„Bamberg on tour“: Schatz vor den Toren der Stadt

Georg Spörlein (rechts, vorne) und Dieter Bierlein (mit Hut) brachten gemeinsam mit Johannes Hölzel den Stadtwald näher. (Foto: Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Gerhard Beck)
Georg Spörlein (rechts, vorne) und Dieter Bierlein (mit Hut) brachten gemeinsam mit Johannes Hölzel den Stadtwald näher. (Foto: Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Gerhard Beck)

„Bamberg on tour“ befasste sich u. a. mit den Auswirkungen des Bahn-Ausbaus auf Stadtwald und Wasserversorgung.

Der Bahn-Ausbau schlägt eine breite Schneise durch den Stadtwald im Süden Bambergs und bringt den komplexen Umbau der Wasserversorgung mit sich. Davon konnten sich die rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der „Bamberg on tour“ am 2. April überzeugen. Weitere Themen waren die naturgemäße Bewirtschaftung des Waldes und das Anlegen von Biotopen im Rahmen des Bundesförderprojekts „Biologische Vielfalt“.

Beim Start am Maxplatz mit Oberbürgermeister Andreas Starke zeigte sich wieder einmal der typische „Bamberg on tour“-Dusel: Es hörte rechtzeitig auf zu regnen, dafür blieb es an diesem Sonntagnachmittag recht frisch. Hauptaugenmerk im Stadtwald war der Ausbau der Bahntrasse und die damit einhergehenden Umbauten.

Zerschneidungseffekt

An der Gemarkung namens „Gimetzen“ direkt an der Bahntrasse zeigten sich die Auswirkungen deutlich: Die Schneise im Süden mit bald vier Gleisen nimmt ganz andere Dimensionen an als die im Norden mit nur zwei Gleisen. Damit einher geht der Umbau des Waldes: Die Höhe der angrenzenden Bäume müsse so begrenzt werden, dass eine Beschädigung der Oberleitung ausgeschlossen ist, erklärte Forstamtsleiter Johannes Hölzel. Für den Verlust des Bannwaldes werde ein Ausgleich auf dem Bundesgelände geschaffen. Sorgen bereitet Hölzel der Zerschneidungseffekt der Trasse. Unterführungen der Trasse, kaum breiter als ein Schlitz, böten dem Wild keine Gelegenheit, die Bahntrasse zu passieren. Deshalb begrüßen Hoelzel und sein Kollege Dieter Bierlein die Forderung der Stadt, über die Bahntrasse eine so genannte Grünbrücke – es wäre die erste ihrer Art in Deutschland über Bahnlinien – anzulegen. Hölzel informierte die Radlerinnen und Radler über den Stand der Verhandlungen mit der Bahn: „Die Regierung von Oberfranken begrüßt die Brücke zwar als Vernetzungsmaßnahme. Dennoch wäre es an der Stadt Bamberg, für die Kosten aufzukommen beziehungsweise sich um Förderungen zu bemühen.“

Ausbau stellt Wassergewinnung vor große Probleme

„Der Ausbau der Bahntrasse mag ja sinnvoll sein. Wir legen aber Wert darauf, dass die hier vor Ort gut funktionierenden Systeme dadurch nicht beeinträchtigt werden“, betonte Bierlein. Stolz ist er vor allem auf das Wasser in Trinkwasserqualität, das im Stadtwald für die Stadt Bamberg gewonnen wird. „Wir haben hier einen Schatz vor den Toren Bambergs“, verdeutlichte er. Die Investitionen der Stadtwerke, um Qualität und Menge des heimischen Trinkwassers zu erhalten, sind erheblich. Erschwerend komme hinzu, dass der Bahn-Ausbau mitten durch das Trinkwasserschutzgebiet führt, ergänzte Georg Spörlein von den Stadtwerken. Neben dem Klimawandel, seit Jahren Auslöser für stark sinkende Grundwasserpegel, ist die Megabaustelle die größte Herausforderung für die Versorgung mit heimischem Trinkwasser: „Um die Versorgung mit unserem guten Trinkwasser weiterhin sicherstellen zu können, brauchen wir jeden Brunnen – und sei er noch so klein“, sagte Spörlein.

Biodiversität

„Smart City“ trägt seinen Teil zum gesunden Stadtwald bei. Drohnenaufnahmen geben Aufschluss über die Vitalität der Bäume. Gefördert wird auch das Projekt „Städtische Wälder und Parks in Bamberg – Biodiversität und Klimaanpassung im urbanen Raum“. Im Rahmen des Bundesförderprojekts „Biologische Vielfalt“ werden im Stadtwald vor mehr als vierzig Jahren angelegte Versickerungsanlagen abgedichtet, um daraus Biotope entstehen zu lassen, in denen sich Gelbbauchunken und Kammmolche wohlfühlen.

Das Förderprojekt passt zur seit nunmehr 32 Jahren praktizierten „naturgemäßen Waldwirtschaft“. Bierlein führte das Ergebnis mit dem Vergleich eines ausschließlich aus Kiefern bestehenden Privatwalds vor Augen. Die Vielfalt hört an der Oberfläche aber nicht auf. Es entstehen nährstoffreiche und belebte Böden, die wiederum dazu beitragen, das Wasser zurückzuhalten und in Trinkwasserqualität abzugeben.