Offe­ner Brief aus Oes­dorf an Gesund­heits­mi­ni­ster Lauterbach

leserbrief-symbolbild

Sehr geehr­ter Herr Gesund­heits­mi­ni­ster Prof. Dr. Lauterbach,

in der letz­ten Woche haben wir im Kreis­tag Forch­heim über die geplan­te Kran­ken­haus­re­form dis­ku­tiert. Wir haben der­zeit im Land­kreis Forch­heim mit den Kran­ken­häu­sern in Eber­mann­stadt und Forch­heim eine gemein­sa­me Kli­nik, an zwei Stand­or­ten. Nach der geplan­ten Reform könn­te das Kran­ken­haus in Forch­heim vor­aus­sicht­lich ein soge­nann­tes Level 2 und der Stand­ort Eber­mann­stadt ein Level 1 Kran­ken­haus werden.

Auch die (Kreis-)Krankenhäuser in der Umge­bung, St. Anna in Höch­stadt a.d. Aisch, die Stei­ger­wald­kli­nik in Bur­ge­brach und die Jura­klink in Scheß­litz wer­den vor­aus­sicht­lich dann ein Level 1 Kran­ken­haus sein. Die­se Level 1 Kran­ken­häu­ser wer­den es lang­fri­stig sehr schwer haben, über­le­ben zu kön­nen. Letzt­end­lich hat ja die Kran­ken­haus­re­form 2023 nur ein Ziel: Kran­ken­häu­ser abzu­bau­en. In ganz Deutsch­land wer­den so ver­mut­lich ca. 600–700 Kran­ken­häu­ser weg­fal­len. Vor allem in länd­li­chen Gebie­ten wird das dra­ma­ti­sche Aus­wir­kun­gen haben.

Kran­ken­häu­ser sind Ein­rich­tun­gen der Daseins­vor­sor­ge und kön­nen nicht betriebs­wirt­schaft­lich bewer­tet wer­den. Dies gilt ja auch z.B. für die Feu­er­weh­ren oder die Bun­des­wehr. Oder haben die­se zwei Bereich schon jemals einen Gewinn abge­wor­fen? Müs­sen sie auch nicht, denn die­se müs­sen dann ein­satz­be­reit sein, wenn es „brennt“. So wie die Kran­ken­häu­ser wäh­rend der Corona-Pandemie.

Aber haben wir aus der Coro­na-Kri­se gelernt?

Es ist noch gar nicht so lan­ge her, da muss­ten wir mas­si­ve Grund­rechts­ein­schrän­kun­gen, wie Kon­takt­be­schrän­kun­gen, Kin­der­gar­ten- und Schul­schlie­ßun­gen, bis hin zu Aus­gangs­sper­ren und Haus­ar­rest (häus­li­che Iso­la­ti­on) hin­neh­men. Die­se Ein­schrän­kun­gen wur­den immer damit begrün­det, dass das Gesund­heits­sy­stem nicht über­la­stet wer­den darf.

Und kaum ist die Pan­de­mie über­wun­den, wer­den wie in den letz­ten Jahr­zehn­ten wei­te­re Kapa­zi­tä­ten im Gesund­heits­sy­stem abge­baut. Kran­ken­haus­ar­ti­kel wie Mas­ken, Kit­tel, Sprit­zen etc. wer­den wei­ter­hin bil­ligst aus Chi­na und Medi­ka­men­te aus Indi­en bestellt (in der Hoff­nung, dass die Lie­fer­ket­ten funk­tio­nie­ren). Und jetzt sol­len auch noch vie­le Kran­ken­häu­ser und Bet­ten­ka­pa­zi­tä­ten weg­fal­len. Vor­ge­schla­gen von einer Exper­ten­kom­mis­si­on, die über­wie­gend mit Öko­no­men und Betriebs­wir­ten besetzt ist.

Die ein­zi­gen Gewin­ner Ihrer geplan­ten Kran­ken­haus­re­form sind (wie­der­mal) die Kran­ken­kas­sen und die Phar­ma­in­du­strie. Alle ande­ren, wie Kran­ken­häu­ser mit ihren Mit­ar­bei­tern und Mit­ar­bei­te­rin­nen und am Ende auch die Pati­en­ten sind die gro­ßen Verlierer.

Bei der näch­sten Grip­pe­wel­le heißt es dann wie­der: Abstand hal­ten – damit unser Gesund­heits­sy­stem nicht über­la­stet wird. Und was uns nach Ihrer geplan­ten Kran­ken­haus­re­form bei einer erneu­ten Pan­de­mie bevor­steht, möch­te ich mir gar nicht ausmalen.

Sehr geehr­ter Herr Gesund­heits­mi­ni­ster Lau­ter­bach, ich bit­te Sie daher ein­dring­lich, Ihre geplan­te Kran­ken­haus­re­form noch­mals zu über­den­ken und das Gesund­heits­sy­stem zu stär­ken und nicht wie geplant zu schwächen.

Vie­len Dank

PETER MÜNCH

Kreis­rat Land­kreis Forch­heim, Gemein­de­rat der Gemein­de Herolds­bach, Stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der Freie Wäh­ler Kreis­ver­band Forch­heim, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Freie Wäh­ler­ge­mein­schaft Oesdorf