Sonn­tags­ge­dan­ken: Stra­fe Gottes?

Symbolbild Religion

„War­um straft Gott mich so?“ Wie oft quält uns Men­schen genau die­se Fra­ge! Da geschieht etwas – etwas Grau­sa­mes und Furcht­ba­res – und ich fra­ge mich: „War­um?“ Und mir fällt nichts ande­res ein, als nach einem ver­bor­ge­nen Grund zu suchen: nach einer Schuld, nach irgend­et­was, wes­we­gen Gott mich nur so furcht­bar und grau­sam stra­fen könnte.

Ja noch schlim­mer wird das Gan­ze, wenn es nicht nur mich betrifft, wenn ande­re in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wor­den sind; Kin­der etwa, Men­schen, die doch gar nichts dafür kön­nen: Wenn der Arzt mich mit der schreck­li­chen Nach­richt kon­fron­tiert, dass sie nicht leicht wer­den wird, die bevor­ste­hen­de Geburt mei­nes Kin­des, dass Schä­den beim Neu­ge­bo­re­nen nicht aus­zu­schlie­ßen sind.

War­um? Was hab‘ ich ver­bro­chen, dass Gott mich so straft? Und war­um nicht nur mich, war­um mein Kind, das doch wirk­lich abso­lut nichts getan hat?

War­um?

Lie­be Freunde,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

die­se Fra­ge nach dem War­um ist so alt wie die Mensch­heit sel­ber. Und auch heu­te noch kön­nen wir auf die­se Fra­ge kei­ne Ant­wort geben. Frei­lich gibt es ganz schlaue Men­schen, die bei einer Krank­heit oder einem Schick­sals­schlag sofort zu wis­sen glau­ben, dass das der Wil­le Got­tes gewe­sen sei, weil man ganz bestimmt gegen sei­nen Wil­len han­delt habe.

Ist das so? Ich kann die­se Ver­mu­tung nur verneinen.

Ich bin der festen Über­zeu­gung, dass eine plötz­li­che Krank­heit oder ein Schick­sals­schlag nie­mals eine Bestra­fung unse­res Got­tes ist. Jesus selbst sagt im Evan­ge­li­um, als ihn sei­ne Jün­ger fra­gen, war­um ein Bett­ler blind gewe­sen ist, ob er oder des­sen Eltern gesün­digt hät­ten: „Kei­ner von bei­den hat gesün­digt, aber Gott wird sei­ne Herr­lich­keit zeigen.“

Frei­lich bin ich für mein Han­deln ver­ant­wort­lich, und wenn ich nicht auf mei­ne Gesund­heit ach­te, kann ich auch nicht erwar­ten, dass sie mir erhal­ten bleibt. Genau­so, wenn ich mei­nen Näch­sten immer wie­der in die Pfan­ne haue, muss ich damit rech­nen, dass es mir auch ein­mal so ergeht.

Aber Gott tut das nicht, und er bestraft uns auch nicht.

Viel­leicht ver­ste­hen wir nie den Sinn für ein Leid oder Schick­sals­schlä­ge, viel­leicht kön­nen wir den Sinn dafür irgend­wann ein­mal ein biss­chen erah­nen. Aber eines ist es mit Sicher­heit nicht: eine Bestra­fung Got­tes. Denn er ist ein Gott der Lie­be, der zwar nicht mein Leid und mei­ne Schick­sals­schlä­ge von mir nimmt, aber genau dort bei mir ist und mir die nöti­ge Kraft dafür gibt. Weil er sel­ber in Jesus gelit­ten hat, bin ich, in allem, was mir wider­fährt, nicht allein. Ich weiß, dass ich kei­ne Erklä­rung und kei­ne Ant­wort auf die „War­um“ Fra­ge erhal­te, aber das Wis­sen um Got­tes Lie­be lässt mich die­se Fra­ge in einem ganz ande­ren Licht sehen: im Licht der Hoff­nung. Er mag vie­les tun oder gesche­hen las­sen, was wir nicht ver­ste­hen. Der Sinn hin­ter den Din­gen mag uns noch so häu­fig ver­bor­gen blei­ben. War­um man­che so viel lei­den müs­sen, wer­den wir viel­leicht nie erfahren.

Aber eines erfah­re ich, nicht zuletzt durch das heu­ti­ge Evan­ge­li­um: Es ist nicht etwa eine Stra­fe Got­tes! So näm­lich, und davon bin ich fel­sen­fest über­zeugt, mit irgend­wel­chen Krank­hei­ten aus hei­te­rem Him­mel, so straft Gott uns nicht.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
    • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
    • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
    • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen