Sonn­tags­ge­dan­ken: Außenseiter

Symbolbild Religion

Es gibt ein schö­nes Lied von Rein­hard Mey, in dem es heißt: „Selig, die Abge­bro­che­nen, die Ver­wirr­ten, die in sich Ver­kro­che­nen, die Aus­ge­grenz­ten, die Gebück­ten, die an die Wand Gedrück­ten, selig sind die Verrückten!“

Rein­hard Mey beschreibt in die­sem Lied Men­schen, die ein­fach völ­lig aus­ge­grenzt sind, Men­schen, die unse­re Gesell­schaft abge­schrie­ben hat, wie z.B. den alko­hol­kran­ken Prie­ster, der jeden Mon­tag nach Ein­bruch der Däm­me­rung sei­ne Pla­stik­tü­te voll mit lee­ren Wein­fla­schen zum Glas­con­tai­ner bringt. Er beschreibt ein gei­stig behin­der­tes Kind, die jun­ge Mut­ter, die den Lebens­un­ter­halt für sich und ihr Kind mit Pro­sti­tu­ti­on ver­die­nen muss, weil sie kei­ne Arbeit bekommt, die Obdach­lo­se, die um eine klei­ne Spen­de für ihren Hund bit­tet, aber das Geld für sich nimmt, weil sie Hun­ger hat, usw.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Sie alle sind Außen­sei­ter, abge­schrie­ben von der Gesell­schaft, und Mey nennt sie den­noch glücklich.

Beschreibt Jesus in den Selig­prei­sun­gen nicht ähn­li­che Menschen?
„Selig, die arm sind vor Gott, die Hun­gern­den, die Barm­her­zi­gen, die Frie­den stiften …“

Sind das nicht auch Men­schen, die anders sind, die im Grun­de auch von der übri­gen Gesell­schaft an den Rand gedrängt sind, aber für sich glück­lich – selig sind?

Und wo schwim­men wir mit?

Könn­te man auch von uns sagen, dass wir von vie­len an den Rand gedrängt wer­den, wenn wir uns für Min­der­hei­ten ein­set­zen: für Flücht­lin­ge, Homo­se­xu­el­le, Rand­grup­pen, Flücht­lin­ge, Ein­sa­me, Kranke?

Wenn Jesus end­lich mal die­je­ni­gen selig­preist, die am Rand ste­hen, und nicht die­je­ni­gen selig nennt, die sich alles erlau­ben kön­nen, die mit Ellen­bo­gen durch die Gesell­schaft gehen, die Macht und Ein­fluss haben, dann soll­ten auch wir es uns zur Auf­ga­be machen, sich jener Men­schen­grup­pen anzunehmen.

Und wenn wir das tun? Ich glau­be vie­le wür­den auch uns dann als ver­rückt bezeich­nen – na und?

Ich möch­te Sie ermu­ti­gen: Sind Sie ruhig ein wenig „ver – rückt“; ver – rückt, weg vom Rest der Gesell­schaft. Sind Sie „ver- rückt“, indem Sie nicht mit Ihren Ellen­bo­gen durch die Gesell­schaft gehen. Sind Sie „ver – rückt“, weil Sie nicht immer im Mit­tel­punkt ste­hen möch­ten und die erste Gei­ge spie­len wol­len, son­dern auch ande­re Mei­nun­gen aner­ken­nen, und ande­re Talen­te und Ideen würdigen.

Sind Sie „ver – rückt“, weil sie gegen den Strom schwim­men und eben nicht der Mei­nung aller übri­gen sind, Geld regie­re die Welt.

Ja, dann wer­den wir viel­leicht ange­fein­det wer­den. Viel­leicht wer­den wir von Festen und Fei­ern aus­ge­schlos­sen, aber wir han­deln im Sin­ne Jesu. Ich bin über­zeugt, wir kön­nen damit unser Umfeld und das Leben ande­rer ein klein wenig erhel­len und somit etli­che Men­schen ein wenig glück­li­cher machen. Und wenn wir das spü­ren, wären wir es sel­ber auch – ein wenig glück­lich und damit selig. Eigent­lich so ein­fach – aber doch so schwer… Aber bit­te, ver­su­chen wir es wenig­stens – es lohnt sich!
Denn wenn ande­re glück­lich sind, sind wir es auch.

Ich wün­sche Ihnen einen glück­li­chen Sonn­tag und eine glück­li­che Woche und dazu den Mut, ein wenig „ver – rückt“ zu sein und jeman­den, der es nicht erwar­tet, glück­lich zu machen.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen