Neu­jahrs­emp­fang von Justiz, Nota­ri­at und Rechts­an­walt­schaft im Ober­lan­des­ge­richts­be­zirk Bamberg

Präsidenten des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs Dr. Hans-Joachim Heßler, Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler, Präsident des Oberlandesgerichts Lothar Schmitt, die Abgeordnete des Europäischen Parlaments Monika Hohlmeier, die Präsidentin der Rechtsanwaltskammer Ilona Treibert, die Regierungspräsidentin von Oberfranken Heidrun Piwernetz und der Vizepräsidenten der Landesnotarkammer Dr. Peter Wirth (von links) (Das Oberlandesgericht Bamberg hat die Rechte an den Lichtbildern; Fotografin: J. Härtlein
Präsidenten des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs Dr. Hans-Joachim Heßler, Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler, Präsident des Oberlandesgerichts Lothar Schmitt, die Abgeordnete des Europäischen Parlaments Monika Hohlmeier, die Präsidentin der Rechtsanwaltskammer Ilona Treibert, die Regierungspräsidentin von Oberfranken Heidrun Piwernetz und der Vizepräsidenten der Landesnotarkammer Dr. Peter Wirth (von links) (Das Oberlandesgericht Bamberg hat die Rechte an den Lichtbildern; Fotografin: J. Härtlein

Nach­dem der tra­di­tio­nel­le Neu­jahrs­emp­fang von Justiz, Nota­ri­at und Rechts­an­walt­schaft im Ober­lan­des­ge­richts­be­zirk Bam­berg zwei Jah­re aus Grün­den des Infek­ti­ons­schut­zes pau­sie­ren muss­te, konn­te die Tra­di­ti­on am 27. Janu­ar 2023 wie­der auf­ge­nom­men wer­den. Rund 300 Gäste aus der „Justiz­fa­mi­lie“, von Kir­chen, Poli­tik, Ver­wal­tung und wei­te­ren gesell­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen konn­te Gene­ral­staats­an­walt Wolf­gang Gründ­ler stell­ver­tre­tend für die Gast­ge­ber in der Aula der Uni­ver­si­tät Bam­berg begrü­ßen. Sein beson­de­rer Gruß ging an den Prä­si­den­ten des Baye­ri­schen Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs Dr. Hans-Joa­chim Heß­ler, die Damen und Her­ren Abge­ord­ne­te aus dem Euro­pa­par­la­ment, dem Deut­schen Bun­des­tag und dem Baye­ri­schen Land­tag sowie den Prä­si­den­ten des unga­ri­schen Tafel­ge­richts in Pécs Dr. Tamas Turi.

Zu Beginn sei­ner Anspra­che erin­ner­te Gene­ral­staats­an­walt Gründ­ler anläss­lich des Natio­na­len Gedenk­tags an alle Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus und die Ermor­dung von über sechs Mil­lio­nen Juden. Anschlie­ßend erho­ben sich alle Gäste der Ver­an­stal­tung zu einer Gedenk­mi­nu­te von ihren Plät­zen. Im Zen­trum des Neu­jahrs­emp­fangs stand die Fest­an­spra­che des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Lothar Schmitt zum The­ma „Algo­rith­men – Ent­schei­der der Zukunft?“. Aktu­ell wer­de inten­siv dar­über dis­ku­tiert, ob und inwie­weit Künst­li­che Intel­li­genz (KI) selb­stän­dig und eigen­stän­dig ent­schei­den kön­ne. Hier­bei sei es wich­tig, die ver­fas­sungs­recht­li­chen Gren­zen zu ken­nen. So schrei­be das Grund­ge­setz in Art. 92 und 101 vor, dass abschlie­ßen­de Ent­schei­dun­gen durch eine natür­li­che Per­son als Rich­te­rin oder Rich­ter gefällt wer­den müs­sen. Auch dürf­ten pri­vat­wirt­schaft­li­che Unter­neh­men, die algo­rith­mi­sche Syste­me ent­wickeln, nicht in den Kern­be­reich der recht­spre­chen­den Gewalt ein­wir­ken. Zudem wür­den die Prin­zi­pi­en der „Rich­ter­li­chen Unab­hän­gig­keit“, der Geset­zes­bin­dung und der Gewal­ten­tei­lung die Über­tra­gung der recht­spre­chen­den Tätig­keit auf Künst­li­che Intel­li­genz unter­sa­gen. “Die Rich­ter­li­che Ent­schei­dung besteht nicht aus der Ana­ly­se einer Viel­zahl bereits getrof­fe­ner Ent­schei­dun­gen. Sie ist eine am Ein­zel­fall aus­ge­rich­te­te, wert­ori­en­tier­te, auto­nom getrof­fe­ne, eigen­ver­ant­wort­li­che Beur­tei­lung eines Lebens­sach­ver­hal­tes unter Berück­sich­ti­gung der indi­vi­du­el­len Inter­es­sen der Betei­lig­ten“, hob Prä­si­dent Schmitt her­vor. Wei­te­re unver­rück­ba­re Gren­zen sei­en das Recht der Par­tei­en auf recht­li­ches Gehör (Art. 103 GG) und ein fai­res Ver­fah­ren sowie das Gebot des effek­ti­ven Rechts­schut­zes. Außer­dem sei stets die unan­tast­ba­re Wür­de des Men­schen gemäß Art. 1 GG zu ach­ten und zu schüt­zen. „Recht darf nicht degra­diert wer­den auf die Stär­ke des Com­pu­ters und die Lei­stungs­fä­hig­keit eines Pro­gramms“, führ­te Prä­si­dent Schmitt aus. Den­noch sei Künst­li­che Intel­li­genz als Unter­stüt­zungs­in­stru­ment in der Zukunft unab­ding­bar. Abschlie­ßend resü­mier­te Prä­si­dent Schmitt: „Die Gren­zen des Ein­sat­zes von Künst­li­cher Intel­li­genz in der Justiz sind Grund­ge­setz, Ethik, Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein von uns Rich­te­rin­nen und Rich­tern und allem vor­an und in erster Linie, die Menschen“.

Nach der mit viel Bei­fall bedach­ten Fest­re­de des Ober­lan­des­ge­richts­prä­si­den­ten lud die Prä­si­den­tin der Rechts­an­walts­kam­mer Bam­berg Rechts­an­wäl­tin Ilo­na Trei­bert auch im Namen des Vize­prä­si­den­ten der Lan­des­no­tar­kam­mer Dr. Peter Wirth, des Gene­ral­staats­an­wal­tes Wolf­gang Gründ­ler und des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Lothar Schmitt alle Anwe­sen­de zu Gesprä­chen, Dis­kus­sio­nen und Begeg­nun­gen ein.