Bam­berg: Her­aus­for­de­run­gen für Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten in der Diskussion

Bei der Podiumsdiskussion (von links): Christoph Reichl (Sachgebietsleiter Wohnungswesen bei der Regierung von Oberfranken), Andreas F. Heipp (Vorstandssprecher Joseph-Stiftung), David Haynes (Teamleiter Joseph-Stiftung), Mario Dunger (Vertreter der B&O Gruppe) und Stefan Roth (Vorstand und Syndikus VdW-Bayern) Fotoquelle: Joseph-Stiftung
Bei der Podiumsdiskussion (von links): Christoph Reichl (Sachgebietsleiter Wohnungswesen bei der Regierung von Oberfranken), Andreas F. Heipp (Vorstandssprecher Joseph-Stiftung), David Haynes (Teamleiter Joseph-Stiftung), Mario Dunger (Vertreter der B&O Gruppe) und Stefan Roth (Vorstand und Syndikus VdW-Bayern) Fotoquelle: Joseph-Stiftung
Genossenschaftstag der Joseph-Stiftung in Bamberg; Fotonachweis: Joseph-Stiftung

Genos­sen­schafts­tag der Joseph-Stif­tung in Bam­berg; Foto­nach­weis: Joseph-Stiftung

Im Rah­men Ihres 75-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums hat die Joseph-Stif­tung Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten aus ganz Nord­bay­ern zu einem Genos­sen­schafts­tag nach Bam­berg ein­ge­la­den. Dort infor­mier­ten nam­haf­te Refe­ren­ten über aktu­el­le Her­aus­for­de­run­gen der Woh­nungs­wirt­schaft, ins­be­son­de­re für klei­ne­re und mit­tel­gro­ße Genos­sen­schaf­ten. Vor allem für die­se wird es immer schwie­ri­ger, die ste­tig stei­gen­den Anfor­de­run­gen ver­schie­de­ner Inter­es­sens­grup­pen umset­zen zu kön­nen. Zudem steht mit der in Deutsch­land ange­streb­ten CO2-Neu­tra­li­tät eine noch nie da gewe­se­ne Her­aus­for­de­rung vor der Tür.

Bam­berg – Wie sind die aktu­el­len För­der­be­din­gun­gen für ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­run­gen bei Gebäu­den? Auf wel­che Wei­se kön­nen digi­ta­le Pro­zes­se die Effi­zi­enz und Kun­den­nä­he stei­gern? Und was ist eigent­lich seri­el­les Bau­en in Holz-Hybrid-Bau­wei­se? Mit die­sen und ande­ren Fra­gen beschäf­tig­te sich der Genos­sen­schafts­tag der Joseph-Stif­tung in Bam­berg. Hier­zu hat­te das kirch­li­che Woh­nungs­un­ter­neh­men am 23. Febru­ar Vor­stän­de und Auf­sichts­rä­te von Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten aus ganz Nord­bay­ern in das Kon­gress­ho­tel in Bam­berg ein­ge­la­den. Rund 20 Genos­sen­schaf­ten und kom­mu­na­le Woh­nungs­un­ter­neh­men aus Ober- Mit­tel- und Unter­fran­ken waren gekommen.

Wie bleibt Woh­nen bezahlbar?

Wäh­rend der Vor­trä­ge und in der anschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­si­on zeig­te sich, dass vie­le Genos­sen­schaf­ten mit sehr ähn­li­chen Pro­ble­men zu kämp­fen haben: teil­wei­se in die Jah­re gekom­me­ne Woh­nungs­be­stän­de, eine unsi­che­re, kom­ple­xe und sehr büro­kra­ti­sche För­der­land­schaft, ste­tig stei­gen­de gesetz­li­che Vor­ga­ben und alle die­se The­men unter dem Brenn­glas der Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­wan­dels und der ange­streb­ten CO2-Neu­tra­li­tät. Vor allem stell­te sich die Fra­ge, wie die genann­ten The­men mit dem genos­sen­schaft­li­chen Ziel des bezahl­ba­ren Wohn­raums ver­ein­bar sind.

Von För­de­rung bis seri­el­les Bauen

Die Bedeu­tung der Genos­sen­schaf­ten und der genos­sen­schaft­li­chen Idee für den Woh­nungs­markt unter­strich Ste­fan Roth, Vor­stand und Syn­di­kus des Ver­ban­des der baye­ri­schen Woh­nungs­un­ter­neh­men (VdW-Bay­ern). Er the­ma­ti­sier­te auch die beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen für Genos­sen­schaf­ten in der aktu­el­len poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on und ver­deut­lich­te die Beson­der­hei­ten der genos­sen­schaft­li­chen Rechts­form, die aus sei­ner Sicht vie­le Vor­tei­le in der aktu­el­len Gemenge­la­ge mit sich bringe.

Chri­stoph Reichl, Sach­ge­biets­lei­ter Woh­nungs­we­sen bei der Regie­rung von Ober­fran­ken, erläu­ter­te die aktu­el­len För­der­be­din­gun­gen für Wohn­raum­mo­der­ni­sie­rung und ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­rung des Frei­staa­tes Bay­ern. Die­se sei­en in vie­len Tei­len auf­ge­stockt wor­den und in der aktu­el­len Situa­ti­on eine durch­aus attrak­ti­ve Mög­lich­keit zur Finan­zie­rung von Bau- und Moder­ni­sie­rungs­pro­jek­ten, so Reichl.

Um schnell, kosten­spa­rend und ener­ge­tisch sinn­voll zu bau­en, gibt es inzwi­schen vie­le Alter­na­ti­ven zu alt­be­kann­ten Bau­wei­sen. Ein Bei­spiel stell­te die Fir­ma B & O Bau Deutsch­land vor. Mario Dun­ger, Ver­tre­ter der B&O Grup­pe, refe­rier­te über seri­el­les Bau­en mit Holz-Hybrid System­häu­sern oder sprach über den moder­nen Geschoss­woh­nungs­bau in Holz und zeig­te Fort­schrit­te und Neue­run­gen auf die­sen Gebie­ten auf. Roland Schramm und David Hay­nes, bei­de Team­lei­ter im Bereich B2B bei der Joseph-Stif­tung, infor­mier­ten die Zuhö­rer über ver­schie­de­ne The­men wie Ver­mie­tungs­er­fol­ge durch moder­ni­sier­ten Woh­nungs­be­stand oder wie digi­ta­le Pro­zes­se die Effi­zi­enz und Kun­den­nä­he stei­gern können.

Geschäfts­be­sor­gung als Garant für bezahl­ba­ren Wohnraum

Für die Joseph-Stif­tung mit dem kla­ren Auf­trag bezahl­ba­ren Wohn­raum zur Ver­fü­gung zu stel­len, ist die Unter­stüt­zung von Genos­sen­schaf­ten ein Weg, die­sen Auf­trag vor allem im länd­li­chen Raum umzu­set­zen. Die soge­nann­ten Geschäfts­be­sor­gun­gen sind seit Ende der spä­ten 1970er-Jah­re ein Geschäfts­feld des kirch­li­chen Woh­nungs­un­ter­neh­mens. Bei Geschäfts­be­sor­gun­gen über­nimmt die Joseph-Stif­tung die Erle­di­gung aller Arbei­ten, die der Betrieb eines frem­den Woh­nungs­un­ter­neh­mens mit sich bringt.

„Dabei muss kei­ner fürch­ten, den Zugriff auf sein Woh­nungs­un­ter­neh­men zu ver­lie­ren“, beton­te David Hay­nes, Team­lei­ter bei der Joseph-Stif­tung. Eher wer­de es für klei­ne­re Unter­neh­men, ins­be­son­de­re Genos­sen­schaf­ten, immer schwie­ri­ger, die ste­tig stei­gen­den Anfor­de­run­gen vom Gesetz­ge­ber, Ban­ken oder ande­ren Inter­es­sens­grup­pen umset­zen zu kön­nen. Von Mit­ar­bei­tern und Füh­rungs­kräf­ten – auch wenn die­se nur ehren­amt­lich tätig sei­en – wer­de dabei immer mehr Fach­wis­sen in ein­zel­nen Berei­chen ver­langt. Ein klei­nes Unter­neh­men kön­ne sich in der Regel kei­ne All­round­ex­per­ten für Finan­zie­rungs­in­stru­men­te, Inter­net-Mar­ke­ting, Bilan­zie­rungs­fra­gen oder ener­ge­ti­sche Sanie­run­gen lei­sten, erklär­te Haynes.

Eine Lösung für die­ses Dilem­ma bie­tet sich in der Koope­ra­ti­on mit der Joseph-Stif­tung über einen Geschäfts­be­sor­gungs­ver­trag. Die Stif­tung erle­digt die­se Arbei­ten nach den Grund­sät­zen ord­nungs­ge­mä­ßer Geschäfts­füh­rung. Seit dem Jahr 2017 bie­tet die Joseph-Stif­tung auch für sol­che Woh­nungs­un­ter­neh­men die Durch­füh­rung von Gebäu­de­mo­der­ni­sie­run­gen an, die ver­trag­lich nicht durch einen Geschäfts­be­sor­gungs­ver­trag mit ihr ver­bun­den sind.

Unter­neh­mens­da­ten

Grün­dung und Stiftungszweck

Die Joseph-Stif­tung als kirch­li­ches Woh­nungs­un­ter­neh­men wur­de 1948 durch den Bam­ber­ger Erz­bi­schof Joseph Otto Kolb gegrün­det. Sie ist christ­li­chen Grund­wer­ten ver­pflich­tet. Stif­tungs­zweck ist die Woh­nungs­ver­sor­gung – ins­be­son­de­re in der Erz­diö­ze­se Bam­berg – für Ziel­grup­pen mit gerin­ge­rem Ein­kom­men zu verbessern.

Kern­ge­schäfts­fel­der und Wirkungsbereich

Das Unter­neh­men ist in den Berei­chen Neu­bau und Bau­trä­ger, Bau­be­treu­ung für Drit­te und in der Immo­bi­li­en­ver­wal­tung tätig. Mit etwa 180 Mit­ar­bei­tern, rund 12.000 ver­wal­te­ten Ein­hei­ten und einer jähr­li­chen Bilanz­sum­me von rund 445 Mil­lio­nen Euro ist die Joseph-Stif­tung eines der größ­ten Woh­nungs­un­ter­neh­men in Nord­bay­ern. Neben dem Haupt­sitz in Bam­berg betreibt das Unter­neh­men Geschäfts­stel­len und Kun­den­zen­tren in Bay­reuth, Erlan­gen, Nürn­berg, Forch­heim, Ans­bach und Fürth.

Unter­neh­mens­grup­pe

Des Wei­te­ren ist die Joseph-Stif­tung an Unter­neh­men aus den Berei­chen der Woh­nungs­wirt­schaft, der Medi­en- und Frei­zeit­bran­che sowie dem Gewer­be- und Dienst­lei­stungs­seg­ment beteiligt.

Nach­hal­tig­keit und Innovation

Das Unter­neh­men berich­tet seit 2016 zum Deut­schen Nach­hal­tig­keits-Kodex. Als Bau­herr erhielt die Joseph-Stif­tung das Qua­li­täts­sie­gel für Nach­hal­tig­keit im Woh­nungs­bau. Für inno­va­ti­ve Kon­zep­te und Pro­jekt­ver­wirk­li­chun­gen erhielt die Joseph-Stif­tung bereits drei Mal den DW-Zukunfts­preis der Deut­schen Immo­bi­li­en­wirt­schaft, zuletzt 2019.