Kro­na­cher Kreis­ver­band der Grü­nen mit Denk­an­stö­ßen zur loka­len Energiewende

Wie kann die loka­le Ener­gie­wen­de end­lich in Schwung kom­men? Beim monat­li­chen Sonn­tags­früh­stück des Kro­na­cher Kreis­ver­bands der Grü­nen wur­de dar­über heiß dis­ku­tiert. Anlass hat­te die vor­aus­ge­gan­ge­ne Ver­an­stal­tung des ört­li­chen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Johan­nes Wag­ner gege­ben. Die­ser hat­te sei­ne Par­tei­freun­de aus dem Bun­des- und Land­tag ins Café Kitsch ein­ge­la­den, um sich der Dis­kus­si­on mit Bürger*innen und Vertreter*innen der loka­len Unter­neh­men und Poli­tik zu stel­len. Dabei wur­de deut­lich, dass im Land­kreis Kro­nach noch eini­ges pas­sie­ren muss.

Das gro­ße Wind­ener­gie-Vor­ha­ben am Renn­steig bei­spiels­wei­se sei aktu­ell ins Stocken gera­ten, obwohl es bei der Bevöl­ke­rung eine extrem hohe Zustim­mung erzielt hat­te. Aus Sicht Wag­ners sei es für den gesam­ten Land­kreis nun wesent­lich, dass die Ver­hand­lun­gen mit dem Wind­ener­gie­un­ter­neh­men CPC nicht erkal­ten: „Wir müs­sen hier zügig vor­an­kom­men, die Kli­ma­ver­än­de­run­gen haben sonst für unse­re Regi­on dra­ma­ti­sche Fol­gen. Schon jetzt bahnt sich in wei­ten Tei­len Deutsch­lands ein Dür­re­som­mer an.“ In einer Bür­ger­be­fra­gung hat­ten sich bereits 85 Pro­zent der Ein­woh­ner für die Errich­tung des Wind­parks aus­ge­spro­chen. Wag­ner appel­liert daher an die Lan­des­re­gie­rung: „Ich erwar­te, dass sich auch Mar­kus Söder an sein Ver­spre­chen hält, dass sich spä­te­stens in zwei Jah­ren hier die ersten Wind­rä­der dre­hen. Das wäre gut fürs Kli­ma und auch für die Gemein­den ein finan­zi­el­ler Gewinn!“

Nach dem Wil­len der Grü­nen Land­tags­frak­ti­on, sol­len baye­ri­sche Gemein­den für die hohen Inve­sti­ti­ons­ko­sten, die bei einer kom­mu­na­len Betei­li­gung wie am Renn­steig nötig sind, Unter­stüt­zung erhal­ten. „Die Ener­gie­wen­de muss vor allem für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in den Kom­mu­nen eine Wert­schöp­fung mit sich brin­gen. Dann wird sie für alle attrak­tiv und auch tat­säch­lich weit­rei­chend,“ so Tim Par­gent, Mit­glied im Frak­ti­ons­vor­stand der Grü­nen im baye­ri­schen Land­tag. Sei­ne Frak­ti­on habe bereits ent­spre­chen­de Anträ­ge for­mu­liert, in sol­chen Fäl­len För­der­mit­tel bereitzustellen.

Kreis­rä­tin Edith Mem­mel, unter­stütz­te den Vor­schlag zwar, gab aber zu beden­ken, dass sol­che Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten aktu­ell noch nicht gesi­chert sei­en. Solan­ge die­se den Gemein­den nicht zur Ver­fü­gung steht, bestän­de aber auch die Mög­lich­keit, auf das bewähr­te Prin­zip der Ener­gie­ge­nos­sen­schaf­ten zurück­zu­grei­fen. Dabei könn­ten neben den Gemein­den auch Unter­neh­men und Haus­hal­te Antei­le hal­ten und eine Finan­zie­rung somit noch brei­ter auf­ge­stellt wer­den. Indi­rekt wür­den Bürger*innen und loka­le Unter­neh­men letzt­lich aber auch ohne umfang­rei­che­re Betei­li­gung bereits pro­fi­tie­ren, näm­lich durch das Aus­ko­sten gün­sti­ger Wind­strom­ta­ri­fe von vor Ort.

Der Wind­park am Renn­steig sei ein loka­les Pro­jekt, das dem Vor­stand Franz Köst­ner zu Fol­ge exem­pla­risch betrach­tet wer­den kön­ne, wenn es dar­um geht, die lan­ge Zeit aus­ge­brem­ste Ener­gie­wen­de nun mit Hoch­druck umzu­set­zen. „Gera­de in Bay­ern ist der Auf­hol­be­darf rie­sig. Aber egal ob im Bund, Land oder den Kom­mu­nen – jetzt muss über Par­tei­gren­zen hin­weg an einem Strang gezo­gen und die büro­kra­ti­schen Sack­gas­sen aus­ge­merzt wer­den.“ Johan­nes Wag­ner teil­te die­sen Ein­druck: „Im Grun­de haben mitt­ler­wei­le alle das­sel­be Ziel. Der Weg dort­hin ist aber nicht weni­ger stei­nig.“ Dass die Ener­gie­wen­de nur gemein­sam, mit Zuge­ständ­nis­sen und wei­te­ren Abstim­mun­gen geht, war auch bereits bei der Ver­an­stal­tung deut­lich gewor­den. Lisa Badum hat­te sei­tens der Bun­des­ebe­ne erklärt, dass bei Bedarf Nach­bes­se­run­gen gemacht wer­den. „Wir sind defi­ni­tiv immer gesprächs­be­reit, soll­ten Pro­ble­me auf­tau­chen,“ so die Energiepolitikerin.

Kreis­ver­band und Abge­ord­ne­te sehen es als kri­tisch, dass zur Dis­kus­si­on zwar rund sech­zig Per­so­nen gekom­men waren, die Bürger*innen in den Gemein­den bei dem The­ma schein­bar aber noch nicht wirk­lich abge­holt wur­den. So hat­te Badum dem Stein­wie­se­ner Bür­ger­mei­ster Wun­der in die­sem Zusam­men­hang nahe­ge­legt, sich in sei­ner Gemein­de offen für die Ener­gie­wen­de aus­zu­spre­chen und sie als Ziel für alle Bürger*innen zu bewer­ben. Wun­der war zuvor mit sei­nen Sor­gen um die Ener­gie­si­cher­heit der Gemein­de an die Regie­rungs­par­tei herangetreten.

Ins­ge­samt bot der Dis­kus­si­ons­abend einen guten und aktu­el­len Rah­men, „um in Mög­lich­kei­ten zu den­ken und sich nicht nur gegen­sei­tig Vor­wür­fe zu machen, son­dern gemein­sam Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men,“ so Kreis­rä­tin Mem­mel. Auch Wag­ner pflich­te­te hoff­nungs­voll bei: „Statt sich ewig zusätz­li­che Stei­ne in den Weg zu legen, kann auch ein loka­ler Wett­streit dar­um ent­ste­hen, die Ener­gie­wen­de am schnell­sten und besten zu schaf­fen. Am Ende muss die Regi­on pro­fi­tie­ren.“ Der Aus­tausch, auch gera­de über kri­ti­sche The­men, sei unglaub­lich wert­voll und man wer­de mit wei­te­ren Ver­an­stal­tungs­for­ma­ten anknüpfen.

Das begrüß­te auch Land­wirt Peter Hel­ler, der bei besag­ter Ver­an­stal­tung ver­hin­dert gewe­sen war. Sei­ner Ansicht nach müss­ten noch viel mehr Ideen Ein­gang in die Dis­kus­si­on fin­den und sich so poten­ti­ell ver­brei­ten. In dem Zuge äußer­te er einen Ein­fall, die dra­ma­ti­sche Situa­ti­on des Fran­ken­wal­des als Chan­ce für die Ener­gie­wen­de zu betrach­ten: Statt wert­vol­len Land­wirt­schafts­flä­chen soll­ten die von Dür­re und Käfern ent­wal­de­ten Süd­hän­ge genutzt wer­den, um dort Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen auf­zu­stel­len. Ein­ge­zäunt und im Schat­ten der PVs hät­te die Vege­ta­ti­on eine rea­le Chan­ce trotz vor­an­schrei­ten­dem Kli­ma­wan­del hoch­zu­kom­men. Gleich­zei­tig wäre es ein lukra­ti­ves Modell, die loka­le Ener­gie­wen­de und den Wald­um­bau mit einer Klap­pe zu schla­gen. Ob so etwas aber tat­säch­lich mach­bar wäre, muss sich noch zei­gen. Klar ist, der Aus­tausch und Dia­log för­dert Akzep­tanz und krea­ti­ve Ideen.