Bür­ger­ver­samm­lung in Unter­lein­lei­ter: Dis­kus­sio­nen um die Wind­kraft auf der Lan­gen Meile

Die Resonanz war groß. Foto: Thomas Weichert
Die Resonanz war groß. Foto: Thomas Weichert

Auf gro­ße Reso­nanz war die Bür­ger­ver­samm­lung für die Orte Unter­lein­lei­ter und Dürr­brunn zum The­ma „Win­park auf drer Lan­gen Mei­le“ in der Mehr­zweck­hal­le von Unter­lein­lei­ter gesto­ßen. 105 Men­schen, vie­le auch aus der Nach­bar­ge­mein­de Eggols­heim, waren gekom­men um sich über den aktu­el­len Sach­stand zu infor­mie­ren. Als Refe­ren­ten hat­te Bür­ger­mei­ster Alwin Geb­hardt Mar­kus Ruck­de­schel von der Ener­gie­agen­tur Nord­bay­ern und Chri­sti­an Amen­de von der Bür­ger­initia­ti­ve Pro Natur­park Frän­ki­sche Schweiz ein­ge­la­den. Viel Neu­es erfuh­ren die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger nicht, da das geplan­te Pro­jekt noch ganz am Anfang steht.

Grund­sätz­lich gehe es dar­um zu ver­ste­hen an wel­cher Stel­le man ste­he und wo die Rei­se hin­geht, so Geb­hardt bei sei­ner Begrü­ßung. Das auch Gäste aus der Nach­bar­ge­mein­de zuge­las­sen wur­den, begrün­de­te der Bür­ger­mei­ster damit, dass es im Vor­feld Anfra­gen gege­ben hat­te. „Wir wer­den unse­re Türen nicht ver­sper­ren“, so Geh­hardt. Ein Zuhö­rer stell­te am Schluss aber fest, das den mei­sten Rede­an­teil nicht die Lade­rer und Dürr­brun­ner hat­ten und dass man eine „glo­bal­ga­lak­ti­sche Dis­kus­si­on“ über Wind­rä­der geführt habe.

Ruck­de­schel stell­te zu Beginn sei­ner eher all­ge­mei­nen Aus­füh­run­gen zu erneu­er­ba­ren Ener­gien die Fra­ge, wer gegen Wind­kraft sei. Das war fast die Hälf­te der Anwe­sen­den. „Wenn sie erst gebaut sind, sind die Zustim­mungs­ra­ten höher“, so Ruck­de­schel. Bezüg­lich Kli­ma­er­wär­mung sei man erst am Anfang die­ser Ent­wick­lung. „Was wir jetzt in Sachen erneu­er­ba­rer Ener­gien tun ent­schei­det, in wel­cher Welt unse­re Kin­der und Enkel ein­mal leben wer­den“, so der Ener­gie­be­ra­ter. Letz­tes Jahr herrsch­te in Euro­pa die größ­te Dür­re seit über 500 Jah­ren. Dies wird sich ver­schlim­mern, wenn nichts dage­gen getan wird. Etwas Gutes haben die enor­men Preis­stei­ge­run­gen bei den fos­si­len Ener­gien. „Denn die Ener­gie­kri­se klaut uns alle unse­re Aus­re­den“, hin zu Wind- und Son­nen­kraft. Da müs­se man drin­gend noch einen Zahn zule­gen, denn bis 2030 sol­len 80 Pro­zent des Strom­be­darfs aus erneu­er­ba­ren Ener­gien kom­men. Die Stim­mung in der Bevöl­ke­rung sei dafür mehr­heit­lich posi­tiv und das öffent­li­che Inter­es­se dafür über­ra­gend. Wenn bis 2027 das Aus­bau­ziel nicht erreicht ist, sei man nicht mehr an Vor­rang­ge­bie­te für Wind­kraft­an­la­gen gebun­den. Dann kön­nen sie über­all gebaut wer­den. Ab 1. Juni spielt die 10-H-Regel kei­ne Rol­le mehr. Bis zum Jah­res­en­de wer­den die ersten Flä­chen fest­ste­hen und die Kom­mu­nen haben es jetzt in der Hand die­se Ent­wick­lung zu beglei­ten. Für Frei­flä­chen­pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen ist bereits seit Janu­ar kein Bebau­ungs­plan mehr nötig.

Es wer­de aber nicht pas­sie­ren, das in jeder Kom­mu­ne Wind­rä­der gebaut wer­den. Auf der Lan­gen Mei­le sei aber die letz­te Mes­se noch nicht gele­sen. Hier beginnt jetzt erst die ein­ge­hen­de Prü­fung und ein jah­re­lan­ger Pla­nungs­pro­zess. Ruck­de­schel riet zur Bür­ger­be­tei­li­gung, damit die Wert­schöp­fung vor Ort bleibt.

„Was ist geplant an Höhe und Anzahl auf der Lan­gen Mei­le und was hat der Bür­ger aus Dürr­brunn dann für eine Bela­stung ?“ Woll­te ein Dürr­brun­ner wis­sen. „Die Pla­nun­gen sind erst im Anfangs­sta­di­um“, so Ruck­de­schel. Fest steht aber das die Ent­wick­lung bei der Wind­kraft wei­ter­geht. Die Wind­rä­der wer­den höher, bis zu 300 Meter, die Flü­gel län­ger. „Die sind dann irgend­wann Son­der­müll“, wand­te eine Zuhö­re­rin ein. Dies bestä­tig­te der Exper­te. „Ich ver­mis­se den Land­schafts­schutz kom­plett“, so ein ande­rer Bür­ger. Die Grund­be­sit­ze­rin aus Eber­mann­stadt mein­te, dass sich Eber­mann­stadt zum Ziel gesetzt habe den gan­zen Land­kreis mit Strom zu ver­sor­gen. Arten- und Land­schafts­schutz inter­es­siert da kei­nen mehr und es müs­sen vie­le Bäu­me gero­det wer­den um die Rotor­blät­ter dort hoch zu brin­gen. „Bevor man immer mehr Wind­rä­der baut von denen die Hälf­te dann ste­hen, soll­te man erst das Netz aus­bau­en“, so eine wei­te­re Wort­mel­dung. Auch hier Zustim­mung des Exper­ten. Die letz­ten zehn bis 15 Jah­re habe man beim Netz­aus­bau ver­pennt. „Am Tag zah­len wir dafür dass die Nach­bar­län­der unsern zu viel pro­du­zier­ten Strom abneh­men und nachts kau­fen wir dann den Strom aus dem Aus­land ein“, schimpf­te ein Teil­neh­mer. Ruck­de­schel bestä­tig­te dies, da Deutsch­land Strom­ex­por­teur ist und das euro­päi­sche Umland zum gro­ßen Teil Strom aus Deutsch­land bezieht. Aller­dings neh­me man das Geld wie­der ein je mehr man aus­baue und je mehr Strom­über­schuss man dann habe. Hier ste­he man noch am Anfang.

„Hier sit­zen lau­ter ver­är­ger­te Bür­ger die nicht mehr wis­sen wie sie über die Run­den kom­men sol­len. Wann hört die­se Regie­rung und auch Sie alle end­lich auf, uns anzu­lü­gen“, pol­ter­te ein Mann von ganz hin­ten. Eine Ant­wort bekam er nicht. Für Chri­sti­an Amen­de steht fest, das auf der Lan­gen Mei­le kein Wind­rad gebaut wird. Erst kürz­lich wur­de bekannt dass ein Radi­us von 800 Metern Abstand zum Flug­platz Feu­er­stein gehal­ten wer­den wer­den muss. Damit ver­klei­nert sich das Gebiet für Wind­kraft­an­la­gen schon merk­lich. Für Amen­de ist es Zeit Eigen­in­itia­ti­ve zu ergrei­fen, denn es dre­he sich aus­schließ­lich „um unse­re grü­ne Lun­ge auf der Lan­gen Mei­le“, sag­te er unter Applaus. Er sieht auch die Gefahr dass noch viel mehr Wald gero­det wer­den muss, der Spei­cher für das Trink­was­ser ist. Denn die Wege müss­ten von drei Metern auf sie­ben Meter erwei­tert wer­den um die Anla­gen auf den Berg zu bekom­men. „Jetzt soll auf ein­mal alles hopp­la hopp und schnell schnell gemacht wer­den, so Amen­de der das schüt­zens­wer­te Gebiet so schnell nicht auf­ge­ben will. Amen­de, der selbst Grund­be­sit­zer auf der Lan­gen Mei­le ist, ist sich sicher, das die mei­sten Grund­be­sit­zer ihren Grund nicht her­ge­ben. Wes­halb auf der Lan­gen Mei­le auch kei­ne Wind­rä­der gebaut wer­den können.