Tou­ris­mus in der Frän­ki­schen Schweiz, Fol­ge 8: Tou­ri­sti­sche Vereine

Blick auf Muggendorf. © Alex Dittrich
Blick auf Muggendorf. © Alex Dittrich

Pri­va­te Ver­ei­ne waren in der Frän­ki­schen Schweiz vie­le Jah­re lang Trä­ger des Tou­ris­mus, lan­ge bevor die Gemein­den erkann­ten, dass man mit den Gästen Geld ver­die­nen und durch ent­spre­chen­de Infra­struk­tur­maß­nah­men auch die Lebens­qua­li­tät der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung enorm stei­gern konnte.

„Anre­gung, För­de­rung und Durch­füh­rung aller der Hebung des Frem­den­ver­kehrs dien­li­chen Unter­neh­mun­gen und Ein­rich­tun­gen.“ Mit die­sen Wor­ten umschrie­ben im Jahr 1904 die Grün­dungs­mit­glie­der des „Nord­baye­ri­schen Ver­kehrs­ver­eins“ ihre Zie­le. 103 Ver­tre­ter der Stadt­ma­gi­stra­te, der Mine­ral­bä­der und der Frem­den­ver­kehrs­ver­ei­ne waren bei der Grün­dung zuge­gen. Weni­ge Jah­re spä­ter war der Ver­ein schon einer der größ­ten sei­ner Art in Deutsch­land, unter­hielt eine Geschäfts­stel­le im Nürn­ber­ger Haupt­bahn­hof, gab eine „Nord­baye­ri­sche Ver­kehrs- und Tou­ri­sten­zei­tung“ her­aus und eine „Som­mer­woh­nungs­li­ste“ mit Feri­en­un­ter­künf­ten. Heu­te betreut der Tou­ris­mus­ver­ein Fran­ken, wie der Name schon sagt, das gesam­te frän­ki­sche Tou­ris­mus­ge­biet mit 16 eigen­stän­di­gen Gebie­ten, dar­un­ter die Frän­ki­sche Schweiz.

In der Schüttersmühle wurde 1901 der Fränkische Schweiz-Verein gegründet. Daran wird heute noch alle zwei Jahre anlässlich des Heimattages mit einem Festakt an der Gedenktafel erinnert. Repro: Reinhard Löwisch

In der Schüt­ters­müh­le wur­de 1901 der Frän­ki­sche Schweiz-Ver­ein gegrün­det. Dar­an wird heu­te noch alle zwei Jah­re anläss­lich des Hei­mat­ta­ges mit einem Fest­akt an der Gedenk­ta­fel erin­nert. Repro: Rein­hard Löwisch

Schon drei Jah­re vor­her, am 28. Sep­tem­ber 1901 wur­de der Frän­ki­sche Schweiz- Ver­ein (FSV) gegrün­det. Ver­eins­zie­le waren Erhalt der Natur, die Pfle­ge des Brauch­tums, die Hebung des Frem­den­ver­kehrs durch Schaf­fung von Wan­der­we­gen und Aus­sichts­plät­zen und die kul­tu­rel­le Erfor­schung der Regi­on. Und es gab noch ein wei­te­res inter­nes Ver­eins­ziel: Zu jener Zeit waren schon eini­ge ört­li­che Ver­ei­ne mit ähn­li­chem Anspruch aktiv. Mit dem FSV als Regi­ons­ver­ein woll­te man eine Klam­mer schaf­fen für die­se Ver­ei­ne, wie jener „Hei­mat- und Ver­schö­ne­rungs­ver­ein“ aus Wai­schen­feld, der schon 1885 bei der Ver­eins­grün­dung die wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen im Tou­ris­mus im Sinn hat­te. Von den ersten Mit­glieds­bei­trä­gen kauf­te der Wai­schen­fel­der Ver­ein damals schmie­de­ei­ser­ne Bän­ke und 15 Wan­der­weg­wei­ser für bestehen­de Feld­we­ge im Buchberg.

Schon seit 1835 gibt es eine „Ver­schö­ne­rungs­kom­mis­si­on“ in Mug­gen­dorf, die das allei­ni­ge Ziel ver­folg­te, den Auf­ent­halt für Gäste so ange­nehm wie mög­lich zu gestal­ten. „Mit den Anla­gen an dem soge­nann­ten Klo­ster­ber­ge ist bereits der Anfang gemacht wor­den. In der Rosen­mül­lers­höh­le wird statt der Lei­ter eine beque­me höl­zer­ne Trep­pe ange­bracht wer­den, wel­che für Jeder­mann leicht zu bestei­gen ist. Bei der Oswalds Höh­le sol­len meh­re­re Spa­zier­gän­ge ange­legt und ein Som­mer­haus mit einer Kegel­bahn errich­tet wer­den. In der genann­ten Höh­le selbst wur­den bereits an 100 Eimer gutes Som­mer­bier gela­gert und auf die­se Wei­se auf’s Beste dafür gesorgt, daß jeder Höh­len­be­su­cher sich durch einen fri­schen Labe­trunk stär­ken kann“ heißt es in der Lokal­zei­tung rückblickend.

Informationsbroschüre des Verschönerungsvereins Gößweinstein

Infor­ma­ti­ons­bro­schü­re des Ver­schö­ne­rungs­ver­eins Gößweinstein

Der Ver­schö­ne­rungs­ver­ein Göß­wein­stein wur­de 1865 gegrün­det, eben­falls mit dem Ziel, den jun­gen Tou­ris­mus zu för­dern. Man tat das zu jener Zeit beson­ders ein­drucks­voll – mit der Her­aus­ga­be eines eige­nen Rei­se­füh­rers für die gesam­te Frän­ki­sche Schweiz, der sogar auf sechs Sei­ten Wer­bung für Pot­ten­stein, den ewi­gen Kon­kur­ren­ten in Sachen Frem­den­ver­kehr, betrieb. Es wird ver­mu­tet, dass die frü­he Ver­eins­grün­dung mit der Ein­rich­tung von Kur­bä­dern in Göß­wein­stein in Ver­bin­dung steht. Laut Orts­chro­nist Lud­wig Hell­dör­fer bau­te Andre­as Bel­zer bereits 1863 eine Bade­an­stalt in Göß­wein­stein mit drei Bad­stu­ben, was in den Fol­ge­jah­ren einen regel­rech­ten Gäste-Boom aus­lö­ste und bis 1905 ein erfolg­rei­ches „Kur­ho­tel Faust“ ent­ste­hen ließ. Der Ver­schö­ne­rungs­ver­ein Grä­fen­berg wur­de 1886 gegrün­det. Es ist sicher kein Zufall, dass sei­ne Ent­ste­hung gera­de in das Jahr fällt, in dem die Eisen­bahn­strecke von Erlan­gen nach Grä­fen­berg kurz vor ihrer Voll­endung stand. Damit ergab sich für brei­te Bevöl­ke­rungs­schich­ten im Raum Nürnberg/​Fürth/​Erlan­gen erst­mals die Mög­lich­keit, Aus­flü­ge nach Grä­fen­berg und sei­nem reiz­vol­len Hin­ter­land zu unter­neh­men und noch am Abend des glei­chen Tages wie­der heim­zu­kom­men; die Ent­ste­hung des Tages­tou­ris­mus. Durch die Zukunfts­per­spek­ti­ven moti­viert, wur­den Über­le­gun­gen ange­stellt, „was zu unter­neh­men sei, um den Tou­ri­sten den Auf­ent­halt im Städt­chen so ange­nehm wie mög­lich zu machen und ihnen die Schön­hei­ten der Natur bes­ser vor Augen füh­ren zu kön­nen. Dar­aus ergab sich ein Zusam­men­schluss Gleich­ge­son­ne­ner, der schließ­lich zur Grün­dung des Ver­schö­ne­rungs­ver­eins führ­te“, heißt es in der Ver­eins­chro­nik. Es grün­de­ten sich wei­te­re Tou­ris­mus­ver­ei­ne: 1891 grün­de­te sich ein Ver­schö­ne­rungs­ver­ein in Holl­feld, 1901 in Bet­zen­stein und Pot­ten­stein, 1902 in Eber­mann­stadt und Egloff­stein, was schon die dama­li­ge Bedeu­tung des „Frem­den­ver­kehrs“ – ein Wort das heut­zu­ta­ge wegen Dis­kri­mi­nie­rung nicht mehr in Gebrauch ist – unterstreicht.

Rein­hard Löwisch

Alle Fol­gen „Tou­ris­mus in der Frän­ki­schen Schweiz


Über den Autor:

Reinhard Löwisch

Rein­hard Löwisch

Rein­hard Löwisch ist ein „Rei­sen­der wie er im Buch steht“. Als gelern­ter Zug­be­glei­ter arbei­te­te er 14 Jah­re am Haupt­bahn­hof Nürn­berg und lern­te dabei ganz Deutsch­land ken­nen. Von August 1992 bis Juli 2020 war er Mit­ar­bei­ter der Tou­ris­mus­zen­tra­le Frän­ki­sche Schweiz. In den 28 Jah­ren sei­ner Dienst­zeit, bekam er den Tou­ris­mus in der Regi­on “haut­nah“ mit und war bei allen Aktio­nen und Pro­jek­ten ganz vor­ne mit dabei. Dabei hat er eine Men­ge an Erfah­run­gen gesam­melt und sei­ne Lie­be zur Hei­mat­kun­de tat ein Übri­ges, um dar­aus die rich­ti­gen Schlüs­se und Ver­knüp­fun­gen zu zie­hen. Dazwi­schen ver­brach­te der Autor vier Jah­re als „Ruck­sack­tou­rist“ in den USA und Süd­ost­asi­en. Alles zusam­men­ge­nom­men ein rei­cher Wis­sens­schatz den er über Jahr­zehn­te ange­sam­melt hat. Sei­ne Erfah­run­gen in der Hei­mat hat er nun in einem Buch zusam­men­ge­fasst, wor­aus wir in den fol­gen­den Wochen eini­ge The­men vor­stel­len werden.