Kei­ne ein­stim­mi­ge Ent­schei­dung: Der Markt­ge­mein­de­rat Egloff­stein beschließt die Freibadsanierung

Egloffstein: Der Marktgemeinderat diskutierte über die Freibadsanierung Januar 2023
Zur entscheidenden Marktgemeinderatssitzung im Mehrzweckhaus von Affalterthal kamen 60 Bürgerinnen und Bürger. Foto: Thomas Weichert

Markt­ge­mein­de­rat Egloff­stein: Kon­tro­ver­sen um Freibadsanierung

von Tho­mas Weichert

Egloffstein: Der Marktgemeinderat diskutierte über die Freibadsanierung Januar 2023

Das Frei­bad in Egloff­stein erhält ein Schwimm­becken aus Edel­stahl. Zudem kann das Was­ser beheizt wer­den. Foto: Tho­mas Weichert

Nach dem Markt Wie­sent­tal hat nun auch der Markt Egloff­stein den Weg für die Sanie­rung sei­nes Frei­bads frei­ge­macht. Zur ent­schei­den­den Markt­ge­mein­de­rats­sit­zung im Mehr­zweck­haus von Affal­ter­thal kamen 60 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die mei­sten vom För­der­ver­ein Frei­bad, der offen­siv Wer­bung gemacht hat­te, an der Sit­zung teil­zu­neh­men. Ein­stim­mig fiel die Ent­schei­dung jedoch nicht aus, Bür­ger­mei­ster Ste­fan Förtsch (CSU) zu bevoll­mäch­ti­gen, die ein­zel­nen Archi­tek­ten- und Inge­nieur­ver­trä­ge nach bau­fach­li­cher Prü­fung durch die Lan­des­bau­di­rek­ti­on zu beauf­tra­gen. Drit­ter Bür­ger­mei­ster Gün­ter Pol­ster (WEU), Mela­nie Reichold (FWA) und Horst Vogel (BHH) ver­wei­ger­ten ihre Zustimmung.

Bäder­ar­chi­tekt Sepp Kraut­lo­her, der auch die Frei­bä­der in Streit­berg und Grä­fen­berg plant, sprach von Syn­er­gie­ef­fek­ten, weil man drei glei­che Ein­rich­tun­gen schaf­fe. Was in allen drei Bädern gleich sein wird, sind die Schwimm­becken aus Edel­stahl. Wenn auch in unter­schied­li­chen Grö­ßen. Das Frei­bad in Egloff­stein ist das Ein­zi­ge der drei Bäder, des­sen Was­ser beheizt wer­den kann. Ob die Bade­was­ser­hei­zung dann tat­säch­lich in Betrieb geht, bleibt für Bür­ger­mei­ster Förtsch noch dahin­ge­stellt. Das Becken in Egloff­stein wird klei­ner und hat dann nur noch eine Was­ser­flä­che von 350 Qua­drat­me­tern. Es pas­sen vier Kurz­bah­nen mit 17 Meter Län­ge hin­ein und ein Nicht­schwim­mer­be­reich. Das Becken selbst wird näher in den Hang­be­reich nach Osten ver­scho­ben. Gleich in allen drei Bädern soll auch die Fil­ter­an­la­ge sein. Nicht mehr mit Chlor­gas, wie bis­her in Egloff­stein, son­dern mit Chlor­gra­nu­lat. Inner­halb von drei Stun­den muss das Bade­was­ser nach neu­stem Stan­dard kom­plett umge­wälzt sein.

Kraut­lo­her sprach von einem gro­ßen Ener­gie­ver­brauch für die Pumpen

Der Strom dafür soll aber im Bad selbst durch Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen erzeugt wer­den. Auch für die Bade­was­se­r­er­wär­mung. Manu­el Vogel (UGL) hielt die 12.000 Euro, die dafür vor­ge­se­hen sind, für zu wenig. „Wir soll­ten über­le­gen ob wir die PV-Anla­ge nicht grö­ßer machen“, so Vogel. Auch das Kin­der­plansch­becken wird attrak­ti­ver, bleibt aber an der glei­chen Stel­le. An den Bestands­ge­bäu­den sind eben­falls umfang­rei­che Umbau­maß­nah­men vor­ge­se­hen. Die Bade­auf­sicht zieht näher ans Was­ser, dort­hin, wo bis­her der Kiosk war. Ein neu­er Kiosk ent­steht am Ein­gangs­be­reich, der dann mög­li­cher­wei­se ganz­jäh­rig geöff­net hat. Davor soll es einen klei­nen Bier­gar­ten geben. Die Umklei­de­ka­bi­nen wer­den redu­ziert, dafür wer­den zwei bis drei Umklei­de-Pavil­lons auf der Lie­ge­wie­se auf­ge­stellt. Aus den Durch­schrei­te­becken wer­den Duschmulden.

Ob man in allen drei Bädern ein ein­heit­li­ches Kas­sen­sy­stem mit Kas­sen­au­to­ma­ten anschafft, ist noch nicht sicher. „Dies muss jeder für sich selbst ent­schei­den“, so der Pla­ner. Auf den neu­sten Stand gebracht wer­den muss auch das Sani­tär­ge­bäu­de. Es muss zudem bar­rie­re­frei sein. Gün­ter Pol­ster, der auch Bau­hof­lei­ter ist, war dafür das alte Sani­tär­ge­bäu­de ganz weg­zu­rei­ßen und ein neu­es mit Stän­der­bau­wei­se hin­zu­stel­len. Die Kosten­kal­ku­la­ti­on von 71.000 Euro für die Sanie­rung des Sani­tär­ge­bäu­des erscheint ihm zu gering. Kei­nen Sinn mache es auch, die alten Holz­tü­ren zu sanie­ren. Wei­ter­hin sei das „Was­ser­pro­blem“ nicht gelöst. Müs­se man das Bad mit Trink­was­ser fül­len, weil man die eige­ne Quel­le nicht nut­zen kann, wird es teu­rer. Hin­zu kom­me noch, dass der Wald angrenzt. „Hier ist ein Sicher­heits­be­reich frei­zu­hal­ten“, so Pol­ster, der die Gesamt­ko­sten min­de­stens 500.000 Euro höher schätzt als die aktu­el­le Kosten­schät­zung von rund 2,6 Mil­lio­nen Euro, die sich im Ver­gleich zur ursprüng­li­chen Kosten­schät­zung bereits um 463.000 Euro erhöht hatte.

Die Fest­be­trags­för­de­rung des Bun­des liegt ins­ge­samt für alle drei Bäder bei rund 3,8 Mil­lio­nen Euro. Egloff­stein kann dem­nach knapp 1,3 Mil­lio­nen Euro an För­der­mit­teln erwar­ten. Bei 2,6 Mil­lio­nen Euro wäre dies ein Eigen­an­teil von 1,3 Mil­lio­nen Euro, wird es eine hal­be Mil­lio­nen Euro teu­rer, sind es 1,8 Mil­lio­nen Euro. „Ich bin nicht gegen das Frei­bad“, beton­te Gün­ter Pol­ster. Er wol­le nur eine rea­li­sti­sche Kosten­schät­zung. „Ich will das Bad auch, habe aber nicht den Über­blick“, so Mela­nie Reichold. „Sind wir denn noch liqui­de, wenn wir das machen?“, woll­te sie wissen.

Laut Bür­ger­mei­ster Förtsch wer­de die Gemein­de im Bereich der frei­wil­li­gen Lei­stun­gen dann Abstri­che machen müs­sen. „Nicht mehr jede Anlie­ger­stra­ße wer­den wir ohne Betei­li­gung der Bür­ger asphal­tie­ren kön­nen“, so Förtsch. Da das Bad auch eine frei­wil­li­ge Lei­stung ist, könn­te dies noch ein schwie­ri­ger Punkt wer­den. „Weil wir nicht auf Rosen gebet­tet sind“, so der Bür­ger­mei­ster. Ein Gespräch mit Land­rat Her­mann Ulm (CSU) und dem Juri­sten im Land­rats­amt ste­he dazu noch aus. „Das macht aber erst Sinn, wenn alle drei Kom­mu­nen die ent­spre­chen­den Beschlüs­se gefasst haben“, so Förtsch. Der Beschluss der Stadt Grä­fen­berg steht noch aus.

In Grä­fen­berg wird inzwi­schen über­legt, noch eine Kosten­be­rech­nung für eine klei­ne­re Bad­va­ri­an­te ein­zu­ho­len. „Ich bin beein­druckt, das heu­te so vie­le Leu­te gekom­men sind“, stell­te Fio­na Porisch (UGL) fest. Es sei zwar eine frei­wil­li­ge Lei­stung, die sehr viel Geld kostet, aber eine gro­ße Band­brei­te abdeckt. „Ins­ge­samt kön­nen wir für vie­le Leu­te etwas Gutes tun“, so Porisch. Manu­el Vogel hielt den Zeit­plan für sehr sport­lich. „Ist es rea­li­stisch, dass wir im Sep­tem­ber mit dem Bau begin­nen“, woll­te er wis­sen. „So sieht es der Bau­zei­ten­plan vor“, gab im Förtsch zurück. Wie Zwei­ter Bür­ger­mei­ster Niko­laus Thä­ter (UGL) vor­rech­ne­te, müs­se der Markt bei einer Dar­le­hens­sum­me von 1,5 Mil­lio­nen Euro die näch­sten 20 Jah­re pro Jahr 120.000 Euro zurück­zah­len. Hin­zu kom­men laut Kraut­lo­her noch jähr­li­che Betriebs­ko­sten von 40.000 bis 50.000 Euro. „Jedes Bad ist eine defi­zi­tä­re Anla­ge für jede Kom­mu­ne“, so der Pla­ner. Laut Thä­ter fuhr das alte Bad pro Jahr 80.000 Euro Mie­se ein. „Die­se Kul­tur­ein­rich­tung ist das Aus­hän­ge­schild der Gemein­de. Was hat Egloff­stein noch, wenn es das Frei­bad nicht mehr hat“, so Sil­via Bie­ger (BHH), die damit Applaus aus dem Publi­kum erntete.