Stel­lung­nah­me der Bam­ber­ger Betriebs­seel­sor­ge zur Situa­ti­on der Beschäf­tig­ten der Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof GmbH

„Arbeits­plät­ze erhal­ten! – Eigen­tum verpflichtet!“

Stel­lung­nah­me der katho­li­schen Betriebs­seel­sor­ge Bam­berg und der Katho­li­schen Arbeit­neh­mer­be­we­gung Bam­berg (KAB) zur Situa­ti­on der Beschäf­tig­ten der Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof GmbH ange­sichts des Insol­venz­ver­fah­rens und der Neuausrichtung:

Die Beschäf­tig­ten der Waren­haus­ket­te Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof sind wei­ter­hin mit der Insol­venz und dem Ver­lust ihres Arbeits­plat­zes kon­fron­tiert. Wie­der und wie­der zah­len sie den Preis, öko­no­misch und emotional.

Als katho­li­sche Betriebs­seel­sor­ge und KAB der Erz­diö­ze­se Bam­berg soli­da­ri­sie­ren wir uns mit den Beschäf­tig­ten: Zwei­ein­halb Jah­re ist es her, dass die von René Ben­ko auf­ge­kauf­te und fusio­nier­te Waren­haus­ket­te Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof mit har­ten Sanie­rungs­maß­nah­men Schlag­zei­len mach­te, um das Unter­neh­men zukunfts­fä­hig zu machen. Zahl­rei­che Häu­ser wur­den geschlos­sen, Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen in den Filia­len und Toch­ter­ge­sell­schaf­ten kämpf­ten um ihren Arbeits­platz, vie­le wur­den arbeits­los. Eine siche­re Zukunft für die ver­blei­ben­den knapp 17400 Beschäf­tig­ten und ein nach­hal­ti­ges Kon­zept für attrak­ti­ve flo­rie­ren­de Filia­len in den Innen­städ­ten sind ausgeblieben.

Dies war nur einer der vie­len Ein­schlä­ge, unter denen die lang­jäh­ri­gen Beschäf­tig­ten der Waren­häu­ser Gale­ria Kar­stadt und Kauf­hof leben und arbei­ten muss­ten. Über vie­le Jah­re und weit über ihre Kräf­te haben sie auf eine tarif­li­che Bezah­lung ver­zich­tet und mit aus­ge­dünn­ter Per­so­nal­decke einen hohen Bei­trag gelei­stet, um Miss­ma­nage­ment abzu­fe­dern und die Tra­di­ti­ons­lä­den am Lau­fen zu halten.

Jüngst kam der näch­ste Schlag. Im Okto­ber 2022 ver­kün­de­te die Unter­neh­mens­lei­tung die exi­stenz­ge­fähr­den­de wirt­schaft­li­che Not­la­ge, kün­dig­te den zur Sanie­rung des Unter­neh­mens mit der Gewerk­schaft ver.di ver­ein­bar­ten Inte­gra­ti­ons­ta­rif­ver­trag und mel­de­te weni­ge Wochen spä­ter die Insol­venz des Unter­neh­mens in Eigen­ver­wal­tung an.

Die Leid­tra­gen­den sind – wie immer – die Beschäf­tig­ten, die auf Ent­schei­dun­gen war­ten müs­sen und um ihre Arbeits­plät­ze ban­gen. Mit gutem Recht pran­gern sie das him­mel­schrei­en­de Miss­ver­hält­nis von Unter­neh­mens­not­la­ge und den Ver­mö­gens­ver­hält­nis­sen des Haupt­ei­gen­tü­mers und Mul­ti­mil­li­ar­därs René Ben­ko an.

Als Betriebsseelsorger:innen ken­nen wir die Nied­rig­lohn­struk­tu­ren im Han­del. Wer dort im Laden arbei­tet, wird nicht reich, im Gegen­teil. Wir wis­sen zudem um die Zer­mür­bung, die exi­sten­zi­el­len Äng­ste und die Dau­er­be­la­stung durch Mehr­ar­beit und Arbeits­platz­ge­fähr­dung. Mit Empö­rung reagie­ren wir daher auf das unter­neh­me­ri­sche Vor­ge­hen der letz­ten Monate

und Jah­re, an des­sen Ende zum wie­der­hol­ten Mal die Insol­venz in Eigen­ver­ant­wor­tung steht. Ganz offen­sicht­lich han­delt es sich kei­nes­wegs um eine situa­ti­ve Kri­se, son­dern seit Jah­ren um Miss­ma­nage­ment im System.

Wir kri­ti­sie­ren die erneut geplan­te, zu kurz grei­fen­de Schlie­ßungs­po­li­tik, den groß­flä­chi­gen Per­so­nal­ab­bau und eine Tarif­po­li­tik zu Lasten der Beschäf­tig­ten. Mit dem Instru­ment des Insol­venz­an­trags wie­der­holt den Beschäf­tig­ten Ver­zicht und Ein­schnit­te zuzu­mu­ten, ohne ernst­haf­te lang­fri­sti­ge Unter­neh­mens­stra­te­gien und ein­schlä­gi­ge Inve­sti­tio­nen des Eigen­tü­mers in Aus­sicht zu stel­len, erach­ten wir als unred­lich und dau­er­haft gesell­schafts­schä­di­gend. Gera­de die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter blei­ben doch ent­schei­dend für den Erfolg und das Gelin­gen neu­er Strategien.

Wir for­dern einen sozi­al­ver­ant­wort­li­chen Umgang mit der hoch­pre­kä­ren Situa­ti­on: Ver­hand­lun­gen auf Augen­hö­he mit den gewerk­schaft­li­chen Tarif­part­nern und eine wirk­sa­me Finanz­in­ve­sti­ti­on des Eigen­tü­mers in ein nach­hal­ti­ges Zukunfts­kon­zept, das Arbeits­plät­ze sichert, Filia­len erhält, die sich oft als Herz­stücke der Innen­städ­te zei­gen und die loka­len Märk­te beleben.

Unser Appell rich­tet sich zuerst und vor allem an den bis­he­ri­gen Eig­ner René Ben­ko und an CEO Miguel Mül­len­bach. Unter­neh­me­ri­sches Han­deln hat sich sta­bi­len, exi­stenz­si­chern­den Arbeits­plät­zen und trag­fä­hi­gen Unter­neh­mens­stra­te­gien zu verpflichten.

Aus sozi­al­ethi­scher Sicht tei­len wir mit Nach­druck die For­de­rung: Eigen­tum ver­pflich­tet! Unse­re Soli­da­ri­tät gilt den Beschäf­tig­ten, die sich in ohne­hin hoch­stra­pa­ziö­sen Zei­ten für ihre Arbeits­plät­ze und den Erhalt der Filia­len einsetzen.

Als katho­li­sche Betriebs­seel­sor­ge und Sozi­al­ver­band KAB bie­ten wir den Beschäf­tig­ten selbst­ver­ständ­lich unse­re Unter­stüt­zung an. Schließ­lich gilt für uns der Grund­satz der katho­li­schen Sozi­al­leh­re, dass die Arbeit für den Men­schen da zu sein hat und nicht der Mensch für die Arbeit!

Wen­den Sie sich ger­ne an uns- unab­hän­gig von Reli­gi­on und Weltanschauung!

Wir ste­hen an Ihrer Sei­te und sind für Sie da.

Bam­berg im Janu­ar 2023
Katho­li­sche Betriebsseelsorge