Stadt Bam­berg: „Wir för­dern zivil­ge­sell­schaft­li­ches Enga­ge­ment für ein demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der“ – Inter­view mit David Köster

Im Aktions- und Initiativfonds sind Gelder für Projekte von Vereinen und Bündnissen vorgesehen. Über die Förderung der eingereichten Projekte entscheidet mehrmals im Jahr der Begleitausschuss. Fotonachweis: Pressestelle, Sebastian Martin
Im Aktions- und Initiativfonds sind Gelder für Projekte von Vereinen und Bündnissen vorgesehen. Über die Förderung der eingereichten Projekte entscheidet mehrmals im Jahr der Begleitausschuss. Fotonachweis: Pressestelle, Sebastian Martin

Die Stadt unter­stützt im fünf­ten Jahr mit dem Pro­gramm „Demo­kra­tie leben!“ Pro­jek­te, die ein demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der und ein Leben in Viel­falt stärken.

Demokratie leben. Fotonachweis: Pressestelle, Sebastian Martin

Demo­kra­tie leben. Foto­nach­weis: Pres­se­stel­le, Seba­sti­an Martin

Rechts­po­pu­lis­mus und ‑extre­mis­mus stel­len eine ern­ste Gefahr für die Demo­kra­tie dar – auch in Bam­berg. Umso mehr kommt es auf das Enga­ge­ment von Bürger:innen an, die sich für Viel­falt und demo­kra­ti­sche Kul­tur ein­set­zen. Wich­ti­ge Unter­stüt­zung erhal­ten Enga­gier­te dabei durch das Bun­des­pro­gramm „Demo­kra­tie leben!“. Seit 2019 betei­ligt sich die Stadt Bam­berg dar­an und hat dazu die „Part­ner­schaft für Demo­kra­tie in der Stadt Bam­berg“ gegrün­det. Auch 2023 kön­nen Ver­ei­ne und Initia­ti­ven wie­der För­der­an­trä­ge für Pro­jek­te einreichen.

David Köster vom Refe­rat für öffent­li­che Sicher­heit, Recht und Ord­nung ist bei der Stadt Bam­berg für das Pro­gramm zustän­dig. Er über­wacht die ord­nungs­ge­mä­ße Mit­tel­ver­wen­dung, hält Kon­takt zu den Partner:innen und koor­di­niert wei­te­re städ­ti­sche Akti­vi­tä­ten zur Demo­kra­tie­för­de­rung und Extre­mis­mus­prä­ven­ti­on. Im Inter­view erklärt Köster, was dazu geführt hat, dass Bam­berg sich an dem Pro­gramm betei­ligt, wel­che Initia­ti­ven unter­stützt wer­den und was das Ziel des neu­en Kom­mu­na­len Kon­flikt­ma­nage­ments (KoKo­Ma) sein soll.

Was war Aus­lö­ser für die Stadt Bam­berg, sich an „Demo­kra­tie leben!“ zu beteiligen?

Aus­lö­ser war eine „Schutz­strei­fe“ aus dem Umfeld der rechts­extre­men NPD. Die Grup­pie­rung hat damals Fly­er ver­teilt und vor­ge­ge­ben, in Bam­berg prä­sent zu sein. Wir stan­den hier bereits im Aus­tausch mit der „Baye­ri­schen Infor­ma­ti­ons­stel­le gegen Extre­mis­mus“. Es wur­de dar­über hin­aus klar, dass wir mehr Prä­ven­ti­ons- und Auf­klä­rungs­ar­beit lei­sten müs­sen. Vom „Bünd­nis gegen Rechts­extre­mis­mus und Ras­sis­mus“ war auch der Wunsch geäu­ßert wor­den, dass die Stadt sich am Pro­gramm „Demo­kra­tie leben!“ betei­ligt, um gezielt ent­spre­chen­de Pro­jek­te zu för­dern. Im Jahr 2018 ist dann der Ent­schluss gefal­len, dass wir in das Pro­gramm einsteigen.

Wie muss man sich die För­de­rung kon­kret vorstellen? 

Für die „Part­ner­schaft für Demo­kra­tie“ erhält die Stadt Bam­berg vom Bun­des­fa­mi­li­en­mi­ni­ste­ri­um finan­zi­el­le Mit­tel, steu­ert selbst noch einen Eigen­an­teil dazu und unter­stützt damit loka­le Initia­ti­ven, Ver­ei­ne und Orga­ni­sa­tio­nen, die sich für ein demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der und ein Leben in Viel­falt ein­set­zen. Mit der Umset­zung der Part­ner­schaft ist das Evan­ge­li­sche Bil­dungs­zen­trum Bad Alex­an­ders­bad e. V. (EBZ) beauf­tragt. Als Koor­di­nie­rungs- und Fach­stel­le über­nimmt Esther Gratz vor Ort die inhalt­li­che Bera­tung der Antragsteller:innen.

Über wie viel Geld reden wir da?

Ins­ge­samt ste­hen für Bam­berg 223.000 Euro zur Ver­fü­gung. Die Gel­der ver­tei­len sich auf die Koor­di­nie­rung und Fach­stel­le, den „Akti­ons- und Initia­tiv­fonds“, den Jugend­fonds sowie einen Fonds für „Öffent­lich­keits­ar­beit, Par­ti­zi­pa­ti­on und Ver­net­zung“. Der „Jugend­fonds“ ist eine Beson­der­heit: Hier ent­schei­den Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne über Pro­jek­te von und für jun­ge Men­schen bis ein­schließ­lich 27 Jah­ren. Über die Ver­wen­dung von Mit­tel aus dem „Akti­ons- und Initia­tiv­fonds“ ent­schei­det der „Begleit­aus­schuss“, der im Schnitt alle zwei Mona­te tagt.

Was wur­de hier­durch in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gefördert?

Sehr viel. Die Band­brei­te reicht von inter­kul­tu­rel­len Pro­jek­ten, der Qua­li­fi­zie­rung Ehren­amt­li­cher in der Flücht­lings­hil­fe über The­men wie Rechts­extre­mis­mus in Fran­ken bis zu „Demo­kra­tie lesen“. Die Bücher­ki­sten zur Demo­kra­tie­för­de­rung in Kin­der­gär­ten, kön­nen bei den Zweig­stel­len der Stadt­bü­che­rei St. Kuni­gund und St. Hein­rich aus­ge­lie­hen wer­den. Anson­sten beschäf­ti­gen sich die Pro­jek­te auch mit den The­men que­e­res Leben, Anti­se­mi­tis­mus und histo­ri­sche Erin­ne­rungs­ar­beit. Das umfasst im Prin­zip alles, was unter den soge­nann­ten hand­lungs­lei­ten­den Drei­klang „Demo­kra­tie för­dern. Extre­mis­mus vor­beu­gen. Viel­falt gestal­ten.“ fällt. Wir haben in Bam­berg noch mal extra vier Unter­zie­le for­mu­liert, die lokal aus­ge­rich­tet sind. Ein umfang­rei­ches Bild dazu bie­ten die Jah­res­rück­blicke der Part­ner­schaft, die man unter ande­rem auf deren Inter­net­sei­te findet.

Kann das Pro­gramm die Demo­kra­tie bei uns stärken?

Wenn man sieht, was alles läuft, ist das abso­lut der Fall. Vie­les gäbe es ohne das Pro­gramm nicht. Es wird der Zivil­ge­sell­schaft erleich­tert, sich zu enga­gie­ren und ein­zu­brin­gen. Zudem wird auch das Bewusst­sein für die Demo­kra­tie und deren Mög­lich­kei­ten gestärkt. Wir wol­len dazu auch geziel­ter in die Stadt­tei­le gehen. Letz­tes Jahr waren wir bei­spiels­wei­se mit einem Stand auf der Gar­ten­städ­ter Kirch­weih ver­tre­ten. Dies wol­len wir fort­füh­ren und die Men­schen stär­ker vor Ort abholen.

Ein wei­te­rer neu­er Bau­stein ist das Kom­mu­na­le Kon­flikt­ma­nage­ment, was ist dar­un­ter zu verstehen?

Im Fokus von KoKo­Ma ste­hen Kon­flik­te, die im öffent­li­chen Raum aus­ge­tra­gen wer­den und poten­ti­ell demo­kra­tie­ge­fähr­dend sind. Das ist dann der Fall, wenn durch eine oder meh­re­re Kon­flikt­par­tei­en demo­kra­ti­sche Grund­wer­te offen miss­ach­tet und ver­letzt wer­den. KoKo­Ma soll Struk­tu­ren schaf­fen, die den Umgang mit sol­chen Kon­flik­ten erleich­tern. Dazu wer­den Kon­flik­te zunächst beob­ach­tet und ana­ly­siert, bevor in einem näch­sten Schritt gemein­sam mit ver­schie­de­nen Akteu­ren eine Bear­bei­tungs­stra­te­gie ent­wickelt wird. Dies kann bei­spiels­wei­se zu neu­en Aus­tausch­for­ma­ten füh­ren, um den Dia­log zwi­schen ein­zel­nen Kon­flikt­par­tei­en in Gang zu brin­gen. Zudem gibt es eine Qua­li­fi­zie­rungs­rei­he für inter­es­sier­te Per­so­nen, die mit den oben beschrie­be­nen Kon­flik­ten umge­hen müs­sen oder sich in die­sem Bereich enga­gie­ren wollen.

Ist das Kom­mu­na­le Kon­flikt­ma­nage­ment somit ein Pro­gramm für mehr Dialog?

Ja, so wür­de ich es nen­nen. Es macht immer Sinn, im Dia­log zu sein und jedes Mehr an Kom­mu­ni­ka­ti­on kann ein Bei­trag zur Kon­flikt­lö­sung sein.

Wei­te­re Informationen

Die Stadt Bam­berg wird seit 2019 im Rah­men des Bun­des­pro­gramms „Demo­kra­tie leben!“ als „Part­ner­schaft für Demo­kra­tie“ geför­dert. Das Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend unter­stützt in ganz Deutsch­land Städ­te, Gemein­den und Land­krei­se dar­in, Hand­lungs­kon­zep­te zur För­de­rung von Demo­kra­tie und Viel­falt zu ent­wickeln und umzusetzen.

Unter­stützt wer­den Pro­jek­te von Ver­ei­nen, Orga­ni­sa­tio­nen und Initia­ti­ven, die sich für die Stär­kung von Demo­kra­tie ein­set­zen. Über die Gel­der aus dem „Akti­ons- und Initia­tiv­fonds“ ent­schei­det der Begleit­aus­schuss, der mit ver­schie­de­nen Handlungsträger:innen aus der Zivil­ge­sell­schaft sowie aus der kom­mu­na­len Ver­wal­tung besetzt ist. Im Sin­ne des Bun­des­pro­gramms sind dies Akteu­re, die aktiv die Zie­le des Pro­gramms ver­fol­gen. Der Begleit­aus­schuss trifft sich alle zwei Monate.

Wer Pro­jek­te ein­rei­chen will, kann sich über die För­der­be­din­gun­gen auf www​.demo​kra​tie​-leben​-bam​berg​.de infor­mie­ren und einen Antrag her­un­ter­la­den. Hier kön­nen auch Pro­jek­te für den Jugend­fonds, der sich an jugend­li­che Antragsteller:innen rich­tet, ein­ge­reicht werden.