Weih­nach­ten in der sakra­len Mit­te der Frän­ki­schen Schweiz

Die Basilika in Gößweinstein
Die Basilika in Gößweinstein

Die fest­li­chen Got­tes­dien­ste an den Weih­nachts­fei­er­ta­gen in der Basi­li­ka zur Hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit zu Göß­wein­stein zie­hen alle Jah­re vie­le Gläu­bi­ge in die „Sakra­le Mit­te der Frän­ki­schen Schweiz“. „Die­se Nacht hat etwas Beson­de­res, da wir zurück­keh­ren in die hei­le Welt unse­rer Kind­heit“, begrüß­te Pfar­rer Pater Lud­wig Mazur die Got­tes­dienst­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer zur Christ­met­te am Hei­li­gen Abend. Die Welt sei aber alles ande­re als heil, daher brau­chen wir den Glanz und die Bot­schaft des Engels: Fürch­tet euch nicht!

Christmette in Gößweinstein. Foto: Thomas Weichert

Christ­met­te in Göß­wein­stein. Foto: Tho­mas Weichert

In sei­ner Weih­nachts­pre­digt warf Pater Lud­wig die wohl drei wich­tig­sten Fra­gen auf, die sich vie­le Men­schen bei uns im Zusam­men­hang mit dem Weih­nachts­fest stel­len: Was schen­ke ich und wo kann ich es kau­fen? Was essen wir und in wel­che Gast­wirt­schaft kön­nen wir gehen? Was machen wir an Weih­nach­ten – Ver­rei­sen wir oder fei­ern wir zuhau­se? Das Weih­nachts­fest sei weit­ge­hend ver­welt­licht. Außer­ge­wöhn­lich sei dies jedoch nicht. Auch den Anfän­gen des Weih­nachts­fests lag wohl das Fest des „Sol Invic­tus“, der unbe­sieg­ba­ren Son­ne, im römi­schen Reich zugrun­de. Die Chri­sten sahen jedoch in die­sem Fest Chri­stus als die wah­re Son­ne, als das wah­re Licht der Men­schen. Pater Lud­wig bezeich­ne­te es des­halb auch als die Auf­ga­be der heu­ti­gen Chri­sten Weih­nach­ten „gegen den Strom des Zeit­geists“ zu fei­ern. Nicht der Umsatz habe das letz­te Wort, son­dern Got­tes Güte. Mit Jesus sei Einer voll Güte und Herz­lich­keit in die­se Welt gekom­men, der auch die Armen und Schwa­chen, die Kran­ken und Betrüb­ten, die Lei­den­den und Ver­ges­se­nen mit­kom­men lässt. „Mit der Geburt Jesu ist eine Zeit der Güte aus­ge­ru­fen. Dies ist die Bot­schaft von Weih­nach­ten. Nach Beth­le­hem geht es nur gegen den Strom, dafür aber zur Quel­le“, appel­lier­te Pater Ludwig.

Die Lesung aus dem Buch Jesa­ja, die Geschich­te vom klei­nen Engel, der ein Mensch sein woll­te, und eine Medi­ta­ti­on über Weih­nach­ten trug Hei­di Hoff­mann vor, die Anru­fun­gen zum Kyrie elei­son und die Für­bit­ten Maria Schrü­fer. Die musi­ka­li­sche Gestal­tung an der Orgel lag in den Hän­den von Georg Schäff­ner, der gemein­sam mit sei­ner Toch­ter Julia Bogner auch gesang­lich die fei­er­li­che Stim­mung verstärkte.

Die Mis­sa Bre­vis in B‑Dur von Joseph Haydn begei­ster­te am 2. Weih­nachts­fei­er­tag die Got­tes­dienst­teil­neh­mer. Die musi­ka­li­sche Gesamt­lei­tung des Chors und Orche­sters der Basi­li­ka Göß­wein­stein hat­te eben­falls Georg Schäff­ner. Als Soli­sten glänz­ten Susan­ne Dall­ham­mer (Sopran), Julia Bogner (Alt), Klaus Blank (Tenor) und Tho­mas Höhn (Bass). Bemer­kens­wert war hier­bei, dass Klaus Blank aus Tüchers­feld zum ersten Mal den Part als Tenor­so­list gleich sou­ve­rän meisterte.

Als Trom­pe­ten­so­li­sten fun­gier­ten Han­si Hof­mann und Moritz Görg. Pater Lud­wig dank­te „den Engeln auf der Orgel­em­po­re“ für die fest­li­che Musik

Christmette in Gößweinstein. Foto: Thomas Weichert

Christ­met­te in Göß­wein­stein. Foto: Tho­mas Weichert

Pfar­rer Mazur OFM wid­me­te den Got­tes­dienst am 2. Weih­nachts­fei­er­tag, dem Gedenk­tag des ersten Mär­ty­rers Ste­pha­nus, beson­ders dem Gebet für die ver­folg­ten Chri­sten von heu­te. Die­ses Geden­ken rei­ße die Chri­sten hier­zu­lan­de aus ihrer Weih­nachts­fei­er­lau­ne. Daher stell­te er auch die Fra­ge in den Raum, wes­halb an die­sem Tag des Todes von Ste­pha­nus gedacht wer­de. „Unse­re Art Weih­nach­ten zu fei­ern, hat den Blick auf den lei­den­den Jesus ver­stellt“, warf Pater Lud­wig schon einen Blick auf Lei­den und Ster­ben Jesu vor­aus. Auch heu­te gebe es Kin­der­sol­da­ten, Kin­des­miss­brauch, hun­gern­de und unter Krie­gen lei­den­de Kin­der. Besteht daher kein Grund zur Weih­nachts­freu­de? Hat sich seit 2000 Jah­ren nichts ver­än­dert? Ist Jesus gar umsonst gebo­ren? Sei­ne Ant­wort auf die­se pro­vo­kan­ten Fra­gen lag in der Betrach­tung des gan­zen Lebens von Jesus. Weih­nach­ten sei daher nicht Ende, son­dern Anfang. Zum Weih­nachts­glau­ben gehö­re auch der Oster­glau­ben. Ste­pha­nus habe die­sen Glau­ben mit dem Leben bezahlt. Doch die­se Geschich­te zei­ge, wie aus einer Todes­ver­ach­tung eine glü­hen­de Über­zeu­gung wer­den kann. Wie aus einem Ver­fol­ger Sau­lus ein Beken­ner Pau­lus wer­den kann, der für sei­nen Glau­ben selbst in den Tod ging. Bei Gott ist kein Ding unmög­lich. „Jesus ist bei Allen, auch und beson­ders im tief­sten Leid. Das ist doch ein guter Grund zum Fei­ern“, zeig­te sich Pater Lud­wig zuversichtlich.

Die Lesung von der Stei­ni­gung des Ste­pha­nus aus der Apo­stel­ge­schich­te, die Für­bit­ten und die Medi­ta­ti­on „Wenn ich Ste­pha­nus hie­ße“ trug Bar­ba­ra Wei­ßen­ber­ger vor. Nach einer Auf­zäh­lung allen tugend­haf­ten Han­delns des Ste­pha­nus schloss die Medi­ta­ti­on mit „ach, wie gut, dass jeder weiß, dass ich doch nicht Ste­pha­nus heiß“. Pater Lud­wig griff dies auf und frag­te, ein biss­chen Ste­pha­nus hei­ßen wir doch alle? Am Ende des Got­tes­dien­stes fand noch die Seg­nung der Kin­der statt. Alle Kin­der erhiel­ten dar­an anschlie­ßend noch eine klei­ne Süßig­keit von Pater Ludwig.