Ein­zig­ar­ti­ger Brauch in der Pfar­rei Wich­sen­stein: Die Erhardi-Brötchen

Wichsensteiner Erhardi-Brötchen © Thomas Weichert
Wichsensteiner Erhardi-Brötchen © Thomas Weichert

Mit dem Fest der Tau­fe des Herrn schließt nach dem römisch-katho­li­schen Lit­ur­gie-Kalen­der der Weih­nachts­fest­kreis. In die­sem Jahr woll­te es der Kalen­der so, dass auch der Gedenk­tag des hei­li­gen Erhard am 8. Janu­ar, des Patrons der Kir­che in Wich­sen­stein, auf den glei­chen Tag fiel. So folg­te zwar der Got­tes­dienst der Fest­tags­lit­ur­gie der Tau­fe des Herrn, mit den bei­den gesun­ge­nen Lie­dern über das Leben des hei­li­gen Erhard wur­de aber auch des Kir­chen­pa­trons gedacht.

Mit dem Patro­nats­fest ist in Wich­sen­stein der uralte Brauch ver­bun­den, dass Erhar­di-Bröt­chen gebacken und an die Gläu­bi­gen ver­teilt wer­den. „Wir geben Ihnen die Erhar­di-Bröt­chen. Geben Sie uns dafür etwas für Ihre Kir­che, freu­en wir uns und sind dank­bar,“ kün­dig­te der Göß­wein­stei­ner Pfarr­vi­kar Pater Laza­rus Zukow­ski die Ver­tei­lung der Erhar­di-Bröt­chen an. Natür­lich wur­den die­se vor­her mit dem Segen Got­tes versehen.

Die Erhar­di-Bröt­chen sind ein sehr har­tes Gebäck, bestehend aus Mehl und Was­ser, von der Grö­ße eines 2‑Eu­ro-Geld­stücks. Auf jedem Gebäck­stück wird das Sie­gel der Pfar­rei Wich­sen­stein geprägt. Die Stem­pel dafür sind wohl eben­so alt wie der Brauch und wer­den des­halb wie der eige­ne Aug­ap­fel gehü­tet. 8.000 Bröt­chen wur­den in die­sem Jahr von zehn Hel­fe­rin­nen und Hel­fern gebacken und in Tüt­chen mit jeweils 25 Stück ver­packt. Die Orga­ni­sa­ti­on lag auch in die­sem Jahr wie­der beim stell­ver­tre­ten­den Pfarr­ge­mein­de­rats­vor­sit­zen­den Joa­chim Rop­pelt. Er zeig­te sich erleich­tert: „Mit der Bäcke­rei Löw in Hagen­bach haben wir gott­sei­dank eine neue Bäcke­rei gefun­den. 50 Jah­re lang hat­te die Mog­ga­ster Bäcke­rei Spon­sel gebacken. Als die­se ihren Betrieb schloss, hat­te ich schon befürch­tet, dass der Brauch nicht wei­ter­ge­hen könnte.“

Der hei­li­ge Erhard leb­te wohl um das Jahr 700 und stamm­te aus Süd­frank­reich. Als Wan­der­mönch war er auch im Elsass unter­wegs, wo er der Legen­de nach Odi­lia, die Toch­ter des Her­zogs tauf­te und hier­durch der Blind­ge­bo­re­nen neben dem Licht des Glau­bens auch das Augen­licht geschenkt wur­de. Als Äbtis­sin wur­de auch Otti­lie eine Hei­li­ge. Ihr ist die Kir­che in Ker­s­bach geweiht und auch in der Basi­li­ka in Göß­wein­stein ist sie figür­lich dar­ge­stellt. Der Weg führ­te Erhard wei­ter nach Regens­burg, wo er um 715 oder 717 ver­starb und bei­gesetzt wur­de. Der hei­li­ge Erhard wird des­halb meist im Bischofs­or­nat mit einem Buch und zwei dar­auf lie­gen­den Augen dar­ge­stellt. Er wird als Hel­fer gegen Kopf­schmer­zen und Augen­lei­den angerufen.

Die Erhar­di-Bröt­chen sol­len gegen Hals­schmerz und Augen­lei­den hel­fen. Aller­dings genügt hier­für nicht nur deren Ver­zehr, son­dern für die Zeit des Auf­wei­chens im Mund soll­te min­de­stens ein „Vater unser“ gebe­tet wer­den. Gera­de durch die Anru­fung „Dein Wil­le gesche­he“ wird aber auch zum Aus­druck gebracht, dass sich die Gläu­bi­gen Got­tes Wil­len anvertrauen.