­müd­lich, die Geschich­te der 13 Füh­rer­schei­ne zu erzäh­len. Sie tut dies im Zuge der „Gene­ra­ti­ons­For­ward“ Initia­ti­ve des Holo­caust und Human Rights Edu­ca­ti­on Cen­ters (https://​hhrec​ny​.org/​g​e​n​e​r​a​t​i​o​n​s​-​f​o​r​w​a​rd/ ), in der sich Mit­glie­der der zwei­ten und drit­ten Gene­ra­ti­on nach dem Holo­caust aus­tau­schen und die Erin­ne­rung an den Holo­caust durch eine Viel­zahl von Pro­jek­ten und Events auf­recht­hal­ten. Auf ihr Enga­ge­ment hin wur­de und wird die Aus­stel­lung „13 Füh­rer­schei­ne“ an vie­len Orten in den USA prä­sen­tiert. Unter ande­rem war die Aus­stel­lung im Muse­um of Jewish Heri­ta­ge in New York City zu sehen.

Lisa Sal­ko lässt wis­sen: „Am Vor­abend mei­ner Abrei­se aus Lich­ten­fels im Novem­ber 2018 habe ich den Schü­le­rin­nen und Schü­lern sowie Herrn Brösam­le-Lam­brecht ver­spro­chen, dass ich die­se wich­ti­ge und außer­or­dent­li­che Geschich­te nach mei­ner Rück­kehr in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten erzäh­len wer­de. Ich habe mich seit­dem enga­giert, das Ver­spre­chen zu erfül­len. Es ist eine bemer­kens­wer­te Rei­se. Mit der Unter­stüt­zung des Holo­caust & Human Rights Edu­ca­ti­on Cen­ter sind die ‚13 Füh­rer­schei­ne‘ und ihre Ban­ner­aus­stel­lung nun für Gedenk- oder Bil­dungs­zwecke in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten erhält­lich. Ich wer­de im Juli mit Stolz im World Holo­caust Remem­brance Cen­ter Yad Vas­hem in Jeru­sa­lem ste­hen und die­se Geschich­te im Zuge von Holo­caust-Auf­klä­rung und ‑Erin­ne­rung erzäh­len – im Namen mei­ner Fami­lie, der Füh­rer­schein­hal­ter und ihrer Nach­kom­men und all derer in Lich­ten­fels, die an die­sem außer­ge­wöhn­li­chen For­schungs­pro­jekt mit­ge­wirkt haben.“

Zur Ein­la­dung nach Isra­el kam es, als Lisa Sal­ko ihren Vor­trag auf Anre­gung von Prof. Eli­sa­beth Gareis und Ein­la­dung des San­dra Kahn Was­ser­man Jewish Stu­dies Cen­ter am Baruch College/​City Uni­ver­si­ty of New York hielt. Prof. Eli­sa­beth Gareis wie­der­um ist gebür­ti­ge Lich­ten­fel­se­rin und unter­rich­tet am Baruch Col­lege. Dov Sch­lein, der in den 1970er Jah­ren am Baruch Col­lege stu­dier­te, jetzt dort Kura­to­ri­ums­mit­glied ist und bei Lisas Vor­trag anwe­send war, hat sie nach dem Vor­trag ange­spro­chen. Er kün­dig­te an, er wer­de sich dafür ein­set­zen, dass Lisa Sal­ko ein­ge­la­den wird, den Vor­trag über das Pro­jekt „13 Füh­rer­schei­ne“ auch in der Inter­na­tio­na­len Holo­caust-Gedenk­stät­te Yad Vas­hem in Jeru­sa­lem in Isra­el (https://​www​.yad​vas​hem​.org) zu prä­sen­tie­ren. Im Juli fin­det dort eine Ver­an­stal­tungs­rei­he für Leh­rer aus Bran­den­burg statt, und im Rah­men des­sen soll der Vor­trag statt­fin­den, wie Lisa Sal­ko mit­ge­teilt hat.

Eben­so wie die Aus­stel­lung wird auch der Doku­men­tar­film „13 Driver’s Licen­ses“ (https://​open​lab​.city​tech​.cuny​.edu/​1​3​dl/) von Ryoya Terao zu sehen sein, der inzwi­schen bei Film-Festi­vals “ mit drei „Best Documentary“-Preisen aus­ge­zeich­net wurde.

Hin­ter­grund

Die Aus­stel­lung „13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le“ war am 5. Novem­ber 2018 eröff­net wor­den und deutsch­land- und welt­weit an ver­schie­de­nen Orten zu sehen. Das P‑Seminar fand inter­na­tio­nal gro­ße Beach­tung und wur­de aus­ge­zeich­net mit dem P‑Se­mi­nar-Preis 2019 des Mini­ste­ri­al­be­auf­trag­ten für die Gym­na­si­en Ober­fran­kens und des Baye­ri­schen Mini­ste­ri­ums für Unter­richt und Kul­tus, mit dem BCJ.Bayern-Studienpreis (Ver­ein zur För­de­rung des christ­lich-jüdi­schen Gesprächs in der ELKB (BCJ​.Bay​ern), 1. Platz in der Kate­go­rie Schulen/​P‑Seminare) und war Preis­trä­ger des Wett­be­werbs „Aktiv für Demo­kra­tie und Tole­ranz“ 2019 des BfDT (Bünd­nis für Demo­kra­tie und Tole­ranz, gegen Extre­mis­mus und Gewalt) der Bun­des­zen­tra­le für Poli­ti­sche Bildung.

Im Jahr 2020 star­te­te Regis­seur Ryoya Terao, Doku­men­tar­fil­mer und Asso­cia­te Pro­fes­sor of Video Pro­duc­tion am Depart­ment of Enter­tain­ment Tech­no­lo­gy am New York City Col­lege of Tech­no­lo­gy, ein Film­pro­jekt. Sein Film doku­men­tiert die Ent­ste­hung und Trag­wei­te des P‑Seminars „13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le“. Der Sneak Pre­view erfolg­te im Deut­schen Gene­ral­kon­su­lat in New York. Aktu­ell wird eine deut­sche Ver­si­on produziert.