Leser­brief: „Das Aufbäumen“

Heu­te sind wir nach lan­ger Zeit mal wie­der durch das Scheu­nen­vier­tel in Eber­mann­stadt gelau­fen und sahen den Baum, der mich vor vie­len Jah­ren zu einem Gedicht inspirierte:
Baum im Ebser Scheunenviertel

Das Auf­bäu­men

Ich war einst frei und vom Win­de gebogen,
aber ich soll­te wach­sen nach ihrer Schablone.
Bin nur mei­ner Bestim­mung gewach­sen nach oben,
doch sie kamen und nah­men mir mei­ne Krone.

Nein, schrie ich stumm, ich las­se mich nicht dressieren,
auch wenn ihr mir all mei­ne Äste raubt.
Nein, ich wer­de eigen blei­ben und protestieren,
ich gebe nicht auf und erhe­be mein Haupt.

Baum im Ebser Scheunenviertel

Es ist genug, ich wer­de trot­zen jedem Wetter-
nicht immer lei­se, beschei­den und still.
Ihr wer­det es hören am Rascheln mei­ner Blätter,
denn ich wer­de wei­ter wach­sen, weil ich es will.

Nein! … Ihr könnt mich nicht beugen.
Seht ihr das Bild, ihr seid mei­ne Zeugen.

Oli­ver Groß 2015© – die Morgenzeilen