Das erste Wirts­haus­le­sen auf Burg Wai­schen­feld bot einen lusti­gen und abwechs­lungs­rei­chen Mundart-Abend

Das erste Wirtshauslesen auf Burg Waischenfeld bot einen lustigen und äußerst erfolgreichen Mundart-Abend Dezember 2023
Initiatorin Rosi Zita am Lesepult. Foto: Thomas Weichert

Erster hei­te­rer frän­ki­scher Lese­abend auf Burg Wai­schen­feld ein vol­ler Erfolg

von Tho­mas Weichert

Das erste Wirtshauslesen auf Burg Waischenfeld bot einen lustigen und äußerst erfolgreichen Mundart-Abend Dezember 2023

Im Bild von links: Rosi Zita, Toni Adel­hardt, Wal­ter Tau­send­pfund und Musi­kant Franz Zwo­sta. Foto: Tho­mas Weichert

Viel zu lachen hat­ten die exakt 108 Gäste beim ersten Wirts­haus­le­sen im prop­pen­vol­lem Saal der Burg Wai­schen­feld unter dem Mot­to: „Sogt wos – is nix, sogst nix – is aa nix.“ „Mit so vie­len Leu­ten habe ich nicht gerech­net“, bekann­te Rosi Zita, die die Idee für ein Wirts­haus­le­sen schon vor Coro­na hat­te und die nun bei der 50-Jahr­fei­er der Burg­mad­la wie­der aktu­ell wurde.

„Gsogt“ hat dann nicht nur die Rosi was an die­sem lusti­gem Abend in bester frän­ki­scher Mund­art, son­dern auch der Peg­nit­zer Mund­art­dich­ter Wal­ter Tau­send­pfund, der eini­ge sei­ner „Gedicht­la und Gschicht­la“ zum Besten gab und der Schirm­herr der 900-Jahr­fei­er Anton Adel­hardt, der lusti­ge Epi­so­den aus sei­nem Buch „Das Wirts­haus in Zeu­bach“ vor­trug, aus dem er selbst her­aus stammt. Was vie­le bis­her gar nicht wuss­ten: „Der Toni ist auch Kri­mi­au­tor“, wie die Rosi bekannt gab. In der Tat hat der pen­sio­nier­te Mini­ste­ri­al­di­rek­tor des Land­wirt­schafts­mi­ni­ste­ri­ums den Sonn­tags­mord von Kugel­au aus dem Jahr 1920, der bis heu­te ein unge­klär­ter Kri­mi­nal­fall ist, zum Anlass genom­men dar­aus einen histo­ri­schen Kri­mi zu stricken, der inzwi­schen auch als Buch erschie­nen ist. Anson­sten spielt der Toni die Orgel in der Stadt­pfarr­kir­che, genießt das her­vor­ra­gen­de hei­mi­sche Bier und die Brat­wür­ste und spielt mit sei­ner Eli­sa­beth Schaf­kopf im Kult­wirts­haus Heckel-Bräu.

Das erste Wirtshauslesen auf Burg Waischenfeld bot einen lustigen und äußerst erfolgreichen Mundart-Abend Dezember 2023

Voll bestetzt war der Saal der Burg Wai­schen­feld. Foto: Tho­mas Weichert

Brat­wür­ste, die es frü­her nur zu beson­de­ren Anläs­sen wie Hoch­zei­ten oder Tau­fen gab, gab es auf der Burg in Form von „Sau­ren Zip­feln“ nicht nur auf dem Tel­ler, son­dern in man­chen Erin­ne­run­gen. Die Rosi ließ in ihren Erin­ne­run­gen alte „Wösch­af­öl­der Ori­gi­na­le“ wie den Boders Michl, den Kraußn Richard oder den Eckerts Hans zu Wort kom­men. Der Boders Michl, der per­fekt Fran­zö­sisch konn­te, weil er in fran­zö­si­scher Gefan­gen­schaft war, hat­te Wai­schen­feld mit einem wei­ßen Betttuch vor dem Beschuss der anrücken­den Ame­ri­ka­ner am Ende des Zwei­ten Welt­kriegs geret­tet. Weil er eben Fran­zö­sisch konn­te, die Amis aber nicht.

Ein begna­de­ter Foto­graf war der Hagers Kas­par. „Mei­stens wor oba sei eige­ner Nosn auf Bild drauf“, wuss­te die Rosi, die sich auch noch an die Grup­pe 48 in der Pul­ver­müh­le erin­nern konn­te, bei deren Tagung sie als Kind dabei war und an den Fleisch­be­schau­er von der „Pul­ver­mühl“ und ihren Onkel den „Pul­ver Kas­per“, der bes­ser dich­ten konn­te wie Gün­ter Grass. Ein Bei­spiel: „Es ist nicht nur schön, wo die Zitro­nen blühn, son­dern auch, wo die Kar­tof­feln blühn“, soll der Kas­per den berühm­ten Schrift­stel­lern damals mit auf den Weg gege­ben haben.

Bewun­dert hat die Rosi auch die Bal­bi­na, die wie kei­ne ande­re Fen­ster ein­kit­ten konn­te. „Glernt is eben glernt.“ Und die „Milch­halln“ war des Inter­net der 50iger Jah­re. An der Sam­mel­milch­stel­le erfolg­te die Daten­über­tra­gung in Lichtgeschwindigkeit.

Für Wal­ter aus Peg­nitz war Vor­sicht ange­bracht. „Eiched­lich wolld iich ja nix mehr soogn“, mein­te der lang­jäh­ri­ge Chef­re­dak­teur der FSV-Ver­eins­zeit­schrift, dann sag­te er aber doch was. Über frän­ki­sche Pro­blem­lö­sun­gen, das Kar­deln, den Quadschkobf bis hin zum Strei­ten. Und vor allem über die Lie­be, von der schwie­ri­gen über die quadschhaf­te bis zur abge­klär­ten. Und zum, wenn auch nur, rhe­to­ri­schen Fremd­ge­hen. Wie sagt der klu­ge Schwei­ger doch: „Nix gsachd, ist gnouch gsachd.“

Der Toni las aus sei­nem Büch­lein aus den Kapi­teln „Glau­be, Kir­che Geist­lich­keit“ und „Acker­bau und Vieh­zucht“ ein paar beson­ders lusti­ge Bege­ben­hei­ten vom „Zeu­bier Stamm­tisch“ vor. Zum Bei­spiel vom Schorsch, der auf dem Bau neben dem Bay­reu­ther Gefäng­nis gear­bei­tet hat­te und den Straf­ge­fan­ge­nen­chor „O Maria hilf“ sin­gen hör­te. Da rief er so laut er konn­te über die Gefäng­nis­mau­er: „Nix Maria hilf! Scheißn solls euch wos, euch Lum­pen!“. Oder wie der Herr Pfar­rer, der par­fü­mier­te Ziga­ret­ten rauch­te, dem Kel­er­bau­ern eine ange­bo­ten hat­te, die die­ser mit den Wor­ten „Herr Pfar­rer, wenn Sie die­se Apo­the­ke rau­chen, dann freggst“ dan­kend ablehn­te. Gehol­fen hat es nichts, der Pfar­rer hat wei­ter geraucht. Oder wie der Zeu­bier Hans nach dem Zwei­ten Welt­krieg sei­ne Ablie­fe­rungs­quo­te an den Bay­reu­ther Milch­hof nicht ein­hal­ten konn­te, weil er sei­ne Kühe auch als Zug­tie­re ein­ge­spannt hat. Die Lösung: Er hat die Milch mit bestem Quell­was­ser aus dem Zeu­ba­cher Berg gestreckt und dabei vor sich hin­ge­mur­melt: „Die Bay­reu­ther sau­fens schon.“

Zwi­schen den Lesun­gen spiel­te der Tau­send­sas­sa-Musi­kant Franz Zwo­sta aus Holl­feld mit sei­ner Quetschn auf. Er spielt sogar die Nasen­flö­te, die er an die­sem Abend aber nicht dabei hat­te. Aber dann viel­leicht beim näch­sten hei­te­ren frän­ki­schen Lese­abend, der eine Wie­der­ho­lung ver­dient hat.