Freun­de der Plas­sen­burg ver­grö­ßern ihren Silberschatz

Sechs Silberlöffel "Markgraf Friedrich". © Holger Peilnsteiner
Sechs Silberlöffel "Markgraf Friedrich". © Holger Peilnsteiner

Sechs Münz­löf­fel mit Bild Mar­graf Fri­de­richs III. angekauft

Als vor Kur­zem in Bind­lach ein Set von sechs Sil­ber­löf­feln mit dem Bild­nis von Mark­graf Fried­rich III., dem Ehe­mann von Wil­hel­mi­ne von Preu­ßen, zum Kauf ange­bo­ten wur­de, schlu­gen die Freun­de der Plas­sen­burg zu. „Wir konn­ten ein Set aus sechs Löf­feln mit gedreh­ten Sti­len und aus Mün­zen bestehen­den Laf­fen erste­hen, die offen­bar in der Regi­on aus Bay­reuth-Kulm­ba­cher Geld­stücken her­ge­stellt wur­den“, beschreibt der Vor­sit­zen­de des Ver­eins Peter Weith den Ankauf, mit dem der Sil­ber­schatz des Ver­eins wie­der ein­mal ver­grö­ßert wer­den konn­te. Man habe einen mitt­le­ren drei­stel­li­gen Betrag für die fas­zi­nie­ren­den Stücke gezahlt.

Die Laf­fe, wie das schüs­sel­för­mi­ge Ende des Ess­be­stecks genannt wird, wur­de jeweils aus einer zwölf­tel Taler­mün­ze her­ge­stellt, die in die Form eines klei­nen Schüs­sel­chens geden­gelt oder gepresst wur­de. An den Rand wur­den die aus sta­bi­lem Sil­ber­draht gedreh­ten Sti­le gelö­tet, die jeweils am Ende in einer Öse mit sil­ber­nem Kugel­knauf aus­lau­fen. Ein sol­cher Löf­fel konn­te damit in einem ent­spre­chen­den Gestell auf­ge­hängt und zur Schau gestellt wer­den, oder aber eine einem durch die Ösen geführ­ten Band oder einer Schnur getra­gen und gegen Ver­lust gesi­chert werden.

Markgraf Friedrich III., der Ehemann Wilhelmines von Preußen, blickt den Benutzer aus der Laffe des Löffels an. Die spätestens ab 1810 nicht mehr gültigen Zahlungsmittel aus Bayreuth und Kulmbach wurden zu wertvollen Löffeln umgearbeitet, die die Freunde der Plassenburg an ihrer Jahreshauptversammlung wieder einmal benutzen wollen.© Holger Peilnsteiner

Mark­graf Fried­rich III., der Ehe­mann Wil­hel­mi­nes von Preu­ßen, blickt den Benut­zer aus der Laf­fe des Löf­fels an. Die spä­te­stens ab 1810 nicht mehr gül­ti­gen Zah­lungs­mit­tel aus Bay­reuth und Kulm­bach wur­den zu wert­vol­len Löf­feln umge­ar­bei­tet, die die Freun­de der Plas­sen­burg an ihrer Jah­res­haupt­ver­samm­lung wie­der ein­mal benut­zen wol­len.© Hol­ger Peilnsteiner

Blickt man in die Ver­tie­fung des Löf­fels, so sieht man das Brust­bild des Mark­gra­fen Fried­rich in Rüstung mit Man­tel. Am Rand fin­det sich die Umschrift FRIE­DE­RICVS D G M B D P ET S B N, die auf die latei­ni­sche Bezeich­nung sei­ner Titel ver­weist: Mark­graf zu Bran­den­burg, Her­zog in Preu­ßen und Burg­graf zu Nürnberg.

Die Unterseite der Löffel © Holger Peilnsteiner

Die Unter­sei­te der Löf­fel © Hol­ger Peilnsteiner

Die Unter­sei­te der Löf­fel zeigt die Revers­sei­te der Mün­ze mit der Anga­ben „12 EINEN REICHS­TA­LER“ im Zen­trum und die jewei­li­ge Jah­res­an­ga­be der Prä­gung. Die Geld­stücke stam­men aus den Jah­ren zwi­schen 1752 und 1762 und wur­den wahr­schein­lich in der Münz­stät­te Bay­reuth vom Münz­mei­ster Johann Lorenz Ruck­de­schel geprägt. Die Mün­zen waren reichs­weit gül­tig und waren bis 1810 in Umlauf.

Löf­fel sind seit dem Alter­tum als Ess­be­steck bekannt und in wei­ten Tei­len der Welt in Gebrauch. Ihre Laf­fe ahmt dabei eine klei­ne hoh­le Hand nach, mit der getrun­ken oder geges­sen wer­den kann. Im Land­schafts­mu­se­um Ober­main auf der Plas­sen­burg befin­den sich im Bestand des Pör­bit­scher Schat­zes zwei Seri­en wert­vol­ler Löf­fel des 17. Jahr­hun­derts. Dar­un­ter sind neun sil­ber­ne Löf­fel­stie­le, die höl­zer­ne Laf­fen hal­ten sowie fünf gan­ze Sil­ber­löf­fel mit fili­gra­nen figür­li­chen Schmuck­ele­men­ten. Die­se recht gro­ßen Löf­fel waren alle zum Spei­sen gedacht, anders als die klei­nen Münzlöffel.

Münz­löf­fel sind seit dem 18. Jahr­hun­dert in wei­ten Tei­len Euro­pas ver­brei­tet und fin­den sich ab der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts auch in Latein­ame­ri­ka und eini­gen Län­dern Asi­ens. Sie wur­den in Euro­pa vor allem als klei­ne Löf­fel für Mok­ka, Tee und auch zur Auf­nah­me von Gewür­zen genutzt.

„Rei­ne Sil­ber­löf­fel, wie die­se sechs von uns in Bind­lach erstei­ger­ten, wur­den aller­dings nicht für Salz ver­wen­det, da es die­ses Metall angreift und schwarz wer­den lässt“, erläu­tert Weith. „Die für die Löf­fel ver­ar­bei­te­ten Mün­zen wie­gen jeweils 3 Gramm und hat­ten zusam­men den Wert eines hal­ben Reichs­ta­lers.“ Zusätz­lich wie­gen die sil­ber­nen Sti­le etwa 6 bis 7 Gramm. Das Gesamt­ge­wicht belau­fe sich auf knapp 60 Gramm Sil­ber. Der Durch­mes­ser der Mün­ze war einst 27,5 Mil­li­me­ter und ver­rin­ger­te sich etwas durch das Tief­zie­hen zu einer schüs­sel­för­mi­gen Laf­fe auf 25 Millimeter.

Löf­fel aus Mün­zen des Mark­gra­fen­tums Bran­den­burg-Kulm­bach-Bay­reuth gibt es seit dem 18. Jahr­hun­dert. Vor allem in der ersten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts mehrt sich mit dem Ein­zug der Kaf­fee­kul­tur in die Bür­ger­li­chen Haus­hal­te die Nut­zung von klei­nen Löf­feln. Die sechs Pre­zio­sen waren nicht im Besitz der Mark­gra­fen. Das Mark­gra­fen­tum Bran­den­burg-Kulm­bach war ab 1810 Teil des König­reichs Bay­ern, die mark­gräf­li­chen Sil­ber­mün­zen waren kein offi­zi­el­les Zah­lungs­mit­tel mehr und so konn­ten sie in wert­vol­les Ess­be­steck für ade­li­ge oder rei­che bür­ger­li­che Haus­hal­te umge­wan­delt werden.


Info zu Mark­graf Fried­rich III.

Fried­rich III. von Bran­den­burg-Kulm­bach-Bay­reuth, regie­ren­der Mark­graf seit 1735, stamm­te aus der Wefer­lin­ger Linie der Hohen­zol­lern, auch jün­ge­re Kulm­ba­cher Linie genannt. In erster Ehe war er mit Wil­hel­mi­ne, die „Lieb­lings­schwe­ster“ König Fried­richs II. von Preu­ßen, ver­hei­ra­tet. Sie för­der­te, zusam­men mit ihrem Gat­ten die Kün­ste und die Archi­tek­tur im Mark­graf­t­um und vor allem in Bay­reuth. Unter Mark­graf Fried­rich II. wur­den weit­aus mehr Mün­zen und Medail­len geprägt als unter sei­nen drei Vor­gän­gern. In sei­ner Amts­zeit wur­den nicht nur das Neue Schloss und das Mark­gräf­li­che Opern­haus in Bay­reuth errich­tet, son­dern es ent­stan­den auch gro­ße Kaser­nen­bau­ten auf der Plas­sen­burg und das Rat­haus in Kulm­bach sowie die neue Spi­tal­kir­che. Er starb 1763.