Bay­reu­ther For­scher ent­wickeln Kon­zept für das ratio­na­le Design wich­ti­ger Stickstoff-Verbindungen

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N‑Heterozyklische Ver­bin­dun­gen sind zen­tra­le Wirk­stof­fe vie­ler Medi­ka­men­te und zugleich wich­ti­ge Bau­stei­ne neu­er orga­ni­scher Mate­ria­li­en für die Ener­gie­wen­de. For­scher der Uni­ver­si­tät Bay­reuth unter der Lei­tung von Prof. Dr. Rhett Kem­pe prä­sen­tie­ren jetzt in „Natu­re Com­mu­ni­ca­ti­ons“ ein Kon­zept für das ratio­na­le Design neu­er Stoff­klas­sen, die zur Grup­pe der N‑heterozyklischen Ver­bin­dun­gen gehö­ren. Zugleich stel­len sie zwei neue, auf Basis die­ses Kon­zepts syn­the­ti­sier­te Stoff­klas­sen vor. Inno­va­tio­nen auf Gebie­ten der medi­zi­ni­schen Wirk­stof­fe oder der Funk­ti­ons­ma­te­ria­li­en sind heu­te wesent­lich auf die Ent­deckung neu­er Stoff­klas­sen angewiesen.

Felix Leowsky-Künstler M.Sc. Foto: UBT / Chr. Wißler.

Felix Leow­sky-Künst­ler M.Sc. Foto: UBT / Chr. Wißler.

N‑Heterozyklen sind orga­ni­sche Ver­bin­dun­gen, deren ring­för­mi­ge Struk­tu­ren neben Koh­len­stoff­ato­men min­de­stens ein Stick­stoff­atom ent­hal­ten. Bis­her bekann­te Stoff­klas­sen, die zur Grup­pe der N‑heterozyklischen Ver­bin­dun­gen gezählt wer­den, sind in Bezug auf ihre Bio-Akti­vi­tät und ihre viel­fäl­ti­gen Anwen­dun­gen wis­sen­schaft­lich bereits gut erschlos­sen. Des­halb wer­den ihnen, bei­spiels­wei­se in der Phar­ma­zie, kaum noch star­ke zukunfts­wei­sen­de Inno­va­ti­ons­po­ten­zia­le zuer­kannt. „Damit die Che­mie ihre Vor­rei­ter­rol­le bei der Ent­wick­lung von Medi­ka­men­ten auch in Zukunft erfül­len kann, kommt es weni­ger dar­auf an, neue Bei­spie­le bekann­ter Stoff­klas­sen bereit­zu­stel­len. Ent­schei­dend wird viel­mehr die Ent­deckung neu­er Stoff­klas­sen sein. Dies ist jedoch sehr schwer und gelingt nach wie vor eher zufäl­lig. Kon­zep­te für das ratio­na­le Design neu­er Stoff­klas­sen – das heißt für einen geziel­ten Ent­wurf mole­ku­la­rer Ver­bin­dun­gen auf der Grund­la­ge che­mi­scher Erkennt­nis­se – gibt es prak­tisch nicht. Vor die­sem Hin­ter­grund ist das von uns ent­wickel­te Kon­zept zum ratio­na­len Design N‑heterozyklischer Stoff­klas­sen ein viel­ver­spre­chen­der Weg zur Ent­wick­lung neu­er Medi­ka­men­te und neu­er Funk­ti­ons­ma­te­ria­li­en“, sagt Prof. Dr. Rhett Kem­pe, der an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth den Lehr­stuhl Anor­ga­ni­sche Che­mie II – Kata­ly­sa­tor­de­sign innehat.

Bay­reu­ther Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler sind Namens­ge­ber für neue Stoffklassen

Robin Fertig M.Sc. Foto: privat

Robin Fer­tig M.Sc. Foto: privat

Das Bay­reu­ther For­schungs­team hat das neue Kon­zept genutzt, um zwei neue N‑heterozyklische Stoff­klas­sen ein­zu­füh­ren: die Fer­ti­gi­ne, benannt nach dem Erst­au­tor der Stu­die Robin Fer­tig, und die Künst­le­ri­ne, benannt nach dem Zweit­au­tor Felix Leow­sky-Künst­ler. Bei­de Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler pro­mo­vie­ren der­zeit an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. „Die Grup­pe der N‑heterozyklischen Ver­bin­dun­gen durch ratio­na­les Design um neue, bis­her unbe­kann­te Stoff­klas­sen zu erwei­tern, war ein fas­zi­nie­ren­des Vor­ha­ben. Wir haben dabei immer wie­der erlebt, dass die Che­mie im Kern eine sehr krea­ti­ve Wis­sen­schaft ist“, sagt Robin Fer­tig. „Mit­tels des Kon­zep­tes eröff­nen sich nun neue Mög­lich­kei­ten zur Syn­the­se von che­mi­schen Ver­bin­dun­gen, deren Zugang bis­her nur schwer oder gar nicht mög­lich war“, ergänzt Felix Leowsky-Künstler.

Ver­öf­fent­li­chung:

Robin Fer­tig, Felix Leow­sky-Künst­ler, Tor­sten Irr­gang, Rhett Kem­pe: Ratio­nal design of N‑heterocyclic com­pound clas­ses via rege­ne­ra­ti­ve cyclizati­on of dia­mi­nes. Natu­re Com­mu­ni­ca­ti­ons (2023), DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-023–36220‑w