Forch­heim sagt: Lie­ber mit dem Biber

Im Altwasser gehört dem Biber gar eine ganze Insel. Foto: Stadt Forchheim, Birgit Herrnleben
Im Altwasser gehört dem Biber gar eine ganze Insel. Foto: Stadt Forchheim, Birgit Herrnleben

So geht man in der Stadt Forch­heim mit dem Nager um

Er baut sich selbst und sei­ner Fami­lie eine Burg, baut Däm­me und staut Bäche auf: Der Biber, im 19. Jahr­hun­dert durch den Men­schen nahe­zu aus­ge­rot­tet, fühlt sich auch in Stadt und Land­kreis Forch­heim wohl. Der­zeit wird der baye­ri­sche Biber­be­stand auf etwa 22000 Tie­re in rund 6000 Revie­ren geschätzt. „Sie essen ja auch nicht jeden Tag Schwei­ne­bra­ten“, sagt Will­fried Schwarz, einer der Biber­be­ra­ter des Land­krei­ses Forch­heim und deu­tet auf eine alte Kie­fer, die der nacht­ak­ti­ve Nager als Mit­tag- und Abend­essen aus­ge­wählt hat. Aus­ge­wo­gen ernährt sich der tie­ri­sche Vege­ta­ri­er, am lieb­sten von Weich­holz in Ufer­nä­he wie Wei­den oder Pap­peln, nur die Erle, die mag der Biber nicht.
Am Alt­was­ser der Reg­nitz bei Burk fühlt sich der Biber beson­ders wohl, „die Kon­troll­in­ter­val­le muss­ten wir hier stark erhö­hen“, erklärt Andre­as Geck, Lei­ter des Amtes für Öffent­li­ches Grün und Bio­di­ver­si­tät der Stadt Forch­heim. Im Alt­was­ser gehört dem Biber gar eine gan­ze Insel, die das Gar­ten­amt ganz bewusst sich selbst über­lässt. „Der büro­kra­ti­sche Auf­wand ist enorm“, sagt Geck, die „immense Arbeits­zeit“ sei­ner Kol­le­gen aus dem Gar­ten­amt gar nicht mit ein­ge­rech­net, mehr als 300 Arbeits­stun­den sind dafür bereits ange­fal­len. Mit einem Draht­ge­flecht wer­den die Baum­stäm­me vor den Nage­zäh­nen des Bibers geschützt. Und das ist nicht wenig: Ins­ge­samt wur­de fast ein hal­ber Kilo­me­ter sta­bi­ler Draht und Hasen­draht ver­baut. Wie vie­le Biber es in Stadt und Land­kreis gibt, kann Will­fried Schwarz nur schät­zen: „Ein Biber-Revier ist rund zwei Kilo­me­ter lang, wenn man also von der Quel­le der Wie­sent bis zur Mün­dung rech­net und alle ande­ren Fluss­läu­fe in Stadt und Land­kreis Forch­heim dazu­rech­net… – kommt man schnell auf eine statt­li­che Zahl.“ Und doch ist der Biber nicht aus­schließ­lich ein Was­ser­be­woh­ner, auch an Land kann sich das Tier in einem Radi­us von rund 200 Metern „zu Fuß“ fort­be­we­gen. Will hei­ßen: Auch land­wirt­schaft­li­che Flä­chen etwa mit Mais­fel­dern, Zucker­rü­ben oder Obst­bäu­men sind vor dem Biber nicht gefeit.
Wie wich­tig der Biber als Land­schafts­bau­er ist, betont Schwarz uni­so­no: Flo­ra und Fau­na ver­än­dern sich durch und mit dem Biber. Mit soge­nann­ten Biber­tei­chen schaf­fen die Tie­re wich­ti­ge Lebens­räu­me für vie­le Pflan­zen, Fische, Amphi­bi­en, Insek­ten und Vögel. Neben­bei wer­den die Ufer befe­stigt, Über­schwem­mun­gen abge­mil­dert und der Ver­san­dung von Flüs­sen vor­ge­beugt. Bäu­me und Sträu­cher, die der Biber lie­gen lässt, schaf­fen wich­ti­ge Totholz-Lebensräume.
Auch Andre­as Geck und Will­fried Schwarz sind vom Nut­zen des Bibers über­zeugt. „Er ist die ein­zi­ge Tier­art auf unse­rer Erde, die die Land­schaft so gestal­tet, dass sich Flo­ra und Fau­na auf natür­li­che Wei­se ent­wickeln kön­nen. Der Mensch kann das nicht!“, stellt Biber­be­ra­ter Schwarz fest.