Sonn­tags­ge­dan­ken: Der Mes­si­as zu Besuch?

Symbolbild Religion

Lie­be Freunde,

Stel­len Sie sich ein­mal vor, nicht der Papst, son­dern der Mes­si­as, Jesus sel­ber wür­de zu uns zu Besuch kom­men! Was wäre das für eine groß­ar­ti­ge Sache? Nicht nur Mini­ster­prä­si­den­ten wür­den da als Ehren­gä­ste ein­ge­la­den, bestimmt auch die gan­ze Bun­des­re­gie­rung mit unse­rem Bun­des­prä­si­den­ten. Und die Men­schen­mas­se, die kom­men wür­de, um ihn zu sehen, wäre wahr­schein­lich unzählbar.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Alle wären vol­ler Span­nung, bis er dann käme, der Mes­si­as. Und der, der wür­de nicht am Staats­emp­fang teil­neh­men, son­dern der wür­de in die Bahn­hof­vier­tel unse­rer Städ­te gehen, an die Stadt­rän­der, dort wo die Men­schen leben, mit denen kei­ner etwas zu tun haben möch­te. Was wür­den Sie dazu sagen? Wür­den Sie das zulas­sen? Könn­ten Sie das verstehen?

Als Jesus zu Johan­nes kam, um sich tau­fen zu las­sen und sich damit in die Rei­he der Sün­der ein­reih­te, woll­te das Johan­nes nicht zulas­sen. Der Mes­si­as gehört doch weder auf die Sei­te der Sün­der, noch auf die Sei­te der Armen.

Aber genau das tut er.

Und ich bin sicher, wenn er heu­te kom­men wür­de, er wür­de es auch tun. Bestimmt wür­den ihm eini­ge in unse­ren Kir­chen ver­bie­ten, mit Aus­ge­tre­te­nen, mit Geschie­de­nen und Wie­der­ver­hei­ra­te­ten, mit Homo­se­xu­el­len zu reden und Mahl zu fei­ern. Aber genau das wür­de er tun. Genau das. Und des­we­gen wür­de vie­le den Kopf schüt­teln: „Nein, das darf doch so nicht sein!“
Und doch wür­de die­sem Jesus, der sich auf die Sei­te der Armen, Schwa­chen, Sün­der und Aus­ge­grenz­ten gestellt hat, von Gott bestä­tigt: „Dies ist mein gelieb­ter Sohn, an dem ich Gefal­len gefun­den habe!“
Doch wenn ich mir so man­che Bei­spie­le in der Pra­xis anschaue, dann sind wir noch weit von dem ent­fernt, was Jesus getan hat.

Ich glau­be, dass unser Gott heu­te noch immer nicht so ganz ver­stan­den wird. Er hat nichts mit eli­tä­ren Krei­sen zu tun oder gar mit Macht, son­dern ist auf der Sei­te der Men­schen, der Armen und Schwa­chen zu finden.

Wer das Evan­ge­li­um ernst nimmt, der muss daher – den­ke ich – auch bereit sein, die eige­nen Vor­stel­lun­gen, die Bräu­che und Vor­schrif­ten und die Über­lie­fe­run­gen und Tra­di­tio­nen immer wie­der auf das hin abzu­klop­fen, was im Lau­fe der Zeit ein­fach hin­zu gewach­sen ist, was an Über­la­ge­run­gen den eigent­li­chen Kern des gött­li­chen Wil­lens ver­dun­kelt und was mensch­li­cher Ord­nung, aber kei­nes­falls Got­tes Gebot entspricht.

Auch das ist für mich Auf­trag des Evangeliums.

Denn wenn wir es nicht tun, dann könn­te es uns sehr leicht pas­sie­ren, dass auch wir Gott am Ende vor­schrei­ben wol­len, was er zu tun und was er gefäl­ligst zu las­sen habe. Das aber wäre, als ob wir ihm dann sagen woll­ten, dass nicht sein, son­dern unser Wil­le zu gesche­he habe. Da aber, und das macht er im Evan­ge­li­um sehr deut­lich, da aber macht Gott dann ganz sicher nicht mit.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen