Bay­reu­ther MdB Sil­ke Lau­nert: Aus­tausch mit dem baye­ri­schen Gesund­heits­mi­ni­ster zum The­ma „Psy­chi­sche Erkran­kun­gen bei Kin­dern und Jugendlichen“

Im Bild v.l.: Dr. med. Uwe-Jens Gerhard (Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie), Franc Dierl (Landtagskandidat der CSU 2023), Katja Bittner (Vorstand GeBO), Staatsminister für Gesundheit und Pflege Klaus Holetschek, Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Henry Schramm (Bezirkstagspräsident), Silke Launert MdB, Prof. Dr. med. habil. Thomas W. Kallert ( Ärztlicher Leiter), Dr. Stefan Specht (Bezirkstagsvizepräsident, Fraktionsvorsitzender der CSU im Bayreuther Stadtrat). Foto: Dr. Silke Launert
Im Bild v.l.: Dr. med. Uwe-Jens Gerhard (Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie), Franc Dierl (Landtagskandidat der CSU 2023), Katja Bittner (Vorstand GeBO), Staatsminister für Gesundheit und Pflege Klaus Holetschek, Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Henry Schramm (Bezirkstagspräsident), Silke Launert MdB, Prof. Dr. med. habil. Thomas W. Kallert ( Ärztlicher Leiter), Dr. Stefan Specht (Bezirkstagsvizepräsident, Fraktionsvorsitzender der CSU im Bayreuther Stadtrat). Foto: Dr. Silke Launert

Der Bedarf ist immens, das Ange­bot an The­ra­pie­plät­zen reicht hin­ge­gen gegen­wär­tig nicht aus – die Fol­ge: mona­te­lan­ges War­ten. Für vie­le der jun­gen Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten ist die­se Situa­ti­on ange­sichts ihres schlech­ten Zustan­des nur schwer aus­zu­hal­ten. Schon vor Aus­bruch der Coro­na-Pan­de­mie muss­ten vie­le psy­chisch erkrank­te Kin­der und Jugend­li­che mona­te­lang auf einen The­ra­pie­platz war­ten. Die Pan­de­mie habe nun noch ein­mal als „Brand­be­schleu­ni­ger“ gewirkt und zu einem dra­ma­ti­schen Anstieg der Erkran­kun­gen bei einem ohne­hin bereits deut­lich zu gerin­gen The­ra­pie­platz­an­ge­bot geführt, so die Bay­reu­ther Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Dr. Sil­ke Lau­nert, auf deren Ein­la­dung hin am ver­gan­ge­nen Frei­tag ein Aus­tausch zwi­schen dem baye­ri­schen Gesund­heits- und Pfle­ge­mi­ni­ster Klaus Holet­schek, den Gesund­heits­ein­rich­tun­gen des Bezirks Ober­fran­ken sowie poli­ti­schen Ver­tre­tern über die bestehen­den Pro­ble­me und Chan­cen im Bereich der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung von Kin­dern und Jugend­li­chen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen statt­fand. Von­sei­ten der Gesund­heits­ein­rich­tun­gen des Bezirks Ober­fran­ken (GeBO) nah­men Kat­ja Bitt­ner, Mit­glied des Vor­stan­des der GeBO, der Lei­ten­de Ärzt­li­che Direk­tor, Prof. Dr. med. habil. Tho­mas W. Kal­lert, sowie der Chef­arzt der Kli­nik für Psych­ia­trie, Psy­cho­the­ra­pie und Psy­cho­so­ma­tik des Kin­des- und Jugend­al­ters, Dr. med. Uwe-Jens Ger­hard teil. Auf poli­ti­scher Sei­te waren der Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm, sein Stell­ver­tre­ter und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der im Stadt­rat, Dr. Ste­fan Specht, der Ober­bür­ger­mei­ster der Stadt Bay­reuth, Tho­mas Ebers­ber­ger sowie der Land­tags­kan­di­dat der CSU für 2023, Franc Dierl, anwesend.

„Wir müs­sen alles dafür tun, um die Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on für Kin­der und Jugend­li­che mit psy­chi­schem Hil­fe­be­darf wei­ter zu ver­bes­sern, um den Betrof­fe­nen best­mög­lich zu hel­fen“, so die kla­re Ansa­ge von Staats­mi­ni­ster Klaus Holet­schek im Anschluss an die inter­ne Gesprächs­run­de. „Immer mehr Men­schen neh­men bei psy­chi­schen Pro­ble­men pro­fes­sio­nel­le Hil­fe in Anspruch. Das ist – ins­be­son­de­re auch im Sin­ne der wei­te­ren Ent­stig­ma­ti­sie­rung von psy­chi­schen Erkran­kun­gen – sehr zu begrü­ßen.“ Es brau­che kür­ze­re War­te­zei­ten und wei­te­re bedarfs­ge­rech­te The­ra­pie­an­ge­bo­te. Um dies zu errei­chen, müss­ten bei­spiels­wei­se ambu­lan­te und sta­tio­nä­re Ange­bo­te noch bes­ser ver­netzt wer­den, führ­te der Gesund­heits- und Pfle­ge­mi­ni­ster in die­sem Zusam­men­hang aus. Der Mini­ster unter­strich: „Wir trei­ben in Bay­ern den Aus­bau der voll- und teil­sta­tio­nä­ren Ange­bo­te in der Erwach­se­nen- und in der Kin­der- und Jugend­psych­ia­trie kon­se­quent vor­an.“ Holet­schek ergänz­te: „Men­schen in psy­chi­schen Not­la­gen sowie ihre Ange­hö­ri­gen kön­nen sich in Bay­ern zudem rund um die Uhr an die Kri­sen­dien­ste wen­den (kosten­lo­se Ruf­num­mer: 0800/655 3000). Mit den Kri­sen­dien­sten set­zen wir ein wich­ti­ges Zei­chen und deutsch­land­weit Maß­stä­be! (www​.kri​sen​dien​ste​.bay​ern​.de)“.

Auch die Bay­reu­ther Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Sil­ke Lau­nert hob her­vor, dass es im Bedarfs­fall immens wich­tig sei, dass Kin­der und Jugend­li­che nied­rig­schwel­lig, fach­kom­pe­tent und vor allem so schnell wie mög­lich Unter­stüt­zung erhiel­ten, damit sich gege­be­nen­falls eine psy­chi­sche Erkran­kung nicht wei­ter ver­fe­stig­te. Die Gesprächs­teil­neh­mer waren sich vor die­sem Hin­ter­grund einig, dass „an meh­re­ren Stell­schrau­ben gleich­zei­tig“ ange­setzt wer­den müsse.

Einen wesent­li­chen Ansatz­punkt sahen die Dis­ku­tan­ten in der bau­li­chen Erwei­te­rung der sta­tio­nä­ren Behand­lung. Mit dem Neu­bau für die Kli­nik für Psych­ia­trie, Psy­cho­the­ra­pie und Psy­cho­so­ma­tik des Kin­des- und Jugend­al­ters am Bezirks­kran­ken­haus Bay­reuth gehe man inso­weit einen zen­tra­len Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Anstatt der bis­he­ri­gen 38 Plät­ze im Alt­bau wer­de es dann 60 sta­tio­nä­re und 14 tages­kli­ni­sche Plät­ze geben, so Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm. Bau­be­ginn soll im kom­men­den Jahr sein. 45 Mil­lio­nen Euro kostet das Pro­jekt ins­ge­samt, von denen 29 Mil­lio­nen vom Frei­staat bereit­ge­stellt werden.

Dar­über hin­aus sei es aber auch wich­tig, ambu­lan­te Behand­lungs­for­men zu stär­ken sowie nied­rig­schwel­li­ge Hil­fen, etwa in Schu­len, anzu­bie­ten, hob Kat­ja Bitt­ner her­vor und kam in die­sem Kon­text auf die zwei­te Stell­schrau­be, die Gewin­nung von Fach­kräf­ten, zu spre­chen. Die immense Her­aus­for­de­rung erge­be sich inso­weit unter ande­rem aus der gesun­ke­nen Attrak­ti­vi­tät der Pfle­ge­be­ru­fe, dem Aus­schei­den einer gebur­ten­star­ken Gene­ra­ti­on aus dem Berufs­le­ben wie auch aus der Anzahl der Stu­di­en­plät­ze und der engen Zulas­sungs­vor­aus­set­zun­gen für ein Stu­di­um im Bereich der Medi­zin. „Irgend­wo muss man immer anfan­gen, wenn man wei­ter­kom­men will“, weiß Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm. Der Bezirk Ober­fran­ken bedie­ne die hohe Nach­fra­ge unter ande­rem auch durch Inve­sti­tio­nen in die Aus­bil­dung von Fach­kräf­ten. Der Lei­ten­de Ärzt­li­che Direk­tor der GeBO, Prof. Kal­lert, ergänz­te, dass man über den Medi­zin­cam­pus Ober­fran­ken auch für die Psych­ia­trie jun­ge Ärz­te gewin­nen wolle.

„Die Aus­bil­dung und Arbeit der medi­zi­ni­schen Fach­kräf­te soll am Kran­ken­bett statt­fin­den und nicht am Lap­top“, füg­te Kal­lert in Bezug auf die drit­te gro­ße Stell­schrau­be an: den Büro­kra­tie­ab­bau. Die Sche­re zwi­schen der durch die Bedarfs­pla­nung dekla­rier­ten Über- oder Regel­ver­sor­gung und die Wahr­neh­mung der zu ver­sor­gen­den Men­schen müs­se zusam­men­ge­führt wer­den. Wich­tig sei hier­bei, beton­te Staats­mi­ni­ster Holet­schek, dass die Selbst­ver­wal­tung, ins­be­son­de­re der Gemein­sa­me Bun­des­aus­schuss (G‑BA), sei­ne Rege­lun­gen der Rea­li­tät anpas­se. „Wir müs­sen Struk­tu­ren schaf­fen, die es ermög­li­chen, den Kin­dern, die unse­re Hil­fe brau­chen, auch wirk­lich hel­fen zu kön­nen“, so der baye­ri­sche Staats­mi­ni­ster. In vie­len Berei­chen sind sich die Mini­ster der Län­der bun­des­weit einig und tra­gen die Anlie­gen im Rah­men der Gesund­heits­mi­ni­ster­kon­fe­renz immer wie­der an Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ster Karl Lau­ter­bach her­an. Staats­mi­ni­ster Holet­schek und die Bun­des­agen­tur für Arbeit laden gemein­sam zu einem Run­den Tisch zum The­ma „Arbeits­be­din­gun­gen in der Pfle­ge“ ein, bei dem dis­ku­tiert wer­den soll, wie der Per­so­nal­be­darf in der Pfle­ge lang­fri­stig gesi­chert wer­den kann.

Franc Dierl und Ste­fan Specht neh­men aus dem Gespräch eine posi­ti­ve Grund­stim­mung mit. Die „Her­ku­les-Auf­ga­be“ der Poli­tik sei es, so Dierl, die Rah­men­be­din­gun­gen zu ver­bes­sern, sodass bereits bei Anzei­chen von psy­chi­schen Erkran­kun­gen bei Kin­dern und Jugend­li­chen früh­zei­tig ein­ge­grif­fen und somit Lang­zeit­fol­gen im Leben der Betrof­fe­nen ver­hin­dert wer­den können.

Chef­arzt Uwe-Jens Ger­hard, der als Arzt in unmit­tel­ba­rem Pati­en­ten­kon­takt steht, bedankt sich bei der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Sil­ke Lau­nert für die the­ma­ti­sche Initia­ti­ve und freut sich auf die wei­te­re Umset­zung der Forderungen.

„Es gibt noch eini­ges zu tun, aber wir befin­den uns auf dem rich­ti­gen Weg“, resü­mier­te Lau­nert am Ende des Austausches.