Bam­berg und fünf wei­te­re Städ­te fei­er­ten das 50-jäh­ri­ge Bestehen der „Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städte“

Bamberg und fünf weitere Städte feierten das 50-jährige Bestehen der „Arbeitsgemeinschaft Historische Städte“ März 2023
Bambergs Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner unterzeichnet anlässlich des Jubiläums der „AG Historische Städte" die „Berliner Erklärung", mit der die Mitgliedsstädte konkrete Forderungen an den Bund stellen. Foto: AG Historische Städte

50 Jah­re Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städte

Par­la­men­ta­ri­scher Abend zu Her­aus­for­de­run­gen der Innenstadtentwicklung 

Im Jahr 2023 fei­ert die „Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städ­te“ ihr 50jähriges Bestehen.

Bamberg und fünf weitere Städte feierten das 50-jährige Bestehen der „Arbeitsgemeinschaft Historische Städte“ März 2023

Drit­ter Bür­ger­mei­ster Wolf­gang Metz­ner (4.v.l.) mit Bun­des­bau­mi­ni­ste­rin Kla­ra Gey­witz (2.v.l.) und dem säch­si­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Micha­el Kret­schmer (l.) sowie den Kolleg:innen der
Mit­glieds­städ­te beim Par­la­men­ta­ri­schen Abend anläss­lich des Jubi­lä­ums der „Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städ­te“ in Ber­lin. Foto: AG Histo­ri­sche Städte

Um den beson­de­ren Anlass zu wür­di­gen, tra­fen sich die sechs Mit­glied­städ­te Bam­berg, Gör­litz, Lübeck, Mei­ßen, Regens­burg und Stral­sund jetzt in Ber­lin zu ihrer Früh­jahrs­ta­gung und begin­gen das Jubi­lä­um im Rah­men eines Par­la­men­ta­ri­schen Abends in der Ver­tre­tung des Frei­staa­tes Sach­sen beim Bund.

Ange­mes­sen zum Jubi­lä­um stand der direk­te Dia­log mit den Ver­ant­wor­tungs- und Ent­schei­dungs­trä­ge­rin­nen des Bun­des und der Län­der im Fokus des Tref­fens. Ziel ist es, auch in der bun­des­po­li­ti­schen Debat­te einen Appell zu for­mu­lie­ren – für eine wei­ter­füh­ren­de behut­sa­me und am Men­schen ori­en­tier­te Stadt­ent­wick­lung, für lebens­na­he Lösun­gen in Sachen Kli­ma­ge­rech­tig­keit und Mobi­li­täts­wen­de und nicht zuletzt für den Erhalt und die Pfle­ge der Bau­kul­tur als zen­tra­les Fun­da­ment für die Bewäl­ti­gung bestehen­der und zukünf­ti­ger Herausforderungen.

Dazu ver­ab­schie­de­ten die Mit­glieds­städ­te ihre „Ber­li­ner Erklä­rung zum 23. März 2023“. Neben Bekennt­nis­sen zu Kli­ma­ge­rech­tig­keit und Mobi­li­täts­wen­de ent­hält das Papier kon­kre­te For­de­run­gen an den Bund, wie eine grö­ße­re Fle­xi­bi­li­tät in Sachen Städ­te­bau­för­de­rung, einem ganz­heit­li­chen Bewusst­sein für bau­li­che The­men oder die Ein­däm­mung von Boden­spe­ku­la­ti­on, die Ent­wick­lungs­pro­zes­se viel zu oft ausbremsen.

Amts­trä­ge­rin­nen und Amts­trä­ger aus den Mit­glieds­städ­ten kamen im Rah­men des par­la­men­ta­ri­schen Abends unter ande­rem mit Bau­mi­ni­ste­rin Kla­ra Gey­witz und dem säch­si­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Micha­el Kret­schmer zu eben die­sen The­men ins Gespräch.

„Die in der Arbeits­ge­mein­schaft ver­ein­ten histo­ri­schen Städ­te sind ganz beson­de­re Orte. Dank klu­ger und weit­sich­ti­ger Ent­schei­dun­gen und Inve­sti­tio­nen sind sie attrak­tiv für die dort leben­den Men­schen. Sie stif­ten Iden­ti­tät weit über die Stadt­gren­zen hin­aus. Und sie sind gleich­zei­tig Sehn­suchtsor­te für vie­le Tou­ri­sten aus dem In- und Aus­land. Sehr dank­bar bin ich dafür, dass vie­le wun­der­ba­re Orte nach dem Zusam­men­bruch der DDR geret­tet wor­den sind, dar­un­ter auch die bei­den säch­si­schen Städ­te Mei­ßen und Gör­litz. Es ist beein­druckend zu sehen, mit welch gro­ßem Enga­ge­ment dar­an gear­bei­tet wird, die­sen städ­te­bau­li­chen Schatz zu bewah­ren und wei­ter­zu­ent­wickeln.“, so der Ministerpräsident.

Histo­ri­sche Städ­te sind mehr als nur pit­to­res­ke Tou­ri­sten­ma­gne­te. Hier sind als erstes die Pro­ble­me der Zukunft zu spü­ren – Hit­zesom­mer, Hoch­was­ser, Struk­tur­wan­del, Ener­gie­kri­se… . Die Städ­te der AG sehen sich gleich­sam als Part­ner im Umgang mit die­sen Her­aus­for­de­run­gen, etwa durch nach­hal­ti­ge Quar­tiers- und Mobi­li­täts­lö­sun­gen und eine Rück­be­sin­nung auf eine sozi­al und öko­lo­gisch sinn­vol­le Wohn- und Baukultur.

Um hier­auf auf­merk­sam zu machen, haben die Mit­glie­der der AG Histo­ri­sche Städ­te eine Stu­die unter dem Titel: „Histo­ri­sche Städ­te im Kli­ma­wan­del – 50 Jah­re Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städ­te“ her­aus­ge­ge­ben. Neben einer fach­li­chen Ein­ord­nung zu den The­men und Ent­wick­lun­gen der Stadt­er­neue­rung im Kon­text des Kli­ma­wan­dels, wer­den anhand von Best Prac­ti­ce Bei­spie­len aus den sechs Städ­ten Lösungs­an­sät­ze aufgezeigt.

Die Stu­die steht, eben­so wie die Ber­li­ner Erklä­rung, unter https://​www​.ag​-histo​ri​sche​-staed​te​.de/ zum Down­load bereit. Hier mel­den sich zudem die Ober­bür­ger­mei­ster und Bür­ger­mei­ster der Mit­glieds­städ­te in einem Video­a­pell zu Wort.

Hin­ter­grund zur „Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städte“

Die „Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städ­te“ wur­de im Jahr 1973 von den Städ­ten Bam­berg, Lübeck und Regens­burg gegrün­det, um sich mit Blick auf die Ent­wick­lung ihrer histo­ri­schen Alt­städ­te inten­siv mit dem Instru­men­ta­ri­um der Städ­te­bau­för­de­rung aus­ein­an­der zu setzen.

Zu die­ser Zeit nann­te sich die Arbeits­ge­mein­schaft noch „ARGE BaLü­Re“. Nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung der bei­den deut­schen Staa­ten wur­de nach Part­nern in den neu­en Bun­des­län­dern gesucht, um für die Anlie­gen der Stadt­er­neue­rung eine noch brei­te­re Basis zu schaf­fen. Mit der Auf­nah­me von Gör­litz, Mei­ßen und Stral­sund im Jahr 1991 wur­de aus der „ARGE BaLü­Re“ die „Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städte“.

Von Beginn an war es das Ziel, über einen all­ge­mei­nen Erfah­rungs­aus­tausch hin­aus gemein­sa­me Initia­ti­ven zur Erhal­tung der histo­ri­schen Städ­te zu ent­wickeln. In die­sem Sin­ne befasst sich die Arbeits­ge­mein­schaft mit allen The­men rund um die Sanie­rung histo­ri­scher und iden­ti­täts­stif­ten­der Struk­tu­ren. Dazu gehö­ren unter ande­rem die Anwen­dung der Gesetz­ge­bungs- und Pla­nungs­in­stru­men­te des Städtebauförderungsrechts.

Im direk­ten Kon­takt mit dem Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Ver­kehr, Bau und Stadt­ent­wick­lung wirk­te die Arbeits­ge­mein­schaft so auch bera­tend bei den Novel­lie­run­gen des Pla­nungs- und Bau­rech­tes mit. Wei­te­re Anlie­gen waren eine Begren­zung der Miet­prei­se in den Sanie­rungs­ge­bie­ten und die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Auf­ga­be des Bau­ens in histo­ri­scher Umgebung.

Regel­mä­ßig ver­gibt die Arbeits­ge­mein­schaft alle vier Jah­re den Bau­her­ren­preis, der für her­aus­ra­gen­de Sanie­run­gen oder Neu­bau­ten im histo­ri­schen Stadt­kern in den Mit­glieds­städ­ten ver­lie­hen wird.

Aktu­el­le Schwer­punk­te der Arbeits­ge­mein­schaft sind: ? Histo­ri­sche Städ­te als Modell für die kli­ma­ge­rech­te Stadt der Zukunft ? die Mobi­li­täts­wen­de mit lebens­wer­ten Städ­ten ? die Städ­te­bau­för­de­rung als gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung ? die Pla­nungs­in­stru­men­te für die rea­len Her­aus­for­de­run­gen schär­fen und ? bau­kul­tu­rel­le Bil­dung und Aus­bil­dung unter­stüt­zen ? Bür­ger­be­tei­li­gung an Pla­nungs­pro­zes­sen Hier­bei wird nicht der Anspruch erho­ben, idyl­li­sche Bil­der von histo­ri­schen Städ­ten zu kon­ser­vie­ren. Ziel ist es, die Stadt mit all ihren Lei­stun­gen, Ange­bo­ten und bau­kul­tu­rel­len Wer­ten für Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner wie auch für Gäste leben­dig zu erhal­ten, unter den Anfor­de­run­gen der Zeit zu erneu­ern und für die Zukunft aufzustellen.

Die Arbeits­ge­mein­schaft Histo­ri­sche Städ­te sieht ihr Han­deln und Wir­ken nicht nur auf ihre Mit­glieds­städ­te beschränkt, son­dern stell­ver­tre­tend für vie­le histo­ri­sche Städ­te mit beein­drucken­den bau­kul­tu­rel­len Werten.

Und nicht zu ver­ges­sen: Vier der histo­ri­schen Innen­stadt­ker­ne sind bereits heu­te im 50. Jahr des Bestehens der AG als UNESCO Welt­erbe gewürdigt.