An der Bam­ber­ger Mäl­ze­rei wur­den jetzt 90 Nist­hil­fen für den Mau­er­seg­ler installiert

Ein Welt­erbe für einen „Glo­bal Player“

An der Bamberger Mälzerei wurden jetzt die ersten Nisthilfen für den Mauersegler installiert Februar 2023

Der Mau­er­seg­ler lebt seit vie­len Jahr­hun­der­ten in Bam­berg. Im Frei­staat Bay­ern gilt sein Bestand bereits als gefähr­det. Text: Arten­schutz in Fran­ken®, Foto: Danie­la Reinfelder

In einem breit ange­leg­ten und inhalt­lich sehr anspruchs­vol­len Koope­ra­ti­ons­pro­jekt, wel­ches durch den Ver­band Arten­schutz in Fran­ken® initi­iert wur­de, brin­gen sich 2023 viel­fäl­ti­ge Akteu­re in abge­stimmt, zukunfts­wei­sen­den Maß­nah­men für die prak­ti­sche Erhal­tung des Mau­er­seg­lers ein. Beglei­tet wird die weg­wei­sen­de Maß­nah­me von viel­fäl­tig aus­ge­rich­te­ten, umwelt­päd­ago­gi­schen Ansätzen.

Seit vie­len Jahr­hun­der­ten lebt eine Vogel­art, die mit ihrem Erschei­nen wohl wie kaum eine ande­re Tier­art des urba­nen Umfelds für den her­an­na­hen­den Som­mer steht, auch in der Stadt Bam­berg. Ursprüng­lich als Fels- und Baum­brü­ter anzu­tref­fen gelang es der Art die Lebens­raum­zer­stö­run­gen, wel­che vor­nehm­lich durch den Men­schen her­vor­ge­ru­fen wur­den, zu kom­pen­sie­ren. Die­ses gelang den Mau­er­seg­lern, deren Kör­per­län­ge rund 17 Zen­ti­me­ter und ein Gewicht von ca. 40 Gramm umfasst, durch die Besied­lung von soge­nann­ten „Kunst­fel­sen“ inner­halb unse­rer Städ­te und Dör­fer, die sie hier in Form von bevor­zugt auch hohen Bau­wer­ken, wie z. B. Kirch­tür­men vorfanden.

Kul­tur­fol­ger Mauersegler

An der Bamberger Mälzerei wurden jetzt die ersten Nisthilfen für den Mauersegler installiert Februar 2023

Der „Kick-off“ fand an der Bam­ber­ger Mäl­ze­rei statt, hier wur­den 90 Mau­er­seg­ler­nist­hil­fen instal­liert. Foto: Danie­la Reinfelder

Unter den Dächern die­ser „Kunst­fel­sen“ brach­ten Mau­er­seg­ler erfolg­reich ihre Jung­tie­re zur Welt, denn die­se Vogel­art kommt aus­nahms­los zum Zweck der Repro­duk­ti­on auch in unse­re Brei­ten. Fin­den die, den Seg­lern zuzu­rech­nen­den Vögel, nach ihrer Rück­kehr kei­nen geeig­ne­ten Nist­platz mehr vor, pflan­zen sich die­se nicht fort. Auf­grund viel­fach arten­fer­ner Sanie­rungs­maß­nah­men ist die­ses lei­der immer häu­fi­ger der Fall. Im Zusam­men­hang mit Bau­kör­per­sa­nie­run­gen wer­den häu­fig (auch aus Unwis­sen­heit über die Ansprü­che der Art an ihre Lebens­räu­me) tra­di­tio­nel­le Nist­plät­ze zer­stört und damit den Tie­ren wert­voll­ster Über­le­bens­raum genommen.

Mau­er­seg­ler zei­gen sich als sehr orts­treue Tie­re, die nach­weis­lich immer wie­der in ihr ursprüng­li­ches Brut­ge­biet, also an den Ort an dem sie ihre schüt­zen­de Scha­le ver­las­sen haben, zurück­keh­ren. Durch das für einen Klein­vo­gel recht hohe Alter von bis zu 20 Jah­ren fal­len Nist­platz­ver­lu­ste über Jahr­zehn­te hin­weg meist kaum auf. Umso bedrücken­der ist nach Ablauf der 20 Jah­re Frist und damit dem Aus­blei­ben der Tie­re, die Erkennt­nis des Zusam­men­bruchs gan­zer Mau­er­seg­ler­po­pu­la­tio­nen. Der Ruf der Mau­er­seg­ler ist für immer erloschen!

Lang­strecken­zie­her Mauersegler

An der Bamberger Mälzerei wurden jetzt die ersten Nisthilfen für den Mauersegler installiert Februar 2023

Etwa 90 Pro­zent ihres Lebens ver­brin­gen Mau­er­seg­ler im Flug. Zur Fort­pflan­zung benö­tigt die Vogel­art jedoch festen Boden unter den Füß­chen. Foto: Danie­la Reinfelder

Der­zeit ver­brin­gen Mau­er­seg­ler, wel­che den Zug­vö­geln (Lang­strecken­zie­her) zuge­rech­net wer­den, den Win­ter im vor­nehm­lich süd­li­chen Afri­ka. Nah­rungs­rei­che Regen­wäl­der und Feucht­sa­van­nen sind hier für rund drei Mona­te ihr bevor­zug­ter Lebens­raum. Doch bereits in weni­gen Wochen wer­den sich die Tie­re erneut auf­ma­chen, um die nicht unge­fähr­li­che Rei­se von rund 10.000 Kilo­me­tern zu ihren Brut­ge­bie­ten, die sich auch (noch) in Bam­berg befin­den, hin­ter sich zu brin­gen. Hier ange­kom­men wer­den aber­mals zahl­rei­che, vor­mals akti­ve Repro­duk­ti­ons­or­te ver­schwun­den sein.

Moni­to­ring – Perspektiven

Arten­schutz in Fran­ken® setzt seit nun­mehr über 23 Jah­ren auch in Bam­berg ein aus­sa­ge­kräf­ti­ges Moni­to­ring zur Art Mau­er­seg­ler um. Inner­halb die­ser Zeit­span­ne konn­ten auch zahl­rei­che, bevor­zugt koope­ra­tiv geführ­te Maß­nah­men zur Art­erhal­tung auf den Weg gebracht wer­den. Jedoch konn­ten die­se Pro­jek­tio­nen den Rück­gang der Mau­er­seg­ler im Stadt­ge­biet nicht stop­pen, zu schnell wur­den und wer­den auch heu­te noch wert­vol­le Mau­er­seg­ler­nist­plät­ze ein­fach „weg­sa­niert“. Möch­ten wir dem Nie­der­gang der Bio­di­ver­si­tät nicht taten­los zuse­hen, so ist es nach unse­rer Sicht­wei­se höch­ste Zeit wirk­sa­me Gegen­maß­nah­men einzuleiten.

Spe­zi­al­nist­hil­fen als Platt­for­men des prak­ti­schen Mauerseglerschutzes

An der Bamberger Mälzerei wurden jetzt die ersten Nisthilfen für den Mauersegler installiert Februar 2023

Mit­tels Spe­zi­al­hub­stei­ger instal­lier­te Metall­bau-Exper­te Gui­do Oppel (im Bild) die Kästen an der rund 30 Meter hohen Fas­sa­den­flä­che. Foto: Danie­la Reinfelder

Etwa 90 Pro­zent ihres Lebens ver­brin­gen Mau­er­seg­ler im Flug, hier wird unter ande­rem Nah­rung zu sich genom­men und viel­fach auch geschla­fen. Doch zur Fort­pflan­zung benö­tigt die­se Vogel­art trotz aller evo­lu­tio­nä­ren Ent­wick­lungs­schrit­te noch immer festen Boden unter den klei­nen Füßchen.

Um auf begrenz­ter Flä­che eine mög­lichst effek­ti­ves Repro­duk­ti­ons­er­geb­nis zu errei­chen, sind die Anfor­de­run­gen an die ent­spre­chen­den Nist­plät­ze mög­lichst hoch anzu­set­zen. Her­vor­ge­ru­fen durch einen wei­te­ren bestands­li­mi­tie­ren­den Akteur, den Kli­ma­wan­del, ist es unab­ding­bar, den Sekun­där­ha­bi­ta­ten hier gleich­falls ent­spre­chend pro­ak­ti­ve Eigen­schaf­ten zuzu­ord­nen. Final steht die Aus­wahl der Mon­ta­ge­stand­or­te im Pro­jekt­mit­tel­punkt. Denn auch an die­se stel­len Mau­er­seg­ler ganz beson­de­re Anfor­de­run­gen. Als Kolo­nie­brü­ter erscheint eben­so die Anzahl der anzu­brin­gen­den Nist­mög­lich­kei­ten als projektmitentscheidend.

Um eine effek­ti­ve Kom­pen­sa­ti­on der ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Nist­plät­ze errei­chen und damit eine trag­fä­hi­ge und nach­hal­ti­ge Arten­schutz­pro­jek­ti­on errei­chen zu kön­nen, wer­den im Stadt­ge­biet rund 200 Nist­hil­fen instal­liert. Der „Kick-off“ fand an der Bam­ber­ger Mäl­ze­rei statt, hier wur­den vor weni­gen Tagen 90 Mau­er­seg­ler­nist­hil­fen inkl. der zwin­gend rele­van­ten Präda­to­ren- und tau­ben­ab­wei­sen­den Ansitz­si­che­run­gen instal­liert. Mit­tels Spe­zi­al­hub­stei­ger wur­den die Mon­teu­re an eine rund 30 Meter hohe Fas­sa­den­flä­che gebracht. Die­se Flä­che wur­de bereits vor etwa 10 Jah­ren mit drei tem­po­rä­ren Mau­er­seg­ler­ko­lo­nien-Nist­hil­fen aus­ge­stat­tet. Der Erfolg die­ser Maß­nah­me bestärk­te uns den Stand­ort nun wei­ter­füh­rend aus­zu­stat­ten und damit ein „Rück­grat des Mau­er­seg­ler­schut­zes“ im Welt­erbe Bam­berg zu installieren.

Glo­bal Play­er im Bestand gefährdet

Mau­er­seg­ler ste­hen wie kaum eine ande­re Klein­vo­gel­art für eine „gren­zen­lo­se Bio­top­ver­bin­dung“ im Sin­ne einer immer wei­ter zusam­men­rücken­den Welt. Der „Glo­bal Play­er“ Mau­er­seg­ler steht im Frei­staat Bay­ern bereits als im Bestand gefähr­det in den Roten Listen. Im Inter­es­se unse­rer Kin­der und Enkel­kin­der muss es uns daher als aktu­ell ver­ant­wort­li­che Gene­ra­ti­on ein ele­men­ta­res Anlie­gen sein, alles dar­an zu set­zen, die Spe­zi­es zu erhal­ten und ihr ein Über­dau­ern in unse­rer Mit­te zu ermöglichen.

Mehr im Netz unter www​.arten​schutz​-fran​ken​.de auf den Sei­ten des Arten­schut­zes in Franken®.

Von Gau­stadt nach Bamberg-Ost

Wie ein Pro­jekt für Bio-Diver­si­tät von Gau­stadt zur Bam­ber­ger Mäl­ze­rei nach Bam­berg-Ost kommt, das schil­dert BuB-Stadt­rä­tin Danie­la Rein­fel­der in die­ser Audio-Aufnahme.