Bam­ber­ger Land­rat Johann Kalb: „Land­krei­se an der Belastungsgrenze“

Der Land­kreis Bam­berg und die Gemein­den ver­tei­len die enor­me Last, die durch den euro­pa­wei­ten Flücht­lings­strom im Bam­ber­ger Land ent­ste­hen, auf vie­le Schultern

Für die Städ­te, Märk­te und Gemein­den wird es immer schwie­ri­ger, Asyl­su­chen­de unter­zu­brin­gen. Im Vor­feld des heu­ti­gen Flücht­lings­gip­fels in Ber­lin hat Land­rat Johann Kalb mit dem Baye­ri­schen Land­kreis­tag erneut dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Unter­brin­gung wei­te­rer Flüch­ten­der kaum mehr leist­bar ist und es einer Lösung auf euro­päi­scher Ebe­ne bedarf. „Die Bela­stungs­gren­ze ist erreicht. Dabei geht es nicht nur um feh­len­den Wohn­raum. Wir haben kei­ne frei­en Plät­ze in Kin­der­ta­ges­stät­ten. Unse­re Schu­len sind über­la­stet. Unser Ehren­amt stößt mit inte­gra­ti­ven Ange­bo­ten an Grenzen.“

Land­rat Johann Kalb mach­te auch in der jüng­sten Sit­zung des Kreis­ta­ges deut­lich, dass die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen grö­ßer ist als je zuvor: „In der Hoch­pha­se der Flücht­lings­wel­le 2015/16 hat­ten wir rund 1300 Asyl­be­wer­ber im Land­kreis unter­ge­bracht. Heu­te suchen mehr als 2300 Men­schen bei uns Schutz, 1150 aus der Ukrai­ne und wei­te­re 1180 aus ande­ren Län­dern. Die Regie­rung von Ober­fran­ken weist uns aus der Auf­nah­me­ein­rich­tung für Ober­fran­ken jeden Monat wei­te­re 130 Per­so­nen zu.“

Land­rat Johann Kalb hat des­halb sehr viel Ver­ständ­nis dafür, dass die aktu­el­le Ent­wick­lung für Unsi­cher­heit in der Bevöl­ke­rung sorgt. Auf der einen Sei­te füh­ren die hohe Flücht­lings­zah­len zu einer schwie­ri­gen Situa­ti­on auf dem Woh­nungs­markt. Auf der ande­ren Sei­te erzeu­gen Infla­ti­on, Ener­gie­kri­se oder die Sor­ge um den Arbeits­platz Unsi­cher­heit und Zukunfts­äng­ste. „Die gesell­schaft­li­che Akzep­tanz, Flücht­lin­gen zu hel­fen, schwin­det“, so der Land­rat. „Es besteht die Gefahr, dass die­ser Umstand von radi­ka­len Grup­pie­run­gen zur Unter­wan­de­rung unse­rer frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Wer­te­ord­nung miss­braucht wird. – Das müs­sen ver­hin­dern! – Der III. Weg führt in die Irre!“

Auch wenn man man­che poli­ti­sche Ent­schei­dung durch­aus hin­ter­fra­gen dür­fe: Die Men­schen sind hier. Die Kin­der, Frau­en und Män­ner brau­chen Hil­fe. Die Unter­brin­gung von Schutz Suchen­den ist eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be, ein Akt der Huma­ni­tät und auch ein Akt der Soli­da­ri­tät der kom­mu­na­len Fami­lie. Ich bin allen sehr dank­bar, die sich gemein­sam mit uns die­sem enor­men Kraft­akt stel­len: unse­ren Gemein­den, unse­ren Kir­chen und sozia­len Trä­gern und den Ehren­amt­li­chen – allen, die dazu bei­tra­gen, die aktu­ell extrem ange­spann­te Situa­ti­on men­schen­wür­dig zu gestalten.“

In Zusam­men­ar­beit mit den Gemein­den sucht das Land­rats­amt Bam­berg bereits seit Som­mer 2022 inten­siv nach neu­en Mög­lich­kei­ten für die Unter­brin­gung Asyl­su­chen­der. Der vor­han­de­ne Wohn­raum ist weit­ge­hend erschöpft. „Wir wol­len wei­ter­hin alles tun, Ver­an­stal­tungs­hal­len oder Schul­turn­hal­len nicht für die­sen Zweck her­an­zie­hen zu müs­sen.“ Eine Lösung dafür sind Con­tai­ner­dör­fer. Des­halb sucht das Land­rats­amt in meh­re­ren Gemein­den nach wei­te­ren Optio­nen für Unter­künf­te und Grund­stücken für Wohncontainer-Anlagen.