Erlangen/​Landkreis ERH: För­der­be­din­gun­gen für die Stadt-Umland-Bahn haben sich deut­lich verbessert

V.l.n.r.: Mandy Guttzeit (Geschäftsleiterin des ZV StUB), Daniel Große-Verspohl (Kaufmännischer Leiter des ZV StUB), Dr. Florian Janik (Verbandsvorsitzender des ZV StUB und Oberbürgermeister der Stadt Erlangen), Dr. German Hacker (Erster Bürgermeister der Stadt Herzogenaurach), Michael Ruf (Leitung Stab Stadtentwicklung, Stadt Nürnberg) und Dr. Stefan Opheys (Technischer Leiter des ZV SUB) beantworteten die Fragen aus dem Publikum. Andreas Franke (Leiter Amt für Kommunikation und Stadtmarketing, Stadt Nürnberg) führte durch den Abend. (Foto: Grischa Jäger/ZV StUB)
V.l.n.r.: Mandy Guttzeit (Geschäftsleiterin des ZV StUB), Daniel Große-Verspohl (Kaufmännischer Leiter des ZV StUB), Dr. Florian Janik (Verbandsvorsitzender des ZV StUB und Oberbürgermeister der Stadt Erlangen), Dr. German Hacker (Erster Bürgermeister der Stadt Herzogenaurach), Michael Ruf (Leitung Stab Stadtentwicklung, Stadt Nürnberg) und Dr. Stefan Opheys (Technischer Leiter des ZV SUB) beantworteten die Fragen aus dem Publikum. Andreas Franke (Leiter Amt für Kommunikation und Stadtmarketing, Stadt Nürnberg) führte durch den Abend. (Foto: Grischa Jäger/ZV StUB)

Die Bewer­tungs­kri­te­ri­en des Bun­des zur För­de­rung von Pro­jek­ten des öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehrs (ÖPNV) haben sich geän­dert. Für das Stra­ßen­bahn­pro­jekt „Stadt-Umland-Bahn“ (StUB) wird ein deut­lich höhe­rer Nut­zen pro­gno­sti­ziert als bis­lang ange­nom­men. Der Zweck­ver­band Stadt-Umland-Bahn (ZV StUB) unter­sucht nun, wel­che Aus­wir­kun­gen sich dar­aus für die wei­te­re Pla­nung ergeben.

Mit der Wei­ter­ent­wick­lung der „Stan­dar­di­sier­ten Bewer­tung von Ver­kehrs­weg­e­inve­sti­tio­nen im öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr“ hat der Bund die Bewer­tungs­kri­te­ri­en für eine För­de­rung von ÖPNV-Pro­jek­ten geän­dert. Das betrifft auch das Stra­ßen­bahn­vor­ha­ben „Stadt-Umland-Bahn“, das als eines von zwölf aus­ge­wähl­ten Bei­spiel­pro­jek­ten für den Bund test­ge­rech­net wur­de. Das Ergeb­nis: Der im Jahr 2019 ermit­tel­te Nut­zen-Kosten-Indi­ka­tor (NKI) von 1,1 für die Vor­zug­stra­sse hat sich auf einen vor­läu­fi­gen Wert von 2,2 erhöht. Damit läge das Pro­jekt „StUB“ nun deut­lich über dem Min­dest­wert von 1,0 für eine För­de­rung durch den Bund. „Das sind sehr gute Nach­rich­ten für unse­re drei Städ­te und die Regi­on. Mit die­sem NKI wären För­de­rung und Finan­zie­rung der StUB gesi­chert. Die Ergeb­nis­se bestä­ti­gen uns in unse­rer Über­zeu­gung, dass die Stadt-Umland-Bahn der rich­ti­ge Impuls für die Ver­kehrs­wen­de und ein wesent­li­cher Bei­trag zum Kli­ma­schutz in der Regi­on ist. Wir sind auf dem rich­ti­gen Weg“, sagt Dr. Flo­ri­an Janik, Ver­bands­vor­sit­zen­der des Zweck­ver­bands Stadt-Umland-Bahn. Opti­mie­run­gen der Strecken­füh­rung, die seit 2019 erfolgt sind, und eine Erwei­te­rung durch das Schwa­bach­tal („Ost­ast“) wur­den bei der Bewer­tung noch nicht berücksichtigt.

Maß­ga­be aus dem Raumordnungsverfahren

Die aktu­el­le Lini­en­füh­rung der Stadt-Umland-Bahn von Nürn­berg über Erlan­gen nach Her­zo­gen­au­rach basiert auf der soge­nann­ten Vor­zug­stra­sse, die im Raum­ord­nungs­ver­fah­ren 2020 als raum­ver­träg­lich beur­teilt wur­de. Ein sen­si­bler Bereich die­ses Strecken­ver­laufs ist die Que­rung des Erlan­ger Reg­nitz­grun­des auf Höhe der Wöhr­mühl­in­sel. Alter­na­ti­ve Que­run­gen im Bereich der Bestands­däm­me „Büchen­ba­cher Damm“ und „Dechs­endor­fer Damm“ wur­den damals von der Regie­rung von Mit­tel­fran­ken als zustän­di­ge Lan­des­pla­nungs­be­hör­de mit „gro­ßer Wahr­schein­lich­keit [als] unwirt­schaft­lich“ beur­teilt. Soll­ten sich jedoch die Bewer­tungs­grund­la­gen ändern, wären auch die Alter­na­ti­ven erneut zu betrachten.

Aus­wir­kun­gen auf alter­na­ti­ve Querungen

„Wir haben ver­spro­chen, bei der Aktua­li­sie­rung der Nut­zen-Kosten-Unter­su­chung auch die alter­na­ti­ven Que­run­gen im Bereich der bei­den Bestands­däm­me noch ein­mal genau zu betrach­ten. Die­ses Ver­spre­chen lösen wir nun ein. Daher haben wir auch die­se Vari­an­ten berech­nen las­sen“, sagt Man­dy Gutt­zeit, Geschäfts­lei­te­rin des ZV StUB.

Die Grund­la­ge hier­für bil­det wie­der­um der Pla­nungs­stand von 2019. Mit jeweils einem vor­aus­sicht­li­chen Wert von 1,7 wür­de der NKI für eine Que­rung im Bereich „Büchen­ba­cher Damm“ bzw. „Dechs­endor­fer Damm“ nun eben­falls deut­lich über 1,0 lie­gen. Damit wären auch die­se Lösun­gen grund­sätz­lich för­der­fä­hig. „Seit 2019 haben sich die Rah­men­be­din­gun­gen für die StUB an vie­len Stel­len geän­dert. Daher sind die­se Wer­te nur als erste Nähe­run­gen zu betrach­ten. Um eine belast­ba­re Aus­sa­ge tref­fen zu kön­nen, neh­men wir die Unter­su­chun­gen für eine alter­na­ti­ve Que­rung nun wie­der auf. Da die Vari­an­te ‚Dechs­endor­fer Damm‘ in der pla­ne­ri­schen Abwä­gung bis­her jedoch immer hin­ter der Alter­na­ti­ve ‚Büchen­ba­cher Damm‘ plat­ziert war und wir aktu­ell wei­ter­hin kein Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al sehen, betrach­ten wir die­se Que­rungs­mög­lich­keit zunächst nicht wei­ter, um die Pla­nun­gen zeit­lich nicht wesent­lich zu ver­zö­gern“, erklärt Dr. Ste­fan Opheys, Tech­ni­scher Lei­ter des Zweck­ver­bands Stadt-Umland-Bahn.

Brücke auf Höhe der Wöhr­mühl­in­sel bie­tet größ­te Vorteile

Neben dem NKI spie­len in der Abwä­gung auch die bekann­ten Vor- und Nach­tei­le der ein­zel­nen Vari­an­ten eine wich­ti­ge Rol­le. Wäh­rend die deut­lich län­ge­re Strecken­füh­rung über den „Büchen­ba­cher Damm“ eine grö­ße­re Erschlie­ßung bie­tet und das Land­schafts­bild im Reg­nitz­grund weni­ger beein­flusst, bie­tet eine Brücke auf Höhe der Wöhr­mühl­in­sel ins­be­son­de­re die größ­te Ver­la­ge­rung vom Auto­ver­kehr auf den ÖPNV sowie deut­li­che Ver­bes­se­run­gen für das Bus­netz aus dem Erlan­ger Westen in die Innen­stadt. Auch die kür­ze­ste Rei­se­zeit wäre über die­se Brücke gege­ben. „Die StUB ist eine umwelt­freund­li­che und ins­be­son­de­re lei­stungs­fä­hi­ge Ver­kehr­sal­ter­na­ti­ve für unse­re Regi­on. Für die gro­ße Zahl an Pend­le­rin­nen und Pend­lern, wie wir sie auch in Her­zo­gen­au­rach haben, wird sie jedoch vor allem dann attrak­tiv, wenn man mit der StUB schlicht schnell von A nach B kommt“, sagt Dr. Ger­man Hacker, Erster Bür­ger­mei­ster der Stadt Her­zo­gen­au­rach. Um die Rei­se­zeit für Fahr­gä­ste von und nach Her­zo­gen­au­rach im Ver­gleich zur aktu­ell geplan­ten Strecken­füh­rung nicht zu ver­schlech­tern, wird die Vari­an­te „Büchen­ba­cher Damm“ daher mit der soge­nann­ten „Büchen­ba­cher Span­ge“ geprüft. Dabei han­delt es sich um einen zwei­ten Ast im Erlan­ger Westen, der süd­lich von Büchen­bach über den „Ade­nau­er­ring“ geführt wird und über den eine direk­te Ver­bin­dung nach Her­zo­gen­au­rach mög­lich wäre.

Bei der Berech­nung des NKI wird nun auch der CO2-Aus­stoß aus dem Strecken- und Fahr­zeug­bau berück­sich­tigt. „Zwar ist auch die­ser Wert nur als gro­be Schät­zung zu sehen, da ohne fina­len Pla­nungs­stand nur Durch­schnitts­wer­te für zum Bei­spiel benö­tig­te Inge­nieur­bau­wer­ke wie Brücken berück­sich­tigt wer­den kön­nen. Was wir an die­ser Stel­le aber bereits sagen kön­nen: Bei der Her­stel­lung von Pkw, die es ohne die StUB pro Jahr bräuch­te, wird vor­aus­sicht­lich dop­pelt so viel CO2 emit­tiert wie beim Bau der StUB – umge­rech­net auf die Nut­zungs­jah­re – aus­ge­sto­ßen wird. Hin­zu kom­men noch die Ein­spa­run­gen durch die Ver­la­ge­rung des Pkw-Ver­kehrs auf den ÖPNV wäh­rend des Betriebs. Erste Berech­nun­gen haben eine Amor­ti­sa­ti­ons­zeit von vor­aus­sicht­lich deut­lich unter 20 Jah­ren erge­ben“, erklärt Dani­el Gro­ße-Ver­spohl, Kauf­män­ni­scher Lei­ter des ZV StUB.

Die näch­sten Schritte

In den kom­men­den Wochen und Mona­ten wird der ZV StUB eine Mach­bar­keits­stu­die für eine Que­rung des Reg­nitz­grun­des im Bereich des „Büchen­ba­cher Damms“ durch­füh­ren. Das Ergeb­nis soll zum Ende des Jah­res vor­lie­gen. Ziel ist es, auf Basis der Erkennt­nis­se die jewei­li­gen Vor- und Nach­tei­le der bei­den Mög­lich­kei­ten gegen­ein­an­der abzu­wä­gen, um eine fina­le Ent­schei­dung zur Que­rung tref­fen zu kön­nen. Dar­über hin­aus sol­len für die ver­schie­de­nen Sze­na­ri­en belast­ba­re­re Nut­zen-Kosten-Indi­ka­to­ren ermit­telt und die Aus­wir­kun­gen der Stan­dar­di­sier­ten Bewer­tung 2016+ auf den Ost­ast unter­sucht werden.

In der Zwi­schen­zeit gehen die Pla­nun­gen zur aktu­el­len Lini­en­füh­rung wei­ter, wobei der Strecken­ab­schnitt von Nürn­berg bis zum Erlan­ger Bahn­hof prio­ri­siert wird.

Aus­wir­kun­gen auf den zeit­li­chen Horizont

Auf­grund der erneu­ten Prü­fung einer Strecken­füh­rung mit Que­rung des Reg­nitz­grun­des im Bereich des „Büchen­ba­cher Damms“ hat der ZV StUB den Zeit­plan für das Pro­jekt aktua­li­siert. Nach aktu­el­lem Stand sol­len die Unter­la­gen für das Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren ab 2025 ein­ge­reicht wer­den. Ab Mit­te 2028 könn­te dann abschnitts­wei­se mit dem Bau ab Nürn­berg begon­nen wer­den. Die suk­zes­si­ve Inbe­trieb­nah­me soll anschlie­ßend ab 2031 erfol­gen. Bei einer Ent­schei­dung gegen die Que­rung auf Höhe der Wöhr­mühl­in­sel wür­de sich der vor­aus­sicht­li­che Bau­be­ginn um min­de­stens drei Jah­re nach hin­ten verschieben.

Im Dia­log

Am Mitt­woch­abend, 22. März 2023, hat der Zweck­ver­band Stadt-Umland-Bahn die Aus­wir­kun­gen der Stan­dar­di­sier­ten Bewer­tung 2016+ auf das Stra­ßen­bahn­pro­jekt in der Hein­rich-Lades-Hal­le in Erlan­gen der Öffent­lich­keit prä­sen­tiert. Mehr als 200 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sowie Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter von Ver­bän­den und Orga­ni­sa­tio­nen nah­men an der Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung vor Ort und per Live­stream teil.

Ein aktu­el­ler Zwi­schen­stand soll am Diens­tag, 27. Juni 2023, prä­sen­tiert wer­den. Beim 13. Dia­log­fo­rum lädt der ZV StUB zum gemein­sa­men Dia­log über offe­ne Fra­ge­stel­lun­gen ein. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Ver­an­stal­tung wer­den zeit­nah bekannt gegeben.

All­ge­mei­ne Fra­gen zur Stadt-Umland-Bahn beant­wor­ten Man­dy Gutt­zeit, Dani­el Gro­ße-Ver­spohl und Dr. Ste­fan Opheys ein­mal im Monat wäh­rend der „Digi­ta­len Fra­ge­stun­de“. Der näch­ste Ter­min fin­det am Mitt­woch, 26. April 2023, von 19 Uhr bis 20 Uhr statt.

Der Zweck­ver­band Stadt-Umland-Bahn

Der Zweck­ver­band Stadt-Umland-Bahn (ZV StUB), mit sei­ner Geschäfts­stel­le in Erlan­gen, ist für die Pla­nung, den Bau und Betrieb der StUB zustän­dig. Mit­glie­der des ZV StUB sind die drei Städ­te Nürn­berg, Erlan­gen und Her­zo­gen­au­rach. Ver­bands­vor­sit­zen­der ist der­zeit Dr. Flo­ri­an Janik, Ober­bür­ger­mei­ster der Stadt Erlan­gen. Bei der Stadt-Umland-Bahn han­delt es sich aktu­ell um eines der größ­ten Stra­ßen­bahn­pro­jek­te in Deutsch­land. Auf einer 26 Kilo­me­ter lan­gen Strecke soll die StUB Nürn­berg, Erlan­gen und Her­zo­gen­au­rach im 10-Minu­ten-Takt verbinden.

Die Stan­dar­di­sier­te Bewer­tung 2016+

Seit 2022 ist eine neue Ver­si­on („2016+“) der „Stan­dar­di­sier­ten Bewer­tung von Ver­kehrs­weg­e­inve­sti­tio­nen im öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr“ (ÖPNV) Grund­la­ge für den Nach­weis der Wirt­schaft­lich­keit nach dem Gemein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­setz (GVFG). Die­se lie­fert grund­le­gen­de Bewer­tungs­kri­te­ri­en, die für eine Bun­des­för­de­rung von ÖPNV-Pro­jek­ten maß­geb­lich sind. Ziel des Bun­des ist es, damit den Weg für mehr ÖPNV-Pro­jek­te zu ebnen, um die Ver­kehrs­wen­de wei­ter voranzutreiben.