Sonn­tags­ge­dan­ken am 22.01.2023

Symbolbild Religion

Eine jun­ge Wär­te­rin in einem Gefäng­nis wur­de vor der jugend­li­chen Mör­de­rin gewarnt. Doch die jun­ge Frau schloss die Zel­le auf, ging auf das Mäd­chen zu, umarm­te und küss­te sie. Da fing die­se an zu wei­nen und gestand ihrer Wär­te­rin: „Das war der erste Kuss in mei­nem Leben!“

Quel­le unbekannt

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Lie­be Freunde,

brau­chen wir nicht alle Zunei­gung, Lie­be, Ver­trau­en in unse­rem Leben? So oft sagen wir, gera­de in unse­ren Kir­chen: „So wie du bist, bist du geliebt von Gott!“ Aber ist das so? Leben wir das wirklich?

Was ist denn mit den Men­schen, die anders sind? Was ist mit denen, die einen gleich­ge­schlecht­li­chen Part­ner lie­ben? Was ist mit denen, die ein­fach anders sind als unser Denk­sche­ma es zulässt? Was ist mit denen, die wir abge­schrie­ben haben – den Straf­ge­fan­ge­nen zum Bei­spiel, so wie mit ihr, die, wie in unse­rer Geschich­te, einem ande­ren das Leben genom­men hat?

Da tun wir uns schwer, und da wis­sen wir es ganz genau: Nein, die sind nicht geliebt.

Aber Vor­sicht: Könn­te es viel­leicht sein, dass wir in die­sem Fall ganz genau wis­sen, wie Gott zu sein hat und was er zu tun hat? Genau in allen genann­ten Punk­ten fällt es uns schwer, dar­auf zu ver­trau­en, dass Gott wirk­lich alle Men­schen liebt, und da ver­mis­se ich in unse­rem Tun und Han­deln, dass wir die Über­zeu­gung, dass ER uns alle trotz allem liebt, in die Tat umsetzen.

Des­we­gen müs­sen wir weg von unse­ren alten Denk­sche­men, weg von den alten Vor­stel­lun­gen und auch weg von unse­rer selbst­ge­strick­ten Gerechtigkeit.

Wir soll­ten anfan­gen, den Men­schen zu zei­gen, dass Gott nicht nur ein Gott des Lebens ist, der Leben für alle will, son­dern dass er ein Gott der Lie­be ist, des­sen Gerech­tig­keit und Barm­her­zig­keit die uns­ri­ge übertrifft.

Wenn es um uns geht, dann wol­len wir, dass er immer barm­her­zig ist und gnä­dig. Aber im Umgang mit ande­ren, da möch­ten wir, dass er unse­ren eige­nen Vor­stel­lun­gen ent­spricht. Aber genau das tut er nicht.

Des­we­gen soll­ten auch wir damit anfan­gen, barm­her­zig mit­ein­an­der umzu­ge­hen und Men­schen wie­der das geben, was sie brau­chen: Lie­be, Zunei­gung, Wärme …

Manch­mal den­ke ich mir: „Hof­fent­lich geht Gott nie so mit uns um, wie wir oft mit ande­ren umgehen.“

Ich wün­sche Ihnen mit mei­nen heu­ti­gen Gedan­ken in all den vie­len Begeg­nun­gen, die Sie haben wer­den, immer Men­schen, die Sie schät­zen und wert­schät­zen, Men­schen die Sie so anneh­men, wie Sie sind und Ihnen allen die Zunei­gung geben, die Sie alle brau­chen; aber auch den Mut, selbst so mit ande­ren umzugehen.

Wir könn­ten so unser Umfeld ein biss­chen mensch­li­cher machen!

Einen guten Sonn­tag und pas­sen Sie gut auf sich auf.

Ihr Klaus Weigand