Land­kreis Lich­ten­fels infor­miert: Im Vogel­schutz­ge­biet müs­sen Hun­de an die Leine

Auch wenn der Vierbeiner noch so klein ist: Im Vogelschutzgebiet gilt auch für ihn die Anleinpflicht. Foto: LRA Lichtenfels/ Heidi Bauer
Auch wenn der Vierbeiner noch so klein ist: Im Vogelschutzgebiet gilt auch für ihn die Anleinpflicht. Foto: LRA Lichtenfels/ Heidi Bauer

Anlein­pflicht in den „Tälern von Obe­rem Main, Unte­rer Rodach und Stein­ach“ jedes Jahr im Zeit­raum vom 1. März bis 31. August – Rege­lung brach­te bereits erste Erfolge

Die Tage wer­den län­ger und die Son­ne gewinnt an Kraft. Mit Beginn des Früh­jah­res kom­men zahl­rei­che Zug­vö­gel zurück in den Land­kreis, vor allem an die Main­au­en und die Auen der Zuflüs­se Rodach und Stein­ach. Das Gebiet steht als Vogel­schutz­ge­biet „Täler von Obe­rem Main, Unte­rer Rodach und Stein­ach“ unter beson­de­rem Schutz. Die Aueber­ei­che sind aber nicht nur ein schö­ner „Fleck in der Natur“, son­dern stel­len zugleich auch die letz­ten Rück­zugs­mög­lich­kei­ten für sel­te­ne Vogel­ar­ten dar , so Johan­na Reihs von der unte­ren Natur­schutz­be­hör­de (UNB) am Land­rats­amt Lichtenfels.

Dort leben zum Bei­spiel die schwarz-wei­ßen Kie­bit­ze, die in dem Bereich auf Nah­rungs­su­che gehen und brü­ten. Eben­falls sind das bekann­te­re Blau­kehl­chen mit sei­nem ange­neh­men Gesang im Früh­jahr oder die Rohr­wei­he, die sich ger­ne im Schilf auf­hält, anzu­tref­fen. Im Main­tal kom­men die­se beson­de­ren, teils sel­te­nen Vogel­ar­ten noch vor. Den­noch sind die Feld- und Wie­sen­vö­gel stark gefähr­det, zum Teil sogar vom Aus­ster­ben bedroht. Des­we­gen gilt vom 1. März bis einschließlich
31. August eines jeden Jah­res eine Hun­de­an­lein­pflicht im Vogel­schutz­ge­biet „Täler von Obe­rem Main, Unte­rer Rodach und Steinach“.

Um was geht es dabei?

Neben Vogel­ar­ten, wie etwa der Amsel, dem Haus­sper­ling oder der Kohl­mei­se, wel­che als gern gese­he­ne Gäste in dicht besie­del­ten Räu­men vor­kom­men, gibt es auch ande­re hei­mi­sche Arten, deren Lebens­raum sich aus­schließ­lich auf sehr ruhi­ge und natur­na­he Land­schaf­ten erstreckt. All­ge­mein stö­rungs­emp­find­li­che Vogel­ar­ten, zu denen bei­spiels­wei­se das Reb­huhn oder der Kie­bitz zäh­len, mei­den Brut- und Nist­plät­ze, in denen Hun­de inner­halb der Wiesen‑, Ufer- und Schilf­be­rei­che prä­sent sind.

Boden­brü­ten­de Vogel­ar­ten reagie­ren bereits bei den gering­sten Stö­run­gen sehr emp­find­lich und ver­las­sen ihr Gele­ge. Folg­lich küh­len die Nester aus oder fal­len gar Fress­fein­den zum Opfer, was sich wie­der­um nega­tiv auf den Brut­er­folg der ohne­hin gefähr­de­ten Arten aus­wirkt. Oft bleibt eine sol­che Stö­rung durch Hund und Hal­ter unbe­merkt, denn die brü­ten­den Vögel flie­gen zum Teil schon auf, wenn sich Mensch und Tier noch meh­re­re hun­dert Meter ent­fernt befin­den, sagt Tho­mas Fischer, Fach­kraft für Natur­schutz an der unte­ren Naturschutzbehörde.

Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, hat das Land­rats­amt Lich­ten­fels im Jahr 2020 eine All­ge­mein­ver­fü­gung erlas­sen, die eine Anlein­pflicht für Hun­de inner­halb des Vogel­schutz­ge­biets „Täler von Obe­rem Main, Unte­rer Rodach und Stein­ach“ in der Zeit vom 1. März bis 31. August eines jeden Jah­res vorgibt.

Erste Erfol­ge erkennbar

In den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren konn­te beob­ach­tet wer­den, dass sich ins­be­son­de­re der Brut­er­folg von Boden­brü­tern ste­tig erhöht und sich bei­spiels­wei­se der Kie­bitz­be­stand im Land­kreis leicht ver­bes­sert. Es zei­gen sich daher schon erste posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen des hei­mi­schen Vogel­be­stands, die maß­geb­lich durch die All­ge­mein­ver­fü­gung bedingt sind, infor­miert Johan­na Reihs.

Trotz der Hun­de­an­lein­pflicht ist ein ent­spann­ter Spa­zier­gang mit Hund zwi­schen blü­hen­den Aue­wie­sen kei­nes­falls aus­ge­schlos­sen. „Lei­nen Sie Ihren Hund, beson­ders wäh­rend der Brut­zeit­zeit von März bis August, an und blei­ben Sie auf den vor­ge­ge­be­nen Wegen. Um einen noch grö­ße­ren Schutz für die bedroh­te Vogel­welt zu erwir­ken, emp­feh­len wir, den Hund im Vogel­schutz­ge­biet mög­lichst an kur­zen Lei­nen zu füh­ren. Mit die­sen Maß­nah­men tra­gen Sie dazu bei, das Wie­sen­brü­ter­vor­kom­men in unse­rem Land­kreis zu erhal­ten“, so Tho­mas Fischer.

Schilder in den Vogelschutzgebieten weisen auf naturverträgliches Verhalten während der Vogelbrutzeit hin.Foto: LRA Lichtenfels/ Johanna Reihs

Schil­der in den Vogel­schutz­ge­bie­ten wei­sen auf natur­ver­träg­li­ches Ver­hal­ten wäh­rend der Vogel­brut­zeit hin.
Foto: LRA Lichtenfels/​Johan­na Reihs

Zur bes­se­ren Kenn­zeich­nung der Berei­che, in denen die Hun­de­an­lein­pflicht gilt, sind vor Ort Hin­weis- und Infor­ma­ti­ons­schil­der auf­ge­stellt. Die Gren­zen des Vogel­schutz­ge­bie­tes kön­nen im Geo­por­tal des Land­krei­ses Lich­ten­fels (www​.geo​por​tal​.land​kreis​-lich​ten​fels​.de -> Bau­en & Umwelt -> Natur­schutz­ge­bie­te -> Vogel­schutz­ge­bie­te oder direkt https://​www​.via​no​vis​.net/​l​k​r​-​l​i​c​h​t​e​n​f​e​l​s​/​#​l​l​=​5​0​.​1​1​3​0​9​0​,​1​1​.​1​1​9​5​4​0​&​z​=​1​1​&​m​=​p​h​y​s​i​c​a​l​&​c​a​t​=​1​0​801) ein­ge­se­hen werden.

Was wäh­rend der Vogel­brut noch wich­tig ist

Frei­zeit­nut­zern der Main­wie­sen, wie etwa Main­padd­lern, bleibt der Natur­ge­nuss eben­falls nicht ver­wehrt. „Jedoch ist beson­ders Rück­sicht auf unse­re Tier- und Pflan­zen­welt zu neh­men. Beim Natur­ge­nuss auf dem Was­ser gilt daher ein Befah­rungs­ver­bot für Kies­bän­ke und bestimm­te Ufer­be­rei­che“, sagt Jen­ni­fer Thiem, die Gebiets­be­treue­rin Ober­main – Jura. Ent­lang des Mains wei­sen die Schil­der der „Gel­ben Wel­le“ auf die Ein- und Aus­stiegs­stel­len hin. „Ande­re Ufer­be­rei­che bit­te nicht anlan­den, denn hier brü­ten Eis­vo­gel oder Rohr­wei­he, auf den Kies­bän­ken legt der Fluss­re­gen­pfeif­fer gut getarnt sei­ne Eier ab“, klärt Jen­ni­fer Thiem wei­ter auf. Der Fly­er „Kanu­wan­dern Ober­main“ infor­miert über natur­ver­träg­li­ches Pad­deln und ist zum Bei­spiel bei der Tou­ris­mus­re­gi­on Ober­main-Jura erhältlich.

Bodenbrüternest. Foto: Thomas Fischer

Boden­brü­ter­nest. Foto: Tho­mas Fischer

Auch für Grund­stücks­be­sit­zer und ‑päch­ter sind die Nester der Boden- und Wie­sen­brü­ter oft schwer zu erken­nen. „Wer ein Grund­stück in den Main­au­en oder Vogel­schutz­ge­bie­ten bestellt, kann die Gele­ge durch wach­sa­me Beob­ach­tung aus­fin­dig machen und die Nester beim Mähen oder bei der Feld­be­ar­bei­tung groß­zü­gig aus­las­sen. Dafür gibt es zum Bei­spiel eine Kie­bitz-Prä­mie“, dar­auf wei­sen Gebiets­be­treu­ung und Unte­re Natur­schutz­be­hör­de hin.

Im ver­gan­ge­nen Jahr konn­ten somit wie­der erfolg­reich Kie­bitz-Nester im Land­kreis geschützt wer­den, unter­streicht Johan­na Reihs. Mit einer spä­ten Mahd hel­fen Grund­stücks­be­sit­zer den Vögeln außer­dem, genü­gend Nah­rung zu fin­den. Das Reb­huhn braucht oben­drein struk­tur­rei­che Land­schaf­ten, also Frei­flä­chen im Wech­sel mit dich­ten Hecken, die auch ande­ren Vögeln wie dem Blau­kehl­chen zu Gute kom­men. Für die Pfle­ge von Hecken gibt es teil­wei­se Zuschüs­se, die beim Land­schafts­pfle­ge­ver­band Lich­ten­fels bean­tragt wer­den können.

„Wenn alle zusam­men­hel­fen, kön­nen wir unse­re Vogel­welt am Ober­main erhal­ten und wei­ter­hin eine leben­di­ge und arten­rei­che Natur genie­ßen“, ruft Gebiets­be­treue­rin Jen­ni­fer Thiem auf. „Nut­zen Sie ger­ne hier­zu auch ger­ne die Vogel­be­ob­ach­tungs­stel­len an der Main­schlei­fe in Unter­brunn sowie an der alten Kies­wäsch bei Trieb.“

Bei Fra­gen hel­fen die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Unte­ren Natur­schutz­be­hör­de am Land­rats­amt Lich­ten­fels (Tel.: 09571/18–3431) ger­ne wei­ter. Für Infor­ma­tio­nen zur Hecken­pfle­ge gibt der Land­schafts­pfle­ge­ver­band Lich­ten­fels jeder­zeit Aus­kunft (Inter­net: www​.lpv​ober​main​.de, Tel.: 09547/8733410).