Zet­tels Refle­xio­nen: Wel­che Visi­on kann uns retten?

Peter Zettel
Peter Zettel

Ich behaup­te, kei­ne kann das. Denn das müss­te eine Visi­on von allem sein. Was also statt­des­sen? Das mit den Visio­nen ist schwie­rig, blen­den doch Visio­nen unan­ge­neh­me Tat­sa­chen ger­ne ein­mal aus. Und ich ken­ne auch kei­ne, die wirk­lich alles umfas­sen würde.

Unse­re Ent­schei­dun­gen tref­fen wir selbst und frei. Für mich ist das kei­ne Fra­ge. Aber das sagt nichts dar­über aus, was den Rah­men defi­niert, inner­halb des­sen Gren­zen ich mich ent­schei­den kann. Die­se Gren­zen wer­den vor allem durch mein Wis­sen defi­niert. Also ich lebe in dem Uni­ver­sum, also steckt auch das Uni­ver­sum in mir.

Auch ich bestehe aus Ato­men, und da Ato­me nun ein­mal phy­si­ka­li­schen Gesetz­mä­ßig­kei­ten unter­lie­gen, unter­lie­ge auch ich die­sen Gesetz­mä­ßig­kei­ten. Die men­ta­len Vor­gän­ge in mei­nem Gehirn wie in mei­nem Kör­per ereig­nen sich nur, weil da Ato­me ihre Arbeit ver­rich­ten. Und sich an die phy­si­ka­li­schen Gesetz­mä­ßig­kei­ten halten.

Das bedeu­tet nun nicht, dass ich eins zu eins deter­mi­niert wäre. Wenn ich ster­be, haben mei­ne Zel­len das Signal erhal­ten, dass sie jetzt mit ihrem Job auf­hö­ren und wie­der zer­fal­len kön­nen. Wo die­ses Signal her­kommt, das weiß der Him­mel. Und wo das Signal her­kommt, dass mei­nen Zel­len sagt, wie sie die Wun­de an mei­ner Hand repa­rie­ren kön­nen, das weiß ich nicht. Aber das Signal ist ein­deu­tig da.

Genau­so wie Pflan­zen im Früh­jahr ganz genau wis­sen, wann es warm genug ist, aus­zu­trei­ben. Oder Bäu­me, wann es im Herbst Zeit ist, ihre Blät­ter abzu­wer­fen, weil sie sonst die kal­te Zeit nicht über­ste­hen kön­nen. Wenn Pflan­zen oder Bäu­me so etwas wis­sen, dann weiß ich auch, wie ich am besten exi­stie­ren kann. Und wenn Pflan­zen mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren, was sie ganz offen­sicht­lich tun, wes­halb soll ich es nicht auch können?

Das alles pas­siert auf der Basis der Akti­vi­tät der Ato­me, also letzt­lich auf der Basis phy­si­ka­li­scher Gesetz­mä­ßig­kei­ten. Was wie­der­um bedeu­tet, dass, solan­ge ich die nicht ken­ne, sie nicht beher­zi­ge und dar­auf mein Welt­bild nicht auf­baue, solan­ge wird es mir nicht hel­fen, mich frei ent­schei­den zu kön­nen. Ich wer­de dann ein­fach kei­ne ziel­füh­ren­den Ent­schei­dun­gen tref­fen können.

Ich ent­schei­de mich defi­ni­tiv frei – im Rah­men der phy­si­ka­li­schen Gesetz­mä­ßig­kei­ten. Ich fin­de es sehr inter­es­sant, dass sich im aerz​te​blatt​.de eine Bespre­chung des Buches von Johan­nes Hans A. Nik­el „Die Mystik der Phy­sik. Annä­he­rung an das ganz ande­re“ fin­det. Ganz offen­sicht­lich beginnt auch hier ein Um- und Nachdenken.

Doch was sagt uns das? Ein­mal, dass ich mich bezie­hungs­wei­se wir uns inten­siv mit phy­si­ka­li­schen Gesetz­mä­ßig­kei­ten beschäf­ti­gen soll­ten, zum ande­ren, dass ich und wir die brach­lie­gen­de, non­ver­ba­le Kom­mu­ni­ka­ti­on mit allem (!!) wie­der aus­gra­ben müs­sen. Da ist sie offen­sicht­lich, eben ver­schüt­tet – für uns Menschen.

Wenn wir das hin­be­kom­men, dann brau­chen wir, das ist mei­ne (mysti­sche?) Über­zeu­gung, kei­ne Visi­on mehr, denn dann wis­sen wir, was zu tun ist.


Peter Zet­tel

ist pen­sio­nier­ter Anwalt. Seit ein paar Jah­ren ist er begei­ster­ter Motor­rad­fah­rer – sein per­sön­li­cher Weg der Selbst­er­kennt­nis. Er inter­es­siert sich für das, was die Welt bewegt und schreibt dar­über in sei­nem Blog zet​tel​.biz.

Alle bis­her im Wie­sent­bo­ten erschie­nen „Zet­tels Refle­xio­nen