60 Minu­ten zwi­schen Leben und Tod am Bay­reu­ther Klinikum

Vor fünf Monaten haben Sie den Kampf um Leben und Tod gemeinsam gewonnen: Oberärztin Dr. Hannah Skop, Kliniksekretärin Katrin Nureddin und Dr. Thomas Hoppert, Direktor der Klinik für Thoraxchirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH besuchten ihren ehemaligen Patienten Tom Maier und dessen Frau Manuela.
Vor fünf Monaten haben Sie den Kampf um Leben und Tod gemeinsam gewonnen: Oberärztin Dr. Hannah Skop, Kliniksekretärin Katrin Nureddin und Dr. Thomas Hoppert, Direktor der Klinik für Thoraxchirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH besuchten ihren ehemaligen Patienten Tom Maier und dessen Frau Manuela. (Foto: Klinikum Bayreuth)

Exzel­len­te Team­ar­beit in der Kli­nik für Tho­ra­x­chir­ur­gie ret­tet Tom Mai­er das Leben

Tom Mai­ers Stim­me ist lei­se – es liegt nicht allein an dem medi­zi­ni­schen Gerät, das in sei­nen Hals ragt. Für den 33-Jäh­ri­gen ist das gera­de ein ziem­lich emo­tio­na­ler Moment. Zum ersten Mal sieht er an die­sem Mor­gen die Men­schen, die ihm in aller­höch­ster Not das Leben geret­tet haben. Und er haucht: Dankeschön.

Rück­blen­de: Es ist der Abend, bevor Tom Mai­er an das Deut­sche Herz­zen­trum in Ber­lin ver­legt wer­den soll. Die Spe­zia­li­sten dort sind die ein­zi­gen, die die extrem schwie­ri­ge Ope­ra­ti­on wagen wol­len. Tom war ins Kli­ni­kum Bay­reuth gekom­men, als sich sein Zustand dra­ma­tisch ver­schlech­tert hat. Mit 17 hat­te er einen Ver­kehrs­un­fall, damals setz­ten ihm die Ärz­te ein Stück künst­li­che Aor­ta ein. Jah­re spä­ter infi­ziert sich die­se Stel­le, Blut tritt aus, ver­klumpt, ein gro­ßer ver­narb­ter Blut­erguss ent­steht. So groß, dass er auf die Hals­schlag­ader drückt. Tom Mai­er hat immer wie­der mit neu­ro­lo­gi­schen Aus­fall­erschei­nun­gen zu kämp­fen. Und er erlei­det einen Schlaganfall.

Gold­rich­tig reagiert

Es blu­tet. Am Abend des 31. Juli 2022 platzt der Blut­erguss end­gül­tig, ab die­ser Sekun­de besteht aku­te Lebens­ge­fahr. Die Uhr tickt, Tom Mai­er droht inner­lich zu ver­blu­ten. Und genau in die­sem Moment reagiert eine Ärz­tin der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH gold­rich­tig. Sie infor­miert das Team der Kli­nik für Tho­ra­x­chir­ur­gie. Zeit ist das, was Kli­nik­di­rek­tor Dr. Tho­mas Hop­pert und Ober­ärz­tin Dr. Han­nah Skop jetzt nicht mehr haben. Zehn Minu­ten, um die Vor­ge­schich­te des Pati­en­ten zu erfas­sen, das aku­te Pro­blem zu erken­nen. Und den Ent­schluss zu fas­sen: Wir pro­bie­ren es. Wir ope­rie­ren ihn. Denn sonst stirbt er.

Es nicht zu ver­su­chen, war kei­ne Option

50 Minu­ten spä­ter lebt Tom Mai­er. In die­sen 50 Minu­ten hat das Team Hoppert/​Skop das Brust­bein des Pati­en­ten geöff­net, den Blut­erguss abge­räumt, den Blut­schwall mit der Hand abge­drückt, das gera­de mal einen hal­ben Zen­ti­me­ter gro­ße Loch in der auf­stei­gen­den Schlag­ader loka­li­siert und es genäht. „Wir wuss­ten nicht, ob es gut gehen wür­de“, sagt Dr. Hop­pert. „Aber es war kei­ne Opti­on, es nicht zu ver­su­chen.“ Tol­le Arbeit beschei­nigt der Kli­nik­di­rek­tor sei­ner Co-Ope­ra­teu­rin und der OP-Schwe­ster, die in die­ser Nacht mit am Tisch stand.

Tol­le Arbeit haben auch die Pfle­ge­kräf­te auf der Inten­siv­sta­ti­on gelei­stet. Dass Tom Mai­er unmit­tel­bar nach der Ope­ra­ti­on sta­bil ist, davon war aus­zu­ge­hen. Ob er sich aller­dings in den Wochen danach erho­len und sta­bi­li­sie­ren wür­de, das war kei­nes­wegs so klar. Das Pfle­ge­team arbei­tet erst­klas­sig. Als der 33-Jäh­ri­ge aus der Nar­ko­se erwach­te, ist sei­ne Frau Manue­la bei ihm. „Ich lie­be Dich“, sind die ersten Wor­te, die er nach der Ope­ra­ti­on sagt. In den schwe­ren Tagen nach der OP, als er noch im künst­li­chen Koma liegt, ist sie bei ihm. Spielt ihm Musik vor, die er mag. Ver­sprüht ein wenig von dem Par­fum, das sie zur Hoch­zeit getra­gen hat­te. Nimmt ihn in den Arm. „Sie hat intui­tiv alles rich­tig gemacht“, sagt Dr. Han­nah Skop.

Auch jetzt weicht Manue­la Mai­er ihrem Mann nicht von der Sei­te. In der Peg­nit­zer Inten­siv­pfle­ge­ein­rich­tung Impuls­Le­ben kann sie Tag und Nacht bei ihm sein. Tom ist auch nach der Ope­ra­ti­on ein Pfle­ge­fall – und trotz aller Fort­schrit­te, das wird er vor­aus­sicht­lich auch blei­ben. „Aber es ist mein größ­tes Glück, dass er lebt.“ Für Manue­la Mai­er zäh­len die klei­nen Sie­ge, die es immer wie­der gibt. Vor der Ope­ra­ti­on fiel es ihrem Mann schwer, das rech­te Bein zu bewe­gen. Das geht jetzt. War­um soll also nicht noch mehr gehen?

Emo­tio­na­ler Moment

Gut fünf Mona­te nach der OP ste­hen Dr. Tho­mas Hop­pert, Dr. Han­nah Skop und Kat­rin Nured­din von der Kli­nik für Tho­ra­x­chir­ur­gie an der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH an die­sem Mor­gen am Bett ihres ehe­ma­li­gen Pati­en­ten in der Peg­nit­zer Pfle­ge­ein­rich­tung. Die Son­ne scheint durch die gro­ßen Fen­ster, Manue­la ist da, umsorgt ihn. Sie wischt sich immer wie­der ein paar Trä­nen weg. Trä­nen der Dank­bar­keit. Tom hat­te sich den Besuch gewünscht – und auch das Team woll­te den Kon­takt hal­ten. „Ich bin sehr posi­tiv über­rascht, wie gut es ihm phy­sisch und psy­chisch geht“, sagt Dr. Hop­pert. „Jetzt geht es auf­wärts“, sagt irgend­wer. Und Tom ant­wor­tet lei­se: „Das habe ich mir fest vorgenommen.“