State­ment zur Flücht­lings­si­tua­ti­on im Land­kreis Bayreuth

Susanne Bauer © privat
Susanne Bauer © privat

Pres­se­mit­tei­lung von Wolf­gang Nier­hoff, Büer­ger­mei­ster von Peg­nitz, und Susan­ne Bau­er, Kreis­rä­tin Land­kreis Bay­reuth (GRÜ­NE):

Vie­le Men­schen kom­men gera­de zu uns als Flücht­lin­ge – auch ohne den Angriffs­krieg Putins, gewalt­sa­me Akte irre­ge­lei­te­ter Macht­ha­ber gegen Bevöl­ke­rungs­grup­pen des jeweils „ande­ren“ Glau­bens und teils gegen gan­ze Eth­ni­en gäbe es schon genug zu tun: Wir wären gut aus­ge­la­stet, wür­den wir uns „nur“ um die Bekämp­fung von Flucht­ur­sa­chen durch Armut, Aus­beu­tung und Kli­ma­ver­än­de­run­gen (Dür­ren, Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se) befas­sen und bei Kata­stro­phen wie dem Erd­be­ben in Tür­kei und Syri­en unse­ren Anteil leisten.

Die Men­schen aber, die tat­säch­lich zu uns kom­men haben das Recht auf ein Asyl­ver­fah­ren und sie sind nur ein klei­ner Teil derer, die ihre Hei­mat ver­las­sen: die aller­mei­sten kom­men in benach­bar­ten Län­dern unter. Die Auf­ga­ben für den Land­kreis und die Kom­mu­nen sind her­aus­for­dernd, wenn es um die Unter­brin­gung und Inte­gra­ti­on die­ser Men­schen geht. Sicher hät­te man sich dar­auf lan­des- und bun­des­po­li­tisch vor­be­rei­ten kön­nen. „Äng­ste sind nor­mal – wenn eine rela­tiv gro­ße Grup­pe Unbe­kann­ter auf ein­mal kommt, mit ande­rer Spra­che und ande­ren Gebräu­chen. Und umge­kehrt geht das den Neu­an­kömm­lin­gen auch so: man kann sich leicht vor­stel­len, wie unsi­cher man sich fühlt, wenn man weder Spra­che noch Schrift beherrscht und dann mit Behör­den, Ver­mie­tern und Mitbürger:innen um Him­mels Wil­len kei­ne Feh­ler machen möch­te, nie­man­den vor den Kopf sto­ßen will oder auch nur unhöf­lich sein möch­te. Davor, dass Fehl­ver­hal­ten Ein­zel­ner auf sie Alle zurück­fällt, ist eine gro­ße Sor­ge. Und ja, man hät­te sich vor­be­rei­ten kön­nen und so die Her­aus­for­de­run­gen für Kom­mu­nen, was Wohn­raum, KiTa-Plät­ze, Bil­dungs­sy­stem, Finan­zie­rung von Inte­gra­ti­ons­auf­ga­ben etc. ver­rin­gern kön­nen.“ so Susan­ne Bau­er, Grü­ne Kreis- und Stadträtin.

Den­noch ist Vie­les mög­lich, jen­seits der Äuße­rung von berech­tig­ter Kri­tik, dafür gibt es bei uns im Land­kreis vie­le Bei­spie­le: von vie­len klei­nen und gro­ßen Initia­ti­ven, von Ver­ei­nen, die sich öff­nen und Ein­zel­per­so­nen, die sich enga­gie­ren. Hilf­reich für das Gelin­gen ist ein Min­dest­maß an Infra­struk­tur: ein Laden zum Ein­kau­fen, wenig­stens etwas ÖPNV um Ter­mi­ne eigen­stän­dig wahr­neh­men zu kön­nen: das fin­den wir in vie­len unse­rer 33 Kom­mu­nen des Land­krei­ses. Und dann braucht es nur ein paar Men­schen, die bereit sind anzu­packen und das reicht auch schon fürs Erste: wenn Bür­ger­mei­ster und Kir­chen dahin­ter­ste­hen, wenn es ein klei­nes Ange­bot zu Ver­net­zung und Infor­ma­ti­on gibt, dann ist schon viel gewon­nen: es braucht wenig, um Begeg­nung zu orga­ni­sie­ren und bei­der­seits Äng­ste abzu­bau­en – und auch Freund­schaf­ten ent­ste­hen zu las­sen. Der Peg­nit­zer Bür­ger­mei­ster Wolf­gang Nier­hoff meint dazu: „In Peg­nitz sind in den letz­ten Mona­ten neben den Geflüch­te­ten aus der Ukrai­ne auch rund 220 Geflüch­te­te aus vor­wie­gend Syri­en und Afgha­ni­stan ange­kom­men. Natür­lich ist die­se hohe Zahl auch für Peg­nitz eine Her­aus­for­de­rung, aber Dank den vie­len frei­wil­li­gen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern und durch den engen Aus­tausch mit allen Betei­lig­ten gut zu bewäl­ti­gen. Der aller­größ­te Teil der Men­schen, die zu uns kom­men wol­len sich inte­grie­ren und benö­ti­gen dazu die Hil­fe von uns allen. Die Auf­nah­me der Geflüch­te­ten ist ein Akt der Soli­da­ri­tät, der zeigt, dass wir uns als Gemein­schaft um ande­re küm­mern und ihnen hel­fen, wenn sie in Not sind.“

Bau­er ergänzt: „Im Gegen­satz zu 2015/16 ist Eini­ges auch leich­ter gewor­den: Das Netz­werk Asyl in Stadt und Land­kreis Bay­reuth ist eta­bliert und wir haben einen über­aus enga­gier­ten Migra­ti­ons- Inte­gra­ti­ons­bei­rat im Land­kreis der eben­so mit Rat und Tat zur Sei­te steht. Es gibt mit Sil­via Herr­mann und Mar­kus Mül­ler inzwi­schen 2 Inte­gra­ti­ons­lot­sen im Land­kreis und bald auch wie­der eine Inte­gra­ti­ons­ma­na­ge­rin in Peg­nitz. Es gibt Mate­ri­al für ehren­amt­lich geführ­te Deutsch­kur­se und erfah­re­ne Ehren­amt­li­che, die gern für den Aus­tausch bereit­ste­hen. Und heu­te ist es viel leich­ter die Sprach­bar­rie­ren zu über­brücken: vie­le der ehe­mals Geflüch­te­ten, denen gehol­fen wur­de, sind gern bereit nun selbst als Dolmetscher:innen wei­ter­zu­hel­fen. Das spart viel Zeit bei Ämter­gän­gen, Arzt­be­su­chen, Schul­kon­tak­ten und im täg­li­chen Leben. Längst arbei­ten Geflüch­te­te, als Pfleger:in, am
Bau, in der Mon­ta­ge, als Regalauffüller:in, Rei­ni­gungs­kraft, als Arbeiter:in, als Helfer:in und auch im Ehren­amt: die mei­sten von ihnen nut­zen die Chan­ce auf Qua­li­fi­zie­rung, wenn man ihnen nur die Mög­lich­kei­ten dafür ein­räumt. „Nur Mut also: Mut anzu­packen, auf Men­schen zuzu­ge­hen, zusam­men­zu­kom­men und Mut auch Kri­tik zu üben, da wo sie hin­ge­hört.“ so der Appell von Bau­er und Nierhoff.

Susan­ne Bau­er, Stadt- und Kreis­rä­tin B´90 Die Grünen
Wolf­gang Nier­hoff, BM Peg­nitz, PEG