CO2-Aus­stoß als Wäh­rung der Zukunft? Bündnis90/​Die Grü­nen dis­ku­tier­ten in Hof

Vorne v.l.n.r.: Uwe Fickenscher, Ursula Sowa, Birgitt Lucas, Claudia Schmidt (Foto: Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, Regionalbüro Hochfranken)
Vorne v.l.n.r.: Uwe Fickenscher, Ursula Sowa, Birgitt Lucas, Claudia Schmidt (Foto: Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, Regionalbüro Hochfranken)

Die Land­tags­grü­ne Ursu­la Sowa besucht zusam­men mit der Kreis­rä­tin Bir­gitt Lucas sowie Clau­dia Schmidt, Vor­stands­mit­glied des Hofer Kreis­ver­bands, das „Son­nen­haus“ in Hof und dis­ku­tiert mit dem Archi­tek­ten Uwe Ficken­scher über die Archi­tek­tur und die Auf­ga­ben für das Bau­we­sen der Zukunft.

Auf dem Grund­stück der ersten Hofer Fabrik errich­tet, schmiegt sich das mehr­fach aus­ge­zeich­ne­te, kli­ma­neu­tral beheiz­te Haus ele­gant in das Hofer Stadt­bild ein – und sticht den­noch in sei­ner Ein­ma­lig­keit her­vor. Einst eine Brach­flä­che, nun ein Vor­zei­ge­pro­jekt, das den Weg in eine kli­ma­freund­li­che Zukunft des Bau­ens zeigt. „Bis jetzt haben wir zwölf der­ar­ti­ge Son­nen­häu­ser gebaut, drei sind in Pla­nung“, erläu­tert Uwe Ficken­scher, Archi­tekt BDB, Stadt­pla­ner und Ener­gie­be­ra­ter ByAK.

Nach einer Vor­stel­lung des „Son­nen­hau­ses“, wur­den Vor­aus­set­zun­gen für nach­hal­ti­ge Archi­tek­tur und Her­aus­for­de­run­gen für das Bau­we­sen hin zu einem CO2-neu­tra­len Gebäu­de­be­stand vor dem Hin­ter­grund der Ener­gie­wen­de erör­tert. Denn zum einen tref­fen neue Ansät­ze und Anfor­de­run­gen auf alte Gesetz­ge­bung, Nor­men, Ver­ga­be-Ver­fah­ren und restrik­ti­ve För­der­pro­gram­me, wodurch eine ange­mes­se­ne Umset­zung erschwert wird. Zum ande­ren erfolgt ein Umden­ken in der Bran­che und in der gan­zen Gesell­schaft sehr lang­sam. „Die Men­schen müs­sen erst noch ein Bewusst­sein dafür ent­wickeln, dass die Bau­bran­che durch die Ver­wen­dung des vie­len Betons einen höhe­ren CO2-Aus­stoß hat als der Stra­ßen­ver­kehr“, betont Ursu­la Sowa. Alter­na­ti­ve Bau­ma­te­ria­li­en aus regio­na­len nach­wach­sen­den Roh­stof­fen wie Holz, das auch beim Son­nen­haus ver­wen­det wur­de, könn­ten hier eine sinn­vol­le Alter­na­ti­ve dar­stel­len. Wei­ter­hin sei auch die Sanie­rung von Bestands­bau­ten ein Lösungs­weg, bei dem im Gegen­satz zu Abbruch und immer mehr Neu­bau­ten Bau­schutt und Flä­chen­fraß ver­mie­den wer­den kön­nen. „Hier­für müss­ten aller­dings För­der­pro­gram­me fle­xi­bler sein“, for­dert die Land­tags­grü­ne. „Wei­ter­hin müs­sen Geschich­te und Bot­schaft der Gebäu­de bewahrt wer­den. Vor allem, wenn sie ein Stück regio­na­ler Iden­ti­tät behei­ma­ten, wie die der „Por­zelli­ner“ oder der „Tex­ti­ler“ bei alten Fabrik-Arealen.“

Uwe Ficken­scher, auf Bun­des­ebe­ne Mit­glied bei der AG Kli­ma­schutz des BDB, berich­tet aus den ersten Ergeb­nis­sen eines For­schungs­pro­jekts mit ver­glei­chen­der Öko­bi­lan­zie­rung zwi­schen Alt­bau­sa­nie­run­gen und Neu­bau­ten, „dass bei einem ange­setz­ten Lebens­zy­klus der Gebäu­de von 50 Jah­ren, ein sanier­ter Bestands­bau einen 20 % gerin­ge­ren CO2-Aus­stoß aus­wei­sen kann.“ Die­se Ergeb­nis­se stam­men bis­her nur von einem klei­nen Teil der Gebäu­de, vom gesam­ten For­schungs­pro­jekt wür­den sich bis Ende 2023 noch ein­deu­ti­ge­re Ergeb­nis­se erhofft. Da für den CO2-Aus­stoß Kosten anfal­len, die bei der Her­stel­lung von Bau­ma­te­ria­len wie Beton, Stahl, Glas oder Mau­er­stei­nen ein­ge­preist wer­den, wer­den Pro­duk­tio­nen mit star­kem Koh­len­stoff­di­oxid-Aus­stoß ste­tig teu­rer. Bau­wei­sen mit gerin­gem CO2-Fuß­ab­druck wer­den im Ver­hält­nis dazu begün­stigt. „Der CO2-Aus­stoß wird zu einer Art neu­er Wäh­rung “, meint Uwe Ficken­scher. Doch allein eine Beprei­sung kön­ne kei­ne lang­fri­sti­ge und gerech­te Lösung sein. Daher for­dert Ursu­la Sowa, „dass ein finan­zi­el­ler Vor­teil in die­je­ni­gen Regio­nen kom­men muss, die für den CO2-Aus­gleich sor­gen. Denn ohne wald­rei­che Gebie­te wie hier in Fich­tel­ge­bir­ge und Fran­ken­wald hät­ten wir kei­ne Kompensatoren!“