Umwelt­mi­ni­ster Glau­ber: „Streu­obst­wie­sen sind Hot­spots der Biodiversität“

Thorsten Glauber
Thorsten Glauber

2 Groß­pro­jek­te in Ober­fran­ken starten

In Ober­fran­ken star­ten zum Jah­res­be­ginn 2023 die ersten zwei gro­ßen Umset­zungs­pro­jek­te für den Baye­ri­schen Streu­obst­pakt. Bay­erns Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber (Freie Wäh­ler, Pinz­berg) beton­te dazu heu­te in Mün­chen: „Streu­obst­wie­sen sind in Bay­ern eine tra­di­tio­nel­le Form des Obst­an­baus mit gro­ßer Bedeu­tung für die Kul­tur­land­schaft und die Bio­di­ver­si­tät. In ganz Bay­ern wer­den im Rah­men des Baye­ri­schen Streu­obst­pak­tes bis 2035 auf umge­rech­net knapp 17.000 Fuß­ball­fel­dern Streu­obst­wie­sen ent­ste­hen. Für die Pro­jek­te in den Land­krei­sen Bam­berg und Bay­reuth stel­len wir 850.000 Euro zur Ver­fü­gung.“ Im Rah­men der Pro­jek­te des Land­schafts­pfle­ge­ver­ban­des Frän­ki­sche Schweiz und des Land­schafts­pfle­ge­ver­ban­des Bam­berg wer­den mehr als 1.500 Obst­bäu­me gepflanzt und gepflegt. Auch öko­lo­gisch viel­fäl­ti­ge Streu­obst­wie­sen wer­den wie­der bewirt­schaf­tet. Damit wird ihr ein­ma­li­ger Wert für Kul­tur­land­schaft und Arten­viel­falt erhal­ten. Die Pro­jekt­ge­bie­te, der Land­kreis Bam­berg und der süd­west­li­che Land­kreis Bay­reuth, gehö­ren zu den Gebie­ten mit tra­di­tio­nell star­kem Streu­obst-Bestand, ins­be­son­de­re in der Nähe von Sied­lun­gen, aber auch in der Land­schaft und ent­lang von Stra­ßen und Wegen.

Das Pro­jekt „Streu­obst im süd­west­li­chen Land­kreis Bay­reuth 2023 bis 2026“ setzt einen Schwer­punkt auf Obstbaumschnitt‑, Sen­sen- und Ver­ed­lungs­kur­se und schult kom­mu­na­le Bau­hof­mit­ar­bei­ter. Basie­rend auf der vor­han­de­nen Streu­obst­kar­tie­rung wer­den alte Obst­bäu­me wie­der gepflegt und neue Bäu­me gepflanzt. Part­ner des Pro­jekts sind dabei sowohl Grund­schu­len als auch die Erwach­se­nen­bil­dung und pri­va­te Streuwiesenbesitzer.

Außer­dem wer­den spe­zi­el­le Pfle­ge­kon­zep­te für beson­ders wert­vol­le Streu­obst­flä­chen erstellt und die Netz­werk­ar­beit mit ande­ren Ver­bän­den und Initia­ti­ven sowie Behör­den im Bereich Streu­obst in der Regi­on aus­ge­baut. Die Bera­tung zur Ent­wick­lung der regio­na­len Ver­mark­tung von Streu­obst­pro­duk­ten ist eben­falls Bestand­teil des Projekts.

Das Pro­jekt „Land­kreis Bam­berg: Streu­obst hat hier Tra­di­ti­on“ hat das Ziel, die bestehen­den Streu­obst­be­stän­de im Land­kreis Bam­berg zu sichern und neue Streu­obst­wie­sen und ‑äcker anzu­le­gen. Die Pflan­zung von Obst­bäu­men auf Äckern hat Pilot­cha­rak­ter. Frü­her war es eine gän­gi­ge Form der Dop­pel­nut­zung, heu­te fin­det man jedoch so gut wie kei­ne Streu­ob­stäcker mehr im Land­kreis Bam­berg. Hier setzt das Pro­jekt an und infor­miert, unter­stützt und för­dert Flä­chen­ei­gen­tü­mer und ‑bewirt­schaf­ter bei der Pflan­zung von Obst­bäu­men auf Äckern.

Ein wei­te­rer Schwer­punkt auch die­ses Pro­jekts ist die Schu­lung von Eigen­tü­mern, Flä­chen­nut­zern und gemeind­li­chen Bau­hof­mit­ar­bei­tern im fach­ge­rech­ten Obst­baum­schnitt. In der Bera­tung zur Neu­an­la­ge von Streu­obst­wie­sen wer­den im Rah­men des Pro­jekts zudem alter­na­ti­ve Arten wie Ess­ka­sta­nie, Spei­er­ling und Wild­kir­sche berück­sich­tigt. Gezielt sol­len auch die Bedürf­nis­se von Vogel­ar­ten wie Stein­kauz, Wie­de­hopf und Wen­de­hals berück­sich­tigt und ent­spre­chen­de Nist­hil­fen instal­liert wer­den. Durch Kar­tie­run­gen von Wild­bie­nen, Vögeln und bestimm­ten Käfern auf Streu­obst­wie­sen und ‑äckern kön­nen Infor­ma­tio­nen gewon­nen und die Ergeb­nis­se bei zukünf­ti­gen Maß­nah­men berück­sich­tigt werden.

Über 2.000 Obst­sor­ten wer­den in Bay­ern als Streu­obst ange­baut. Streu­obst­be­stän­de zäh­len zu den arten­reich­sten Lebens­räu­men in Mit­tel­eu­ro­pa: Rund 5.000 Tier- und Pflan­zen­ar­ten leben dort. Die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung hat im Okto­ber 2021 den „Baye­ri­schen Streu­obst­pakt“ zusam­men mit zahl­rei­chen Ver­bän­den unter­zeich­net. Ziel ist, den der­zei­ti­gen Streu­obst­be­stand in Bay­ern zu erhal­ten sowie eine Mil­li­on Streu­obst­bäu­me neu zu pflan­zen. Die Streu­obst­be­stän­de sind akut gefähr­det: Seit 1965 sind 70 Pro­zent der Streu­obst­be­stän­de in Bay­ern ver­schwun­den. Die Staats­re­gie­rung will die Umset­zung des Baye­ri­schen Streu­obst­pak­tes bis 2035 mit ins­ge­samt über 600 Mil­lio­nen Euro unterstützen.

Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen gibt es unter Der Baye­ri­sche Streu­obst­pakt (bay​ern​.de)