Zet­tels Refle­xio­nen: Mich auf etwas einzulassen

Peter Zettel
Peter Zettel

Mich auf etwas ein­zu­las­sen: Das ist die Kunst, nicht wis­sen zu wol­len, wie es funk­tio­niert – son­dern es zu machen. Der Schlüs­sel für das Ver­ständ­nis für das Sich-Ein­las­sen liegt im Ver­ständ­nis von mecha­ni­schen und leben­di­gen Prozessen.

Einen mecha­ni­schen Pro­zess kann ich Schritt für Schritt erklä­ren, etwa wie ein Motor anzu­be­kom­men ist, so, dass ihn jeder mit der erfor­der­li­chen Fin­ger­fer­tig­keit auch anbe­kom­men wird.

Ganz anders ist es bei leben­di­gen Pro­zes­sen. Oder kön­nen Sie mir erklä­ren, was ich tun muss, um die lin­ke Hand zu heben? Ich den­ke, Sie wer­den das nicht kön­nen, Sie kön­nen es nur beschreiben.

Ich den­ke, es war Schrö­din­ger, der ein­mal gesagt hat, dass man die Natur nicht defi­nie­ren kön­ne, son­dern nur beschrei­ben. Von Natur-Geset­zen zu spre­chen ist im Grun­de überholt.

Wenn Sie also etwas Neu­es ler­nen wol­len, las­sen Sie sich ein! Außer es geht dar­um, Sie wol­len wis­sen, wie ein Schrank zusam­men­zu­bau­en ist. Dann braucht es das nicht.

Die Not­wen­dig­keit, los­zu­las­sen, indem ich mich auf etwas ein­las­se, erle­be ich auch im Fel­den­krais. Es ist eine Sache, mir die mög­li­chen Bewe­gun­gen anhand der Struk­tur der Kno­chen, der Mus­keln und Sehen klar zu machen, doch um sie dann auch bewe­gen zu kön­nen, muss ich mich dar­auf einlassen.

Eine Rol­le spielt dabei mög­li­cher­wei­se (oder geht es letzt­lich genau dar­um), dass es um die Erkennt­nis von kör­per­li­chen Bar­rie­ren oder Blocka­den geht, die, wenn kei­ne kör­per­li­che Beein­träch­ti­gung vor­liegt, in der Regel (oder soll­te ich „in der Regel“ nicht ein­fach weg­las­sen?) men­tal bedingt sind.

Mir die Funk­ti­on mei­nes Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes zu erklä­ren ist das eine, also die Funk­ti­on von Kno­chen, Seh­nen und Mus­keln, aber wie ich sie bewe­gen kann, dass kann man nicht erklä­ren, das kann ich nur erfah­ren – indem ich mich dar­auf einlasse.


Peter Zet­tel

ist pen­sio­nier­ter Anwalt. Seit ein paar Jah­ren ist er begei­ster­ter Motor­rad­fah­rer – sein per­sön­li­cher Weg der Selbst­er­kennt­nis. Er inter­es­siert sich für das, was die Welt bewegt und schreibt dar­über in sei­nem Blog zet​tel​.biz.

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