Grü­ne Dächer für Lichtenfels

Grafik: Landratsamt Lichtenfels/Anika Leimeister
Grafik: Landratsamt Lichtenfels/Anika Leimeister

Wo und wann sich ein Gründach oder eine Dach­be­grü­nung loh­nen / Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin Anika Lei­mei­ster gibt Tipps.

Früh­lings­an­fang – bald wird alles grü­nen und blü­hen. Doch es kann sich durch­aus loh­nen, hier­bei nicht nur an den Gar­ten zu den­ken. Denn auch eine wei­te­re Flä­che könn­te bei dem ein oder ande­ren Gebäu­de bald ergrü­nen: die Dach­flä­che. Die Rede ist von Grün­dä­chern bzw. Dachbegrünung.

Wel­che Arten von Dach­be­grü­nung gibt es?

Prin­zi­pi­ell wird zwi­schen einer exten­si­ven und einer inten­si­ven Dach­be­grü­nung unter­schie­den, erläu­tert die Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin des Land­krei­ses Lich­ten­fels, Anika Lei­mei­ster. Exten­si­ve Dach­be­grü­nun­gen ent­spre­chen in ihrem Erschei­nungs­bild natür­li­chen, unge­nutz­ten Flä­chen, die über­wie­gend mit nied­rig­wüch­si­gen Pflan­zen wie Moo­sen und Suk­ku­len­ten bepflanzt sind und sich weit­ge­hend selbst erhalten.

Die Pfle­ge und War­tung von exten­si­ven Dach­be­grü­nun­gen sind dem­entspre­chend gering. Gleich­zei­tig sind die­se Flä­chen anders als inten­si­ve Dach­be­grü­nun­gen nicht zur Nut­zung und regel­mä­ßi­gen Bege­hung gedacht. Exten­siv­be­grü­nun­gen kön­nen auf fla­chen oder geneig­ten Dächern bis 30 Grad, mit beson­de­ren Schub­si­che­run­gen gege­be­nen­falls auch bis 45 Grad Nei­gung rea­li­siert werden.

Inten­si­ve Dach­be­grü­nun­gen sind hin­ge­gen Dach­gär­ten, die auch ent­spre­chend genutzt wer­den und zum Auf­ent­halt ein­la­den. Die Sub­strat­schicht ist zumeist dicker als bei inten­si­ven Dach­be­grü­nun­gen, sodass auch mehr­jäh­ri­ge Stau­den und Gehöl­ze ange­pflanzt wer­den können.

Die ver­wen­de­ten Pflan­zen haben in der Regel einen höhe­ren Anspruch an den Gründach­schicht­auf­bau als bei einer exten­si­ven Begrü­nung und benö­ti­gen eine regel­mä­ßi­ge Was­ser- und Nähr­stoff­ver­sor­gung. Daher sind mehr­mals im Jahr Pfle­ge- und War­tungs­gän­ge vor­zu­se­hen. Inten­siv begrün­te Dach­gär­ten kön­nen in der Regel nur auf flach geneig­ten Dächern bis fünf Grad Nei­gung instal­liert wer­den, infor­miert Anika Leimeister.

Hat die Sub­strat­dicke einen Ein­fluss auf das Poten­ti­al des Gründachs?

Die Dicke der Sub­strat­schicht bestimmt die Men­ge und Grö­ße der Pflan­zen, die gepflanzt wer­den kön­nen. Je dicker die Sub­strat­schicht ist, desto höher ist der Nie­der­schlags­rück­halt und desto mehr CO2 kann gebun­den wer­den. Sie beein­flusst somit direkt die Poten­tia­le der Dach­be­grü­nung, beson­ders im Hin­blick auf das Kli­ma, den Nie­der­schlags­rück­halt und die CO2-Bindung.

Wel­che Vor­tei­le bie­tet eine Dachbegrünung?

Eine exten­si­ve Dach­be­grü­nung hält etwa 40 bis 80 Pro­zent des Jah­res­nie­der­schlags zurück, bei Inten­siv­be­grü­nun­gen sind es sogar je nach Auf­bau 80 bis 99 Pro­zent. Zudem min­dert das Gründach Nie­der­schlags­ab­fluss­spit­zen bei Stark­re­gen­er­eig­nis­sen und ent­la­stet damit die Kana­li­sa­ti­on, erläu­tert die Klimaschutzbeauftragte.

Außer­dem ver­bes­sern die Pflan­zen des Gründa­ches die Luft­qua­li­tät, indem sie Sau­er­stoff pro­du­zie­ren, Schad­stof­fe fil­tern und Fein­staub bin­den, so Anika Lei­mei­ster wei­ter. In Abhän­gig­keit der Bio­mas­se und des Sub­strats kön­ne mit einem Qua­drat­me­ter Dach­be­grü­nung jähr­lich bis zu ein Kilo­gramm CO₂ für das Pflan­zen­wachs­tum auf­ge­nom­men werden.

„Dach­be­grü­nun­gen sind ein ent­schei­den­der Bei­trag zur Sen­kung der CO₂-Bela­stung und damit zum Kli­ma­schutz“, stellt die Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin fest. „Durch die Bio­fil­tra­ti­on der Vege­ta­ti­on wer­den bis zu einem Kilo­gramm pro Jahr an Fein­staub­par­ti­keln vom Gründach auf­ge­fan­gen. Es trägt somit direkt zu einer bes­se­ren Luft­qua­li­tät bei.“

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt: Durch die Ver­schat­tung der Gebäu­de­hül­le wirkt die Dach­be­grü­nung, vor allem die Sub­strat­schicht, däm­mend und ver­rin­gert den Wär­me­ver­lust des Wohn­ge­bäu­des nach außen. Je dicker die Sub­strat­schicht desto höher ist dabei die Dämm­wir­kung. Wei­te­re Ener­gie­ein­spa­run­gen wer­den im Som­mer, durch die Erzeu­gung der soge­nann­ten Ver­dun­stungs­käl­te und dem damit ver­bes­ser­ten Raum­kli­ma unter dem Dach des Gebäu­des möglich.

„Des Wei­te­ren för­dern Dach­be­grü­nun­gen die Arten­viel­falt, denn sie schaf­fen neu­en Lebens­raum für Pflan­zen und Tie­re. Ins­be­son­de­re flug­fä­hi­ge Insek­ten pro­fi­tie­ren vom Blü­ten­an­ge­bot der Grün­dä­cher“, erläu­tert Lei­mei­ster. Zudem kön­nen Grün­dä­cher durch die Vege­ta­ti­on und das Boden­sub­strat auch zur Schall­dif­fu­si­on und Schall­ab­sorp­ti­on bei­tra­gen, was mehr Ruhe im Eigen­heim garantiert.

Mit Hil­fe des neu­en Solar­po­ten­ti­al- und Gründach­ka­ta­ster des Land­krei­ses kann jeder Bür­ger prü­fen, ob das Gebäu­de­dach sei­nes Hau­ses für Pho­to­vol­ta­ik, Solar­ther­mie und Dach­be­grü­nung geeig­net ist. Zudem ist es mög­lich, sich über den Ertrags­rech­ner eine Abschät­zung des Ertrags bzw. der Kosten und der sich dar­aus erge­ben­den Wirt­schaft­lich­keit zum aus­ge­wähl­ten Gebäu­de zu erstel­len. Hier­für sind fol­gen­de Schrit­te nötig:

  1. Start­sei­te des Geo­por­tals des Land­krei­ses Lich­ten­fels öff­nen – unter www​.lkr​-lif​.de/​s​o​l​a​r​k​a​t​s​ter aufrufen;
  2. Über die Kar­te oder Adress­su­che das Gebäu­de suchen;
  3. Auf der rech­ten Sei­te das The­ma Erneu­er­ba­re Energien/​Klimaschutz wäh­len und den Unter­ord­ner Solar­po­ten­ti­al- und Gründach­ka­ta­ster mit­tels Pfeil öff­nen. Mit Häk­chen eine Unter­ka­te­go­rie wäh­len: Pho­to­vol­ta­ik, Solar­ther­mie oder Gründach;
  4. Gewünsch­te Dach­flä­che anklicken: Auf der rech­ten Sei­te erschei­nen eine Legen­de sowie wei­te­re Infor­ma­tio­nen und ein Link zum Gründach-Rechner;
  5. Für die Poten­ti­al und Kosten­be­rech­nung dem Link zum Gründach-Rech­ner fol­gen. Auch eine Liste für mög­li­che Bepflan­zun­gen steht dort zum Down­load bereit.

Eine Dach­be­grü­nung kann dann durch einen Fach­be­trieb für Begrü­nun­gen instal­liert wer­den. Die Rea­li­sie­rung eines Gründach auf einer klei­nen Dach­flä­che wie zum Bei­spiel einer Gara­ge mit Kies­be­deckung ist aller­dings auch in Eigen­re­gie mög­lich. Inspi­ra­tio­nen zum DIY Pro­jekt Gründach, eine Pro­jekt­an­lei­tung sowie Infor­ma­tio­nen rund ums The­ma Gründach, so die Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin, gibt es im You­Tube Video der Ver­brau­cher­zen­tra­le NRW DIY – Dach­be­grü­nung ein­fach sel­ber machen – You­Tube oder auf der Web­site www​.mehr​grue​nam​haus​.de